Die Gütekraft bei Khalil Gibran als Brücke zwischen Orient und Okzident

Die vorliegende Dissertation hat zum Thema das besondere Phänomen der Gütekraft im Leben und Werk des christlichen Literaten und Dichters Khalil Gibran (1883 – 1931). Die meiner Arbeit zugrunde liegende wissenschaftliche Forschung, z. B. erstellt von der „Gütekraft –Gruppe“ mit Martin Arnold sowie...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kraemer, Mechthild
Beteiligte: Elsas, Christoph (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die vorliegende Dissertation hat zum Thema das besondere Phänomen der Gütekraft im Leben und Werk des christlichen Literaten und Dichters Khalil Gibran (1883 – 1931). Die meiner Arbeit zugrunde liegende wissenschaftliche Forschung, z. B. erstellt von der „Gütekraft –Gruppe“ mit Martin Arnold sowie Fallstudien, zeigen ausführliche Belege und Beispiele: „Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, mögen ihre Wege auch hart und steil sein … Und wenn die Liebe zu dir spricht, so vertraue ihr, selbst wenn ihre Stimme deine Träume zerschlägt, wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn wie die Liebe dich krönt, so wird sie dich auch kreuzigen und wie sie dich entfaltet, so wird sie dich auch beschneiden. Für diese Liebe steht auch die Gütekraft“, so Gibran in „Der Prophet“. All dies ist für Gibran Leben und Glauben einschließlich des Schmerzes. Gütekraft meint auch Prophetie, überzeugt sein, dass positive Entwicklungen gut tun, weil sie Veränderungen bringen. Die Wirkkraft ist die Liebe und die Christusgestalt drückt Hingabe und Freiwilligkeit aus. Für Gibran ist Gütekraft auch gezielte Fürsorge an seinen Landsleuten, wenn z. B. in Kriegsnöten Hunger gemildert werden kann, wenn er ein Schiff mit Nahrungsmitteln nach Syrien schickt. (Den Nahen Osten kannte man damals unter diesem Namen.) Hier passt auch der Vergleich mit der Brücke, den Khalil Gibran benutzte; er wollte gerne selber ein „Brückenmensch“ zur Güte sein. Doch ist „Gütekraft“ ein neuer Begriff, ein Wort aus dem Sanskrit: Gandhi hat ihn gefunden; strength to love“ ist die englische Form für satyagraha. Inzwischen hat es auch in andere Sprachen Eingang gefunden. Und die deutschen Bedeutungen sind mehr geworden: „Liebe als Heilkraft“ oder Kraft der Gewaltfreiheit. So kann Gütekraft sichtbar und spürbar auf Menschen wirken. Sie kann Entfeindung erreichen, Entängstigung, Ermutigung. Auch diese Wirkungen sind nachweisbar, selbst in kriegerischen Situationen. Oder auch wenn Menschen meinen, hassen zu müssen, z. B. auch wenn der Hass zu Folterungen ausartet. Am Ende kann ein Wunder stehen, so dass der folternde Mensch sein Gewissen entdeckt So geschehen in einem Gefangenenlager. Kurze Darstellung eines Gütekraftkonzeptes: Schema in drei Phasen: A)Keinerlei Gewaltanwendung, selbst wenn diese droht – Vertrauensbasis wird aufgebaut – evtl. Einfühlung – wenn nötig, wird Sinneswandel gezeigt – gegenseitiges Einverständnis wird angestrebt. Also: Gütekraft, d. h. Gewaltfreiheit B)Wenn Verständigung unmöglich ist, weil KonfliktgegnerIn Nachteile vermeiden will Anwendung von Druck, aber ohne Schädigung der Gegenseite; KonfliktgegnerIn will für sich Nachteile vermeiden. C)Verständigung erfolglos, Basis ohne Vertrauen. Jetzt Druck oder Zwang durch Ande re, Bedrohung durch diese, körperliche Schädigung. Gütekraft nicht mehr vorhanden. Wenn Gütekraft geübt werden soll, sind die Menschenrechte zu wahren. Gütekraft ist letztlich das Movens bewussten verantwortlichen Lebens. Solches zu führen, zögerte Gibran nicht. Praktisches Handeln im Sinn der Gerechtigkeit und Wahrheit war sein Bestreben; so versuchte er – und es gelang ihm auch, seine Aussagen des „Kleinen Büchleins“ „Der Prophet“ umzusetzen (wenn vielleicht auch nur ansatzweise), obgleich es ihm nicht leicht war bzw. er auch manchmal von Außenstehenden in die falsche Richtung gedrängt werden sollte. Und Konfliktsituationen sollten sehr anders betrachtet werden, als man es möchte. Sich einer Bedrohung aussetzen, dann „das Gesicht zeigen“ und damit den Gegner oder die Gegnerin von der bösen Absicht abhalten oder abbringen, ist ein möglicher aber eingestandenermaßen nicht leichter Weg. Und Gibran zeigte sich gelassen, als er von solcher Gefahr für sich selbst hörte.
DOI:10.17192/z2011.0111