The mental health of refugees and asylum seekers in Germany - Applying transcultural methods and considering intersectional aspects in clinical research

Background: Among immigrants in Germany, refugees and asylum seekers represent a particularly vulnerable sub-population that is at high risk of developing depression and symptoms of post-traumatic stress disorder (PTSD). Research on culturally sensitive mental health care for this group is urgently...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Grupp, Freyja
Beteiligte: Nater-Mewes, Ricarda (Dr.,Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Hintergrund: Innerhalb der Gruppe der MigrantInnen in Deutschland gelten Geflüchtete als Hochrisikogruppe für die Ausbildung von Depressionen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Forschung zu kultursensibler psychotherapeutischer Versorgung von Geflüchteten wird daher dringend benötigt, ist allerdings weitestgehend begrenzt. Zielsetzung: In drei Studien untersucht die vorliegende Dissertation Themenbereiche der psychischen Gesundheit von Geflüchteten und Asylsuchenden in Deutschland. Die Forschungsfragen beschäftigen sich mit der psychometrischen Messung von Depressionen bei Geflüchteten (Studie I) sowie der Erfassung von Erklärungsmodellen der PTBS von Asylsuchenden aus Subsahara Afrika (Studien II & III). Methoden: Zur Untersuchung der Fragestellungen werden grundlegende methodische Ansätze der transkulturellen klinischen Forschung angewandt: Es wird eine Messinvarianzanalyse durchgeführt (Studie I), kombiniert emisch-etische Forschungsperspektiven eingenommen, qualitativ-quantitative Methodentriangulationen durchgeführt, sowie das Konzept der Erklärungsmodelle vorgestellt (Studien II & III). Zudem werden intersektionale Aspekte wie Alter, Geschlecht, Bildung und Religion bei der Datenanalyse berücksichtigt (Studien II & III). Studie I: Die erste Studie untersucht die Messinvarianz des Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9), einem häufig angewandten Screeninginstrument für Depressionen. Hierzu wurden Daten von Geflüchteten in Deutschland und Deutschen ohne Migrationshintergrund analysiert. Konfigurale, skalare, und metrische Messinvarianz wurden getestet. Die Analysen zeigen, dass keine Messinvarianz für den PHQ-9 vorliegt und Unterschiede hinsichtlich der metrischen und skalaren Invarianz bestehen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei einem gleichen latenten Ausmaß depressiver Symptomatik in beiden Gruppen, Geflüchtete höhere Werte in einigen Items und somit auch im Gesamtsummenwert aufweisen. Studien II & III: Studien II und III befassen sich mit Erklärungsmodellen der PTBS von Asylsuchenden aus Subsahara Afrika, größtenteils aus Eritrea, Somalia und Kamerun. In beiden Studien wurden kombinierte emisch-etische Forschungsperspektiven, durch die Triangulation einer quantitativen mit einer qualitativen Methodik, eingenommen. Hierzu wurden Fragebogenstudien gepaart mit Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Studie II beschäftigt sich mit Überzeugungen zu möglichen Ursachen der PTBS Symptomatik. Die quantitativen Analysen zeigen, dass Asylsuchende die Symptomatik überwiegend psychologischen und religiösen Ursachen zuschreiben, weniger aber übernatürlichen Ursachen. Im Vergleich jedoch zur deutschen Vergleichsstichprobe ohne Migrationshintergrund attribuieren Asylsuchende die Symptomatik stärker auf religiöse und übernatürliche Ursachen und weniger stark auf schlimme Erlebnisse. Mit Hilfe der qualitativen Auswertungen konnten sechs Kategorien der Ursachenzuschreibung identifiziert werden, die die Asylsuchenden anführten: (a) Traumatische Lebensereignisse, (b) psychologische Ursachen, (c) soziale Ursachen, (d) Post-Migrations Stressoren, (e) religiöse Ursachen sowie (f) übernatürliche Ursachen. Studie III befasst sich mit Intentionen der Hilfesuche und Überzeugungen zur Behandlung einer PTBS Symptomatik. Quantitative Analysen zeigen, dass Asylsuchende höhere Intentionen erkennen lassen eine religiöse, medizinische und psychotherapeutische Behandlung aufsuchen zu wollen. Verglichen mit der deutschen Vergleichsstichprobe lassen Asylsuchende eine höhere Intention erkennen, religiöse und medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, dafür allerdings eine geringere Intention, eine psychotherapeutische oder eine traditionelle Behandlung zu konsultieren. Zudem formulierten Asylsuchende strukturelle und kulturelle Barrieren im Bereich der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland. Fazit: Auf Grundlage thematisch facettenreicher und methodisch vielfältiger Studien, betonen die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation die Wichtigkeit einer speziellen Berücksichtigung von Geflüchteten und Asylsuchenden innerhalb transkultureller klinischer Forschung und Psychotherapie. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass besondere Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse von Geflüchteten und Asylsuchenden hinsichtlich der kultursensiblen Anpassung von Diagnostikinstrumenten sowie der Behandlung der Symptomatik nötig ist. Bei der Arbeit mit Geflüchteten und Asylsuchenden sollten BehandlerInnen die vielfältigen demographischen und kulturellen Kontexte berücksichtigen, in denen der Behandlungsprozess eingebettet sein kann. Zudem sollte Verständnis und Akzeptanz für die diversen kulturellen Hintergründe signalisiert werden und intersektionale Einflussaspekte auf die psychische Gesundheit in Betracht gezogen werden.