Effects of public policy measures on regional economic growth: Evidence from German labour market regions and Chinese provinces
Existing dissimilar economic conditions, which are observable in many countries worldwide, are economically inefficient and also imply important political and social challenges, for example, the increasing achievements of populist movements, particularly in economically underdeveloped regions. Thus,...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | English |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2019
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Table of Contents:
In vielen Ländern auf der Welt herrschen ungleiche ökonomische Bedingungen. Diese werden als ökonomisch ineffizient betrachtet und implizieren zudem vielfältige politische und soziale Herausforderungen. Ein Beispiel ist der zunehmende Erfolg von populistischen Parteien, vornehmlich in ökonomisch schwächeren Regionen. Daher stellt die Entwicklung von ökonomisch schwächeren Regionen gegenwärtig ein wichtiges politisches Ziel dar. Der Identifizierung von Treibern für ökonomisches Wachstum und, darauf basierend, der Entwicklung von effizienten regionalen Politikmaßnahmen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.
Auf Grundlage der ökonomischen Wachstumstheorie leistet die vorliegende Arbeit anhand von vier deutschen und einer chinesischen Studie einen Beitrag dazu, die komplexen Effekte von verschiedenen Politikmaßnahmen zur Förderung regionalen Wachstums zu identifizieren. Die analysierten Politikmaßnahmen in Deutschland werden auf Ebene der Arbeitsmarktregionen untersucht und umfassen die Strukturförderung, den regionalen Finanzausgleich und öffentliche Forschungsaktivitäten. Für China werden die Effekte von Forschungs- und Entwicklungssubventionen (FuE-Subventionen) an Firmen auf der Ebene von Provinzen untersucht. China wurde dabei aufgrund der derzeit dort ablaufenden wirtschaftlichen Umbrüche als ergänzendes Fallbeispiel gewählt: aufgrund von sinkenden Wachstumsraten treibt die chinesische Regierung über eine Vielzahl an Politikmaßnahmen die Transformation von einer kapital- hin zu einer innovationsorientierten Wachstumsstrategie voran.
Durch neu gewonnene empirische Erkenntnisse erweitert die vorliegende Dissertation jüngste empirische deutsche und chinesische Studien. Jene Studien untersuchen die ökonomischen Wirkungen von Politikmaßnahmen einerseits vor allem durch Teileffektanalysen (Eingleichungsmodelle) und beschränken sich, andererseits, hauptsächlich auf die Auswirkungen der Politikmaßnahmen auf eine bestimmte Output-Variable (häufig die regionale Produktionsmenge). Daher bleiben indirekte Effekte zwischen den einzelnen ökonomischen Variablen eines regionalen Produktionssystems sowie die Auswirkungen auf weitere wichtige ökonomische Variablen unberücksichtigt. Diese beiden bislang vernachlässigten Aspekte werden in der vorliegenden Arbeit aufgegriffen. Durch die Analyse von mehreren deutschen Politikmaßnahmen werden zudem Alleinstellungsmerkmale identifiziert und konkreter Implikationen zur Förderung verschiedener ökonomischer Variablen für Deutschland abgeleitet. Schließlich wird die Bedeutung von regionalen Kontextbedingungen untersucht, welche die Wirkungen von öffentlichen Investitionen beeinflussen. Jede Fallstudie dieser Dissertation behandelt eigene Forschungsfragen. Diese fügen sich zu folgenden übergeordneten Fragestellungen zusammen:
1. Welche Gesamteffekte haben die analysierten Politikmaßnahmen in Deutschland und China auf verschiedene regionale Input und Output-Faktoren einer regionalen Produktionsfunktion?
2. Tragen die analysierten deutschen Politikmaßnahmen durch unterschiedliche Transmissionskanäle zur regionalen Entwicklung bei und lassen sich Alleinstellungsmerkmale identifizieren?
3. Hängen die wirtschaftlichen Effekte der deutschen Strukturförderung und des regionalen Finanzausgleichs von regionalen Kontextbedingungen wie der Absorptionsfähigkeit, der Economic Freedom und den politisch-wirtschaftlichen Bedingungen einer Region ab?
Die ersten beiden Forschungsfragen fokussieren auf nicht-konditionale Effekte von Politikmaßnahmen, welche als die geschätzten Effekte auf Grundlage der Grundgesamtheit der deutschen Regionen beziehungsweise der chinesischen Provinzen definiert werden. Die durchgeführten Analysen basieren auf vektorautoregressiven (VAR) Modellen in Kombination mit graphischen Impulse Response Function Analysen. Dieser Ansatz erlaubt empirischen Wissenschaftlern ausdrücklich die Berechnung von ökonomischen Gesamteffekten auf mehrere definierte ökonomische Variablen.
Die Ergebnisse der Analysen belegen (nicht konditionalen Effekte), dass ein Anstieg der Strukturförderung in Deutschland mit statistisch signifikant positiven Effekten auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Erwerbsperson, das Humankapital und die Beschäftigungsquote in Verbindung gesetzt werden kann. Dagegen lässt sich der regionale Finanzausgleich ausschließlich mit statistisch signifikant positiven Effekten auf die regionale Beschäftigungsquote verknüpfen. Die Resultate zu öffentlichen Forschungsaktivitäten zeigen, dass eine Erhöhung der Publikationsrate von öffentlichen Forschungsinstituten mit positiven Effekten auf die regionale Investitionsquote in physisches Kapital und die Beschäftigungsquote verknüpft ist. Während für Forschungsaktivitäten an Universitäten keine statistisch signifikanten regionalen Effekte identifiziert werden, haben öffentliche Drittmittel an Universitäten und Fachhochschulen positive Effekte auf das regionale BIP pro Erwerbsperson, die Patentrate und Beschäftigtenquote. Zudem weisen die Ergebnisse auf eine stärkere lokale Einbettung von Fachhochschulen hin: Ein Anstieg der (öffentlichen) Drittmittel an Fachhochschulen geht mit positiven Effekten auf das regionale Humankapital, die Beschäftigten- und Investitionsquote in physisches Kapital einher.
Die Analyse für chinesische Provinzen belegt, dass eine Erhöhung der öffentlichen FuE-Subventionen die privaten FuE-Investitionen senkt und somit ein primäres Ziel der Politikmaßnahme nicht erreicht wird. Jedoch kann auch ein signifikant positiver Effekt auf den Bestand an privatem FuE-Personal identifiziert werden. Darüber hinaus wirkt sich eine Erhöhung der FuE-Subventionen statistisch signifikant positiv auf die technologische Entwicklung und die Kapitalinvestitionen aus (Investitionen in physisches Kapital und Wohngebäude).
In Bezug auf die dritte Forschungsfrage dieser Dissertation heben die Untersuchungen den Einfluss der regionalen Absorptionsfähigkeit und der Economic Freedom auf die Effizienz der deutschen Strukturförderung hervor. Regionen mit einer geringen Absorptionsfähigkeit und Economic Freedom profitieren von Strukturinvestitionen vor allem durch eine erhöhte Investitionsquote. Eine positive Entwicklung der regionalen Technologie und des BIPs tritt dagegen nicht ein. Weisen Regionen dagegen eine hohe Absorptionsfähigkeit und Economic Freedom auf, lösen Strukturinvestitionen signifikant positive Effekte auf das regionale BIP und die Innovationstätigkeit aus. Zudem lässt eine der durchgeführten Teilstudien zur Effekt-Heterogenität für den regionalen Finanzausgleich in Deutschland darauf schließen, dass nur in einzelnen Jahren statistisch signifikante Unterschiede resultieren. Eine Erhöhung der regionalen Finanzausgleichszahlungen ist mit einem statistisch signifikanten Anstieg der Investitionsquote in ostdeutschen und der Beschäftigungsquote in westdeutschen Regionen verbunden. Zudem belegen die Ergebnisse, dass ein Anstieg der Finanzausgleichszahlungen nur in Regionen, welche vornehmlich die Christdemokratische Partei/Christlich-Soziale Partei (CDU/CSU) unterstützen, mit positiven Effekten auf die Human- und Investitionsquote einhergeht. Im Gegenzug lassen sich positive Effekte auf das BIP nur in Regionen identifizieren, welche besonders die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) unterstützen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit verdeutlichen die komplexen und wechselseitigen Wirkmechanismen der analysierten Politikmaßnahmen. Diese tragen in vielfältiger Weise zur regionalen Entwicklung bei, indem sie unterschiedliche ökonomische Variablen positiv beeinflussen. Daher greifen Analysen zu kurz, die ausschließlich die Effekte auf die regionale Produktionsmenge betrachten. Es wird zudem deutlich, dass Politiker zwischen verschiedenen Maßnahmen auswählen können, um die Entwicklung einzelner ökonomischer Faktoren zu fördern. Schließlich zeigt sich, dass regionale technologische und institutionelle Bedingungen die Effizienz von Politikmaßnahmen positiv beeinflussen – vor allem der deutschen Strukturförderung. Politiker sollten daher mehr Anreize für bessere regionale Kontextbedingungen setzen und Investitionen vornehmlich in Regionen mit bereits guten Bedingung lenken.