Die Selbstbeschränkung des religiösen Subjekts. Überlegungen und empirische Befunde zu den Grenzen religiöser Individualisierungsprozesse
DOI:
https://doi.org/10.17192/mjr.2013.17.3285Keywords:
Selbstbeschränkung, Individualisierung, Esoterik, Lebensbewältigung, Alltagskultur, esotericism, coping, individualisation, self-restraint, daily lifeAbstract
Esoterische Uberzeugungen und Ansatze der Lebensbewaltigung sind heute selbstverstandlicher Teil der Alltagskultur. Beobachtet werden sie nicht nur bei Menschen, die sich auserhalb der Kirchen religios verorten, sondern immer wieder auch bei Kirchenmitgliedern. Dieses Phanomen hat viel Aufmerksamkeit gefunden und teils zur Erwartung einer rapiden Ausbreitung moderner individualisierungsprozesse gefuhrt. Mogliche Grenzen derselben, etwa im Kontext exklusivistischer Religiositat, haben dagegen kaum Beachtung gefunden. Sie sind Gegenstand der vorliegenden explorativen Studie. Nach Vorüberlegungen zu den Konzepten individualistischer und exklusivistischer Religiositat geht diese anhand von zwei Untersuchungsstrangen der Frage nach dem Zusammenhang zwischen einer Zugehorigkeit zu einer spezifischen Glaubensgemeinschaft und der individuellen Haltung gegenuber Esoterik nach: Einerseits werden die Positionen verschiedener Glaubensgemeinschaften (Neuapostolische Kirche, Pfingstler, Zeugen Jehovas, romisch-katholische Kirche, evangelische Kirche) gegenuber Esoterik komparativ untersucht. Andererseits werden die personlichen Haltungen von Anhangern und Mitgliedern der Gemeinschaften gegenuber verschiedenen esoterischen Uberzeugungen und Praktiken verglichen. Erwartungsgemas ergeben beide Untersuchungsstrange Unterschiede zwischen den Gruppen, die sich im Wesentlichen entsprechen. Vergleiche zwischen den Gruppen und mit ALLBUS 2002-Daten fur Westdeutschland bestatigen u.a. die Erwartung einer hohen Ablehnung von Esoterik unter Zeugen Jehovas und Pfingstlern und damit auch die Grenzen moderner Individualisierungsprozesse. Erganzende korrelative Analysen zum Verhaltnis von Zentralitat der Religiositat sowie Gottesbild und Haltung gegenuber Esoterik ergeben schwache, jedoch durchweg konsistente Zusammenhänge.
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