Intrakranielles Stenten bei vertebrobasilären Stenosen - eine Fallbeobachtung im Langzeitverlauf

Die vorliegende Arbeit erfasst die Patienten, die zwischen März 2006 und März 2007 aufgrund einer symptomatischen intrakraniellen Stenose des vertebrobasilären Stromgebiets an der Universitätsklinik Marburg in der Abteilung für Neuroradiologie interventionell behandelt wurden. Insgesamt wurden el...

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Main Author: Lübbesmeyer, Jan-Albert
Contributors: Bien, Siegfried (Prof. Dr. med.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2015
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Die vorliegende Arbeit erfasst die Patienten, die zwischen März 2006 und März 2007 aufgrund einer symptomatischen intrakraniellen Stenose des vertebrobasilären Stromgebiets an der Universitätsklinik Marburg in der Abteilung für Neuroradiologie interventionell behandelt wurden. Insgesamt wurden elf Patienten interventionell mittels intrakranieller Stentimplantation behandelt und retrospektiv erfasst. Das Ziel der Arbeit war, die Patienten in Bezug auf die technische Erfolgsrate, das klinische Outcome nach der Intervention und die Beurteilung des klinischen Langzeitverlaufs zu analysieren. Von besonderem Interesse war das Patientenkollektiv, welches trotz aggressiver medikamentöser Therapie eine progrediente ischämische Symptomatik entwickelte. Zwischen März 2006 und März 2007 wurden bei elf Patienten dreizehn behandlungswürdige Stenosen des vertebrobasilären Stromgebiets diagnostiziert und einer interventionellen Angiographie zugeführt (neun m, zwei w, Alter 50 - 77 Jahre, im Mittel 63,3 Jahre). Neun von elf Patienten erhielten bereits vor dem qualifizierenden ischämischen Ereignis eine antithrombotische Medikation. Drei Patienten entwickelten unter einer aggressiven antithrombotischen Medikation bestehend aus ASS und Clopidogrel bzw. einer Kombination von Marcumar und Clopidogrel eine progrediente ischämische Symptomatik. Der präinterventionelle Stenosegrad betrug im Mittel 87,4% (SA 2,64). Von den zwölf erfolgreich interventionell behandelten Läsionen konnten zehn (83,3%) während des ersten Versuchs mit dem Stent tragenden Kathetermaterial erreicht werden. In den beiden anderen Fällen konnte nach einem Wechsel des Kathetermaterials in einem zweiten Versuch eine erfolgreiche Stentimplantation durchgeführt werden. Die technische Erfolgsrate lag insgesamt bei 92,3%. Der postinterventionelle Stenosegrad betrug im Mittel 15,6% (SA 3,62). Die periinterventionelle Komplikationsrate, die mit einer Verschlechterung des klinisch-neurologischen Zustandes einherging lag bei 9,1%. Nicht neurologische Komplikationen konnten nicht nachgewiesen werden. Neu aufgetretene Diffusionsstörungen ergaben sich in 66,7% der behandelten Fälle, wobei es jedoch nur in einem Fall zu einer klinisch objektivierbaren Verschlechterung des Allgemeinzustands kam. In vier Fällen, in denen die medikamentöse Therapie versagt hatte, konnte nach interventioneller Behandlung kein erneutes ischämisches Ereignis dokumentiert werden. In zwei Fällen ergab sich eine vorwiegend hämodynamisch begründete ischämische Symptomatik bedingt durch eine unzureichende Kollateralisierung. Im Anschluss an die Stentimplantation zeigte sich ein normalisiertes Flussprofil, weitere Ischämien konnten nicht beobachtet werden. Der Nachbeobachtungszeitraum war individuell sehr verschieden und betrug in fünf Fällen bis zu 42 Monaten, während die anderen Patienten der langfristigen Nachsorge nicht zur Verfügung standen. Im Mittel wurden die Patienten 19,6 Monate nachbeobachtet (SA 12,37). Im langfristigen Verlauf ergab sich in 72,7% der Fälle eine Beschwerdebesserung bzw. eine Stabilisierung des klinischneurologischen Allgemeinzustands. Die medikamentös therapierefraktären Patienten zeigten sich nach erfolgter Intervention ebenfalls beschwerdegebessert. Die Schlaganfallrate betrug insgesamt 27,3%, die Rate an erneuten ischämischen Ereignissen in dem behandelten Stromgebiet lag bei 18,2%. In einem Fall ergab sich eine asymptomatische Restenosierung auf 54%, die Restenoserate betrug somit 9,1%. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass bei hochgradigen intrakraniellen Stenosierungen, die trotz einer aggressiven antithrombotischen Medikation symptomatisch sind, eine intrakranielle Stentimplantation in Zentren mit entsprechender neuroradiologischer interventioneller Erfahrung in Betracht gezogen werden kann. Die primäre Therapie bei symptomatischen intrakraniellen Stenosen sollte weiterhin eine intensivierte medikamentös-konservative Therapie darstellen.
DOI:10.17192/z2016.0136