Langzeitevaluation der Hämorrhoidopexie nach Longo: Ein 15-Jahres Follow-Up

Langzeitevaluation der Hämorrhoidopexie nach Longo: Ein 15-Jahres Follow-Up Hintergrund Eine der am häufigsten verwendeten operativen Verfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens stellt die staplergestützte Hämorrhoidopexie nach Longo dar. Im Vergleich zu konservativen Opera...

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Main Author: Jäger, Pia
Contributors: Schneider, Ralph (PD Dr. med.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2018
Subjects:
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Description
Summary:Langzeitevaluation der Hämorrhoidopexie nach Longo: Ein 15-Jahres Follow-Up Hintergrund Eine der am häufigsten verwendeten operativen Verfahren zur Behandlung des fortgeschrittenen Hämorrhoidalleidens stellt die staplergestützte Hämorrhoidopexie nach Longo dar. Im Vergleich zu konservativen Operationsverfahren konnten für diesen Eingriff kürzere Operationszeiten, Krankenhausaufenthalte, Arbeitsunfähigkeit und Rekonvaleszenzzeiten sowie geringere postoperative Schmerzen und höhere Patientenzufriedenheit bei ähnlicher Komplikationsrate gezeigt werden [29]. Während erste Studien jedoch darauf hindeuten, dass die Rezidivrate bei der Staplerhämorrhoidopexie nach Longo gegenüber den konventionellen Methoden erhöht ist, liegen zum Zeitpunkt dieser Untersuchung bislang keine Langzeitergebnisse mit einem Beobachtungszeitraum von über 10 Jahren vor. Ziel dieser Untersuchung ist es, erste Langzeitergebnisse zu dem Outcome der Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo mit einem mittleren Beobachtungszeitraum von über 15 Jahren zu erhalten. Betrachtet werden sollen neben Symptomen, Rezidiven, Folgebehandlungen und Komplikationen in einer ersten Analyse auch der Einfluss von Alter und Geschlecht der operierten Patienten. Methodik Es erfolgte eine telefonische Befragung der in den Jahren 1999 – 2003 an den Kliniken Essen-Mitte durch die Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo operierten Patienten, die an der Follow-Up Studie teilnehmen. Eine erste Langzeituntersuchung dieser untersuchten Patientengruppe wurde im Jahr 2011 durch Hinrichs und Ommer veröffentlicht [60].Mit Hilfe eines Fragebogens erfolgte die Befragung teilstandardisiert, so dass neben den direkt erfragten Aspekten auch qualitativ im Sinne eines explorativen Ansatzes Informationen miteinbezogen werden konnten. Erfasst wurden neben Angaben zu Hämorrhoidalsymptomen im bisherigen postoperativen Verlauf, erneuten Behandlungen, Komplikationen und Zufriedenheit auch personenbezogene Angaben zu Alter, Geschlecht und Operationszeitpunkt. In der statistischen Analyse erfolgte nach einer deskriptiven Auswertung der Angaben eine multivariate Analyse bezüglich des Einflusses von Alter und Geschlecht auf den Operationsoutcome. Befragung, Dateneingabe und Analyse wurden zu Beginn der Erhebung im Sinne eines Pretests pilotiert und nach einer ersten Pretest-Auswertung anschließend adaptiert, so dass die weiterführende Erhebung und Analyse optimiert wurden. Ergebnisse Von den 233 an der Follow-Up Studie teilnehmenden Patienten (insgesamt operierte Patienten: n = 259) konnten in dieser Studie 117 Patienten befragt werden, die vor im Durchschnitt 15,23 Jahren auf Grund eines Hämorrhoidalleidens mit einer staplergestützten Hämorrhoidopexie nach Longo behandelt wurden. Von diesen befragten Patienten berichteten 52,86% (61/116), seit der Operation an keinerlei Hämorrhoidalbeschwerden mehr zu leiden. Bei 22,41% (26/116) traten Beschwerden nach mehr als 10, bei 1,72% (2/116) nach fünf bis 10, bei 6,03% (7/116) nach drei bis fünf und bei 2,59% (3/116) nach ein bis drei Jahren auf. Weitere 10,34% (12/116) der befragten Patienten gaben an, nie und 4,31% (5/116) unter einem Jahr beschwerdefrei gewesen zu sein. Von den Patienten, die nicht vollständig beschwerdefrei waren (n = 55), erfuhren 83,33% (40/48) eine Minderung der Hämorrhoidalsymptomatik bis zum Zeitpunkt dieser Erhebung. Eine erneute Behandlung des Hämorrhoidalleidens im bisherigen postoperativen Verlauf erfolgte bei insgesamt 21,43% (24/112) der befragten Patienten: bei 15,18% (17/112) war ein operativer Eingriff auf Grund eines Rezidivs notwendig; 16,07% (18/112) erhielten eine Verödungsbehandlung und 20,72% (20/112) Behandlungen durch Salben oder Zäpfchen. Dass eine Stuhlhalteschwäche nach der Operation erstmalig aufgetreten sei, berichteten 15,45% (17/110) der befragten Patienten. Einer dieser Patienten (0,9%) gab an, dass diese nach der Operation vorübergehend aufgetreten sei. Weitere 28,0% (21/75) beklagten eine neu aufgetretene Stuhldrangsymptomatik ohne fäkale Inkontinenz im postoperativen Verlauf. Bei 9,38% (9/96) trat nach eigenen Angaben eine Stuhlentleerungsstörung nach der Operation erstmalig auf. In der Analyse des Einflusses von Alter und Geschlecht auf den Operationsoutcome zeigte sich, dass weibliche Patienten etwas seltener eine vollständige Beschwerdefreiheit durch die Operation erfuhren als männliche. Weiter geben mit zunehmendem Alter mehr Patienten an, durch die Operation eine vollständige Beschwerdefreiheit bis zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung erfahren zu haben. Zudem trat bei den operierten Frauen etwas häufiger eine postoperative Stuhlhalteschwäche auf, ebenso mit zunehmendem Alter. In der multivariaten Analyse bestand jedoch weder für die Variable „Alter“ noch „Geschlecht“ eine Signifikanz in Bezug auf die Erlangung einer vollständigen Beschwerdefreiheit. Die Frage nach der persönlichen Zufriedenheit mit der Operation beantworteten 81,58% (93/114) der Patienten mit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“, 7,89% (9/114) mit „mäßig zufrieden“ (99/114) und 10,53% (12/114) mit „gar nicht zufrieden“. In der Gruppe der „gar nicht zufriedenen“ Patienten ist dabei der Anteil der operierten weiblichen Patienten erhöht - 17,95% (7/39) der operierten Frauen geben gegenüber 6,67% (5/75) der operierten Männer an „gar nicht zufrieden“ zu sein. Diskussion Obgleich bei einer vollständigen Heilung des Hämorrhoidalleidens bei 52,86% (61/116) und anhaltender Beschwerdeminderung bei weiteren 22,41% (26/116) ein Großteil der operierten Patienten deutlich von dem Verfahren profitiert, erscheinen die erfasste Rezidivrate von 47,41% (55/116) sowie die Komplikationsraten für Stuhlhaltestörungen und Stuhldrangsymptomatik mit VIII 15,45% (17/110) bzw. 17,95% (21/117) bis 28,0% (21/75) insgesamt hoch im Langzeitverlauf. Vorherige Untersuchungen mit einem kürzeren postoperativen Beobachtungszeitraum beschreiben dabei deutlich geringere Komplikationsraten und eine höhere Operationserfolgsrate [11,34,38]. In einer multizentrischen Auswertung im Jahr 2001 von Herold et. al. ergab sich eine Komplikationsrate von 9,8% [29]. Jedoch liegen zum Zeitpunkt dieser Studie weder für konventionelle Verfahren noch für die Stapler-Hämorrhoidopexie Langzeitstudien mit einem mit dieser Untersuchung vergleichbaren Beobachtungszeitraum vor. In Betrachtung der vorliegenden Ergebnisse scheint es möglich, dass weibliche Patienten stärker von der Operation profitieren als männliche, obgleich diese Deskription keine Kausalitätserklärung liefert. In den letzten Leitlinien [29] wird eine Therapie des Hämorrhoidalleidens in Abhängigkeit des klinischen Untersuchungsbefundes und der Beschwerdesymptomatik empfohlen. Obwohl ein individuelles therapeutisches Vorgehen gefordert wird, werden keine konkreten Empfehlungen auf mögliche zu berücksichtigende Einflussfaktoren gegeben. Sowohl in Bezug auf mögliche Einflussfaktoren auf den Operationsoutcome als auch auf den Langzeitvergleich verschiedener operativer Verfahren erscheint daher eine weiterführende Forschung zu Gunsten einer individualisierten und patientenorientierten Versorgung erstrebenswert. Fazit Es zeigte sich in dieser Untersuchung eine hohe Komplikations- und Rezidivrate im postoperativen Verlauf der staplergestützten Hämorrhoidopexie nach Longo. In Betrachtung der vorliegenden Datenlage erscheint eine zurückhaltende Indikationsstellung nach wie vor sinnvoll zu sein.
Physical Description:151 Pages
DOI:10.17192/z2018.0348