Smallholder agriculture and global production networks – challenges for the Romanian peasantry in the globalized agri-food industry

This thesis deals with smallholder agriculture in the Romanian Carpathians and its development within ongoing globalization processes of the dairy sector. Within the thesis, there is a special focus set on changing regulation on regional, national and European level. Further it deals with the new en...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Oppenkowski, Moritz von
Beteiligte: Hassler, Markus (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Thema, wie sich kleinbäuerliche Landwirtschaft in den rumänischen Karpaten durch die fortschreitende Globalisierung des Milchmarkts entwickelt. Dies wird unter dem Gesichtspunkt von sich ändernden Regulierungen auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene sowie unter dem Gesichtspunkt neuer Markteintritte von global agierenden Molkereien und Lebensmittelkonzernen in die geographische und wirtschaftliche Nähe der Kleinbauern untersucht. Die empirischen Teile der Arbeit (Kapitel 4-6) liefern hierbei ein umfassendes Bild über die sozioökonomischen Auswirkungen dieser Prozesse und helfen, die ökologischen Folgen dieser Prozesse abzuschätzen. Verbindendes Glied der Artikel sind die folgenden Gemeinsamkeiten: 1) Die Auseinandersetzung mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft in den rumänischen Karpaten 2) Die Analyse durch die Linse von Produktionsketten- und Netzwerken 3) Die Wichtigkeit des Konzepts der „Embeddedness“ in allen sozioökonomischen Belangen der Kleinbauern 4) Die verwendete Methodik teilstrukturierter Interviews mit der Verschneidung von sekundär-statistischen Daten 5) Die Prägung der Region durch post-sozialistische Strukturen in abgelegenen, bergigen Regionen Rumäniens 6) Die Betonung des Informellen, das der traditionellen Ausübung des kleinbäuerlichen Lebens anhaftet In der näheren Betrachtung des rumänischen Milchsektors fällt auf, dass er durch Subsistenz und Semisubsistenzwirtschaft geprägt ist. Durch Konsolidierungen im Handels- und Molkereisektor ist der Preisdruck in Richtung der Milchproduzenten gewandert. Durch neue europäische, nationale und private Standards und Global Player, die in den rumänischen Markt einsteigen, wird diese Verschiebung des Preisdrucks noch verstärkt. Gleichzeitig sind Kleinbauern, die zuvor in ihrer wirtschaftlichen Informalität akzeptiert wurden, nun nicht mehr in der Lage, ihre hauptsächlichen Vertriebswege zu bespielen. Zudem sind sie durch neue Gesetze und Verordnungen seit Rumäniens EU-Beitritt nicht mehr in der Lage, Rechnungen auszustellen und Subventionen vom Staat einzufordern, so lange sie, wie häufig der Fall, keine juristischen Personen sind. In Kapitel 4 werden die Konsequenzen dieses „Disembeddings“ von Kleinbauern zum Thema. Die Kleinbauern werden in Richtung informeller Aktivitäten gedrückt, oder haben die Möglichkeit in einer neuen globalen Wertschöpfungskette, allerdings ohne Macht gegenüber global agierenden Lebensmittelkonzernen zu agieren. Die theoretischen Ansätze der „Global Value Chains“ und „Global Production Networks“ bilden die Grundlage des Kapitels. Es wird dargestellt, dass informelle Strukturen zum einen eine große Rolle für Kleinbauern spielen, und zum anderen, dass diese in Analysen von Wertschöpfungsketten mit einbezogen werden müssen. Im nächsten Abschnitt, Kapitel 5, geht es um kurze Lebensmittelketten (SFSCs). Sie sind traditionell wichtig für Subsistenz- und Semisubsistenzbauern. Diese SFSCs werden von der EU und der UN durch ihre jeweiligen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung als Teil einer nachhaltigen, zukunftsorientierten Lösung für die Ernährung unserer Gesellschaft wahrgenommen. Während nachhaltige Entwicklung dementsprechend durch diese Institutionen gefördert werden soll und wird, ist die Lebensrealität von Kleinbauern immer noch häufig durch fehlenden Marktzugang, niedrige Investitionsmöglichkeiten, hohen Preisdruck durch globalisierte Konkurrenz und Leadfirms, sowie eingeschränkten Zugang zu Subventionen geprägt. Die Ansätze zu SFSCs und nachhaltiger Entwicklung des ländlichen Raums bilden die theoretische Grundlage dieses Kapitels. In diesem Abschnitt wird diskutiert, dass die spezifischen Voraussetzungen von Kleinbauern in den rumänischen Karpaten und die Ausgestaltung von Subventionen zu einem Verschwinden von SFSCs für Kleinbauern führen werden. Zudem wird argumentiert, dass dies zu erhöhtem Aufgeben der Landwirtschaften führen kann und dass die verbleibenden Kleinbauern ohne eine relevante Verhandlungsposition in global gesteuerten Wertschöpfungsketten eingebunden werden. In der Folge werden die komplexen, integrierten landwirtschaftlichen Systeme, die mit wenig oder ohne Input auskommen häufig zu spezialisierten, landwirtschaftlichen Unternehmen. Dies wiederum ist eine Entwicklung entgegen den Gedanken einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung, in sozialer wie ökologischer Hinsicht. Wie in Kapitel 6 der Arbeit ersichtlich, zeichnet sich der rumänische Sektor kleinbäuerlicher Landwirtschaft auch durch das steigende Alter der bewirtschaftenden Landwirte aus. Viele Bauern geben die Landwirtschaft auf, um in andere Länder zu gehen und dort für mehr Geld zu arbeiten oder sie ziehen in die wachsenden rumänischen Großstädte. Einige geben die Landwirtschaft wegen des hohen Alters auf. Oft finden sie keinen innerfamiliären Nachfolger für ihr Land. Das führt zu vielen kleinen Parzellen, die brach liegen und neuen Besitz- und Pachtstrukturen. In den abgelegenen und hügeligen Landschaften der Karpaten ist der Konsolidierungs- und Flächendruck durch globale industrielle Landwirtschaftsbetriebe noch nicht so groß wie in anderen Teilen Rumäniens. Dies lässt Platz für andere Entwicklungen als die Übernahme durch Großkonzerne. Das sechste Kapitel beschäftigt sich damit, was die „Push- und Pullfaktoren für mögliche Nachfolger in Familienbetrieben sind und damit, was mit dem Land passiert, wenn sich kein innerfamiliärer Nachfolger für das Land findet. Während der „Resource-Based-View“ Grundlage für das Verständnis von Farmnachfolge ist, wird die Frage nach dem Schicksal der Landflächen mit dem Konzept der „Embeddedness“ aus der Diskussion um „Global Production Networks“ theoretisch unterlegt. Es wird diskutiert, dass vor allem soziale und Netzwerk-„Embeddedness“ eine entscheidende Rolle sowohl für die wichtigsten Ressourcen, die für die Übernahme von Familienhöfen entscheidend sind, als auch für das Schicksal des nicht weiter bewirtschafteten Landes spielen. Methodisch stützt sich die Arbeit im Kern auf ca. 25 halb-standardisierte Interviews aus denen, im Sinne einer „Grounded Theory“, Erkenntnisse zu den Forschungsfragen gewonnen wurden. Abschließend ist festzuhalten, dass die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen für Kleinbauern in den rumänischen Karpaten mit vielen Herausforderungen verbunden sind. Im Sinne einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung und des Erhalts der kulturell und biologisch vielfältigen, sowie pro Fläche hocheffizienten landwirtschaftlichen Systeme bedarf es einer Stärkung der Kleinbauern in ihren jeweiligen Wertschöpfungsketten durch Kollaboration, Subventionsdesign und erhöhtes Bewusstsein ihrer Wichtigkeit.