If you don’t like them by now – what makes you like them next year? Social-cognitive and social predictors of prejudice in school children in a two-wave longitudinal study

German society is becoming more ethnically diverse – almost every fifth person has an immigration background (Statistisches Bundesamt, 2007). Unprejudiced intergroup attitudes are important in diverse societies to prevent intergroup tensions and discrimination. Theories of prejudice acquisition and...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Farhan, Tina
Beteiligte: Wagner, Ulrich (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2008
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Die ethnische Vielfalt in der deutschen Gesellschaft nimmt zu – bereits jede fünfte Person, die in Deutschland lebt, hat einen Migrationshintergrund (Statistisches Bundesamt, 2007). In einer heterogenen Gesellschaft sind tolerante Einstellungen wichtig, um Spannungen zwischen verschiedenen Herkunftsgruppen sowie Diskriminierung ethnischer Minderheiten zu vermeiden. Theorien über den Erwerb und die Entwicklung von Vorurteilen gehen davon aus, dass Intergruppeneinstellungen in Kindheit und Jugend entstehen (Aboud, 1988; Bar-Tal & Teichman, 2005; Nesdale, 1999a). Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich daher mit möglichen Einflussfaktoren auf Vorurteile bei Kindern im Schulalter. Ausgehend von der Social Cognitive Developmental Theory, der Social Identity Development Theory, und von integrativen Modellen wie dem Integrative Model of the Formation of Stereotype and Prejudice wurde ein integratives Modell entwickelt. Dieses Modell beinhaltet Faktoren des makrosozialen Kontextes und der Sozialisation sowie soziale Faktoren und Personenmerkmale, die einen Einfluss auf Vorurteile im Schulalter haben. Aus diesem Modell und der bisherigen empirischen Forschung zu Vorurteilen bei Kindern wurden vier Hypothesen abgeleitet. Diese Hypothesen beinhalten die Annahmen, dass Vorurteile vom allgemeinen kognitiven Entwicklungsstand (H1a), von sozial-kognitiven Fähigkeiten wie empathischer Perspektivübernahme oder wahrgenommener Ähnlichkeit zwischen Gruppen (H1b), von deskriptiven sozialen Normen (H2a), den Einstellungen der Freunde (H2b), von direktem und indirektem Kontakt (H3a und b), sowie von der Stärke der Identifikation mit der eigenen ethnischen Gruppe (H4) beeinflusst werden. Außerdem wurde angenommen, dass der Einfluss des kognitiven Entwicklungsstandes auf Vorurteile von sozial-kognitiven Fähigkeiten mediiert wird (H1c). Um diese Hypothesen empirisch zu testen, wurden an 6 Schulen in 27 Klassen in den Jahren 2005 und 2006 Daten erhoben. Der Fokus der Studie liegt auf der Einstellung deutscher Kinder zu Migranten. Daher wurden nur die Daten der TeilnehmerInnen ohne Migrationshintergrund in den Analysen genutzt (N = 181 bei der ersten Erhebung und 206 bei der zweiten). Die Daten aus beiden Erhebungszeitpunkten konnten für 142 TeilnehmerInnen einander zugeordnet werden. Analysen mit den Daten der zweiten Datenerhebung lieferten keine empirische Unterstützung für die Hypothesen 1a) und 1c). Die allgemeine kognitive Entwicklungsstufe hing nicht signifikant mit Vorurteilen zusammen. In Übereinstimmung mit Hypothese 1b) war empathische Perspektivübernahme auch unter Kontrolle anderer Variablen ein signifikanter Prädiktor für geringere Vorurteile. Dies erlaubt jedoch keine Schlussfolgerungen über einen kausalen Zusammenhang. Cross-lagged Analysen lieferten keine empirische Unterstützung für Hypothese 2a): es gab keinen signifikanten Pfad von der wahrgenommenen deskriptiven Norm zum Zeitpunkt 1 zu Vorurteilen zum Zeitpunkt 2. In Übereinstimmung mit den Hypothesen 2b) und 3b) waren die Korrelationen zwischen den Einstellungen der Freunde und Vorurteilen (positiv) und zwischen indirektem Kontakt und Vorurteilen (negativ) im Querschnitt signifikant. Allerdings trug keine der beiden Variablen zur Vorhersage von Vorurteilen bei, wenn andere Einflussfaktoren (z.B. direkter Kontakt) kontrolliert wurden. Die Ergebnisse der cross-lagged Analysen stützen die Hypothesen 3a) und 4): Der Pfad von direktem Kontakt zum ersten Zeitpunkt zu Vorurteilen gegenüber türkischen Immigranten zum zweiten war signifikant und negativ; der Pfad von Identifikation mit der eigenen ethnischen Gruppe zum ersten Zeitpunkt zu Vorurteilen zum zweiten war signifikant und positiv. Die Pfade der beiden Variablen zum ersten Zeitpunkt zu Vorurteilen gegenüber Immigranten allgemein zum zweiten waren marginal signifikant. Zusätzliche Ergebnisse weisen auf wechselseitige Zusammenhänge zwischen Vorurteilen und Kontakt sowie zwischen Vorurteilen und der Identifikation mit der eigenen ethnischen Gruppe hin. Empirisch unterstützt wurde nur die angenommene Mediation des Effektes von Identifikation auf Vorurteile durch wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen verschiedenen Gruppen. Alle weiteren angenommenen Mediatoren wurden durch die empirischen Ergebnisse nicht unterstützt. Die empirischen Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass Programme zur Prävention oder Reduktion von Vorurteilen bei Kindern auf Ansätze zurückgreifen können, die Kontakte zwischen Mitgliedern verschiedener ethnischer Gruppen fördern und die Bedeutsamkeit der Zugehörigkeit zur eigenen ethnischen Gruppe reduzieren.