David L. Gosling: Science and the Indian Tradition. When Einstein met Tagore
DOI:
https://doi.org/10.17192/mjr.2008.13.3603Abstract
David Gosling, Physiker und Theologe, ehemals Direktor der Abteilung „Kirche und Gesellschaft“ des Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK), der Principal des Edwardes College an der Universität von Peshawar/Pakistan ist und Ökologie an der Universität in Cambridge/England lehrt, hat ein interdisziplinäres, interkulturelles und interreligiöses Buch von höchstem Rang geschrieben. Es handelt in meisterhafter Klarheit von keineswegs einfachen Fragen des Verhältnisses von Wissenschaft und Religion. Sein Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung, dass Indien sich anschickt, die nächste „Supermacht des Wissens“ zu werden, führend in vielen Wissenschaften und Technologie. Dies zu verstehen, setzt Gosling im 19. Jh. an: 1835 wurde die englische Sprache als Medium des Erziehungssystems eingeführt, welches eine intensive Begegnung der uralten indischen Kultur mit den westlichen Wissenschaften zu Folge hatte. Die daraus entstanden Reformbewegungen übernahmen nicht einfach die westlichen Ansätze, sondern überboten deren neuzeitlichen Dualismus (Subjekt-Objekt-Spaltung und Spezialistentum) durch integriertere Verstehensweisen. Dazu half vor allem die zentrale hinduistische Tradition der Veden (vedānta von veda, „spirituelles Wissen“ und anta, „Endziel“). Die Einzelphänomene wie Wärme, Licht, Klang, Elektrizität und Magnetismus konnten so in immer allgemeinere Theorien überführt werden – eine Entwicklung, die im Westen in Einsteins brillianten Theorien ihren Höhepunkt fand. Für die vedānta -Tradition konvergieren letztlich alle Phänomene im Einen, Brahman. Dies im Einzelnen zu entfalten und zu interpretieren, gelang ausstrahlungskräftigen Figuren wie Rabindranath Tagore, dessen Wirken für das nationale Selbstwertgefühl der Inder, die damals noch unter britischer Kolonialherrschaft standen, eine zentrale Rolle spielte.
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