The Information Gathering Framework. A Cognitive Model of Regressive Eye Movements during Reading

During reading the eyes do not smoothly slide trough the sentence, they rather show an alternating pattern of stable phases (so called fixations) and jumps (so called saccades). Whereas most of the saccades are in the direction of reading (i.e., from left to right in most Western European writing sy...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Weiß, Anna Fiona
Beteiligte: Bornkessel-Schlesewsky, Ina (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Wenn wir lesen, gleiten unsere Augen nicht durch den Satz, sondern sie springen. Während aber die meisten dieser Sprünge, auch Sakkaden genannt, in der Leserichtung erfolgen, bewegen sich bei ca. 15% der Sakkaden die Augen in die entgegengesetzte Richtung. Obwohl diese so genannten Regressionen der Leseforschung seit Jahrzehnten wohlbekannt sind, bilden ihre genauen Ursachen und Funktionen nach wie vor ein Forschungsdesiderat, was auch darin begründet liegt, dass eine Erklärung sowohl okulomotorische als auch linguistische Aspekte berücksichtigen muss. Die vorliegende Arbeit versucht, sich diesem Problem zu nähern. Dazu wird im ersten Teil nach einer kritischen Analyse der aktuellen Forschungslage ein eigenes Blickbewegungsmodell entworfen, das so genannte Information Gathering Framework, welches das komplexe Zusammenspiel von Fixationszeiten und Regressionsraten während des Lesens zu erklären versucht. Das Modell basiert auf der einfachen Annahme, dass eine Regression immer dann ausgelöst wird, wenn zusätzliche Information über vorherigen Input benötigt wird, genauer gesagt, Information über die Identität eines vorangegangen Wortes. Im zweiten Teil der Arbeit werden zwei empirische Studien vorgestellt, die wichtige Annahmen des entwickelten Modells testen und weitere Erkenntnisse über die Rolle von regressiven Blickbewegungen für die Satzinterpretation liefern. In der ersten Studie, einer Blickbewegungsstudie, wurde der Einfluss von unterschiedlichen Verständnisfragen auf das Regressionsmuster beim Lesen von normalen und anormalen englischen Sätzen untersucht. In der zweiten Studie lag der Fokus neben einer sprach-vergleichenden Untersuchung mit deutschen Sätzen auf den neurobiologischen Unterschieden zwischen progressiven und regressiven Sakkaden. Dazu wurden Blickbewegungsmessungen in ein Verfahren mit funktionalen Bildgebung (fMRT) integriert und die neuronale Antwort des Gehirns auf die beiden Sakkadentypen analysiert. Die Ergebnisse beider Studien bestätigen wichtige Annahmen des Information Gathering Frameworks. So konnte im Besonderen eine klare funktionale Dissoziation zwischen verlängerten Fixationszeiten und Regressionsraten, die beide als Indiz für linguistische Verarbeitungsschwierigkeiten gelten, nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurde auch die Annahme des Modells, dass neben der gemeinsamen Grundfunktion zwei unterschiedliche Typen von Regression existieren, anhand der Blickbewegungsmuster bestätigt. Die neuronalen Ergebnisse liefern ferner weitere Evidenz für die funktionale Dissoziation zwischen progressiven und regressiven Sakkaden. Zusammengefasst präsentiert die vorliegende Arbeit das erste umfassende kognitive Blickbewegungsmodell zu regressiven Sakkaden während des Lesens, das den hierarchischen linguistischen Verarbeitungsprozess berücksichtigt und gleichzeitig die wichtigsten Befunde des menschlichen Leseverhaltens erklären kann.