Arbeit peripher. Arbeit, Raum und Geschlecht am Rande der Erwerbsgesellschaft

Die Dimension des Raums wurde bislang in der Arbeitsforschung so gut wie nicht betrachtet. Gleichzeitig hat die genderorientierte Geographie und Raumforschung eine Vielfalt an empirischen Ergebnissen herausgearbeitet, die deutlich machen, dass sich Arbeit, Geschlecht und Raum wechselseitig bedingen....

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Bibliografiske detaljer
Hovedforfatter: Brand, Ortrun
Andre forfattere: Kurz-Scherf, Ingrid (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprog:German
Udgivet: Philipps-Universität Marburg 2016
Fag:
Online adgang:PDF-Volltext
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Beskrivelse
Summary:Die Dimension des Raums wurde bislang in der Arbeitsforschung so gut wie nicht betrachtet. Gleichzeitig hat die genderorientierte Geographie und Raumforschung eine Vielfalt an empirischen Ergebnissen herausgearbeitet, die deutlich machen, dass sich Arbeit, Geschlecht und Raum wechselseitig bedingen. Dies stützt sich nicht zuletzt auf Ergebnisse zur Strukturierung des Raums durch Geschlechterverhältnisse. Im Zentrum der Studie steht deshalb die Forschungsfrage, welche Möglichkeit zur Erwerbsarbeit unter Berücksichtigung des Verhältnisses von Arbeit und Leben und vor dem Hintergrund der vergeschlechtlichten Strukturen des Raums besteht. Erkenntnisse zu dieser Frage sind insbesondere mit Blick auf den vielfach thematisierten Wandel der Arbeitswelt relevant. Denn dieser Wandel hat, so die gängigen Annahmen, neben anderen Aspekten zu einer räumlichen Flexibilisierung der Arbeit geführt, die sich in mehr mobiler Arbeit und einer Vielzahl an Arbeitsorten zeigt. Die Forschungsfrage wird in Bezug auf eine gesellschaftliche Gruppe gestellt, die am Rand der Erwerbsgesellschaft zu verorten ist. Diese Auswahl ermöglicht eine perspektivische Alternative zu solchen Verzerrungen, die nicht selten durch einen Fokus auf Hochqualifizierte bzw. Privilegierte produziert werden. Die Studie gliedert sich in drei Komplexe: Erstens die Rekonstruktion von Arbeitsbezügen in Raumtheorien, zweitens die Rekonstruktion von Raumstrukturen und -politiken und ihre Bedeutungen für (Erwerbs-)Arbeit sowie drittens die exemplarische Analyse der räumlichen Möglichkeit zur Erwerbsarbeit anhand empirischer Daten zu SGB II-Leistungsbeziehenden. Dabei kann gezeigt werden, dass sich gerade unter restriktiven Bedingungen die soziale Lage, die räumliche Lage und die gesellschaftliche Gestaltung von Raumstrukturen und Geschlecht wechselseitig verstärken. Diese gegenseitige Verstärkung kulminiert in einem relativen zentralen oder peripheren Ort der Lebensvollzüge. Als zentrale konzeptionelle Ergebnisse der Studie sind damit drei Komplexe herauszustellen: Erstens sollte die Arbeitsforschung, wenn sie Arbeit in ihrer gesamten Bedeutung untersuchen will, auch systematisch das Verhältnis von Wohnort zu Arbeitsort und die Vielfalt der Arbeitsorte einbeziehen. Zweitens ist Mobilität für Arbeitsforschung von Bedeutung, weil sie die Überbrückung der in der Moderne etablierten räumlichen Trennung von Lebens- und Arbeitsbereichen ermöglicht. Drittens sollte die Arbeitsforschung berücksichtigen, dass Arbeit über ihre sozialen Bedingungen und ihre räumliche Lage an die Peripherie verwiesen werden kann. Dies gilt sowohl für unbezahlte als auch für bezahlte Arbeit. Eine solche Peripherisierung von Arbeit bringt erhebliche negative Konsequenzen für die gesellschaftliche Teilhabe der davon Betroffenen mit sich.
DOI:10.17192/z2017.0121