Schraubenarthrorise nach De Pellegrin beim kindlichen Knick-Senkfuß – 1-Jahres Follow-Up-Analyse des Gangbildes und der plantaren Druckverteilung – eine Pilotstudie

Einleitung: Der flexible Knick-Senkfuß ist definiert als ein belastungsabhängiges Absenken des Längsgewölbes kombiniert mit einer Eversionsstellung des Kalkaneus. Die Prävalenz wird bei Kindern im Vorschulalter mit bis zu 90% angegeben. Ein Großteil erfährt jedoch eine spontane Korrektur bis zum...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Pape, Jonas Paul
Beteiligte: Peterlein, Christian-Dominik (Prof. Dr. med. ) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung: Der flexible Knick-Senkfuß ist definiert als ein belastungsabhängiges Absenken des Längsgewölbes kombiniert mit einer Eversionsstellung des Kalkaneus. Die Prävalenz wird bei Kindern im Vorschulalter mit bis zu 90% angegeben. Ein Großteil erfährt jedoch eine spontane Korrektur bis zum 10. Lebensjahr, weshalb lediglich 3-5% an einem persistierenden Knick-Senkfußes leiden. Als Ursache der Pathologie wird dabei vorwiegend eine Laxizität der Sehne des M. tibialis posterior diskutiert. Konservative Ansätze mittels Orthesen konnten in unterschiedlichen Studien keinen signifikanten Nutzen aufweisen, weshalb bei symptomatischen Verläufen eine operative Korrektur indiziert ist. Die hier angewandte Schraubenarthrorise nach de Pellegrin bedient sich einer mechanischen Blockierung des Talus durch eine lateral in den Kalkaneus eingebrachte Schraube. Dadurch wird ein Abkippen des Kalkaneus in eine übermäßige Valgusposition verhindert. Das Outcome dieses Therapieansatzes wurde bisher in Studien nahezu ausschließlich mittels röntgenologischer Parameter beurteilt, klinische funktionelle Betrachtungen fehlen fast vollständig. Ziel dieser Studie ist es, erstmalig die Ergebnisse ein Jahr nach erfolgter Schraubenarthrorise nach de Pellegrin in einer prospektiv klinischen Untersuchung mittels einer funktionellen Ganganalyse zu evaluieren. Methoden: Untersucht wurden 14 Kinder (27 Füße), die im Zeitraum zwischen 2015 und 2018 an einem Knick-Senkfuß am Universitätsklinikum Marburg operiert wurden. Inhalt der Studie war die Untersuchung der Probanden mittels 2D-Ganganalyse und pedobarographischer Druckmessung. Hierbei wurden der Rückfußwinkel, der Fersenbodenwinkel, die Beinachse und die plantare Druckverteilung sowohl statisch, als auch in einer dynamischen Aufnahme vermessen. Zur Beurteilung der Fußfunktion und des subjektiven Verlaufs wurden der AOFAS-Score und die visuelle Analgoskala "Fuß und Sprunggelenk" herangezogen. Daten wurden prä-operativ, drei Tage post-OP, zwei Wochen post-OP, vier Wochen post-OP und ein Jahr nach Operation erhoben. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte unabhängig. Da es sich um eine Pilotstudie handelt, wurde auf eine statistische Korrektur des multiplen Testens verzichtet. Das Niveau für statistische Signifikanz wurde auf 5% festgelegt. Ein Einverständnis der lokalen Ethikkommission wurde vor Studienbeginn eingeholt. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter bei OP betrug 12,14 Jahre (Spanne: 9,25 – 14,28 Jahre). Es traten keine größeren intraoperativen und postoperativen Komplikationen auf. Die Auswertung der Messwerte ergab sowohl für die Aufnahmen der Ganganalyse als auch der Pedobarografie überwiegend hoch signifikante Verbesserungen der ermittelten Parameter. Dabei zeigte sich in der dynamischen Ganganalyse eine deutliche Reduktion des Fersenbodenwinkel von 7,94° präoperativ (SD: 3,15) auf 1,22° (SD: 2,15°) ein Jahr postoperativ [p<0,001], sowie des Achillessehnenwinkels von präoperativ 12,65° Valgusstellung (SD: 2,56°) auf 6,07° (SD: 2,30°) ein Jahr postoperativ [p<0,001]. In der dynamischen Pedobarografie ergab sich eine Umverteilung der Druckbelastung der lateralen Fußhälfte (in Prozent bezogen auf den Gesamtfuß) von 51,39% (SD: 9,29%) präoperativ zu 56,85% (SD: 5,75%) ein Jahr postoperativ [p=0,006]. Eine signifikante Veränderung der Beinachse konnte nicht nachgewiesen werden. Die klinischen Ergebnisse der Fragebögen besserten sich ebenfalls signifikant. Diskussion: Mit dieser Studie erfolgte erstmals eine prospektive klinische Untersuchung einer Schraubenarthrorise nach de Pellegrin beim kindlichen Knick-Senkfuß mittels funktioneller Ganganalyse. Hierbei zeigten sich eine deutliche Verbesserung der Funktion des unteren Sprunggelenks hin zu einer achsgerechten Rückfußstellung, eine größere Belastung des Außenfußes mit Aufrichten des Längsgewölbes, sowie eine Schmerzreduktion der Probanden. Bei einer weiterführenden Korrelationsanalyse konnten wir zudem zeigen, dass insbesondere die dynamischen Aufnahmen der Ganganalyse in hohem Maße mit den Ergebnissen der Fragebögen korrelieren. Die Ganganalyse erwies sich dabei als einfache und schonende Diagnostikmethode zur genaueren Untersuchung der Fehlstellung. Die Pedobarografie sehen wir aufgrund der weniger deutlichen Ergebnisse eher als Verlaufsuntersuchung geeignet an.
Umfang:81 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0147