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Titel:Interdisziplinäre operative Tumortherapie: Pelvine Exenterationen bei rezidivierenden oder fortgeschrittenen gynäkologischen Tumoren
Autor:ter Glane, Anna Luisa
Weitere Beteiligte: Hegele, Axel (Prof. Dr. med.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0266
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-02667
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0266
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Interdisciplinary surgical oncology: Pelvic exenterations for recurrent or advanced gynecological malignancies
Publikationsdatum:2022-07-04
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
gynäkologische Onkologie, Rezidiv, Pelvine Exenterationen, interdisziplinär, operative Tumortherapie, Zervixkarzinom

Zusammenfassung:
Die Pelvine Exenteration (PE) ist ein Ultima Ratio Eingriff, der bei fortgeschrittenen oder rezidivierenden Karzinomen der weiblichen Geschlechtsorgane durchgeführt wird. Weit fortgeschrittene oder rezidivierende, gynäkologische Malignome haben eine schlechte Prognose, insbesondere dann, wenn der Tumor benachbarte Organe infiltriert oder - im Falle eines Rezidivs - wenn die Patientinnen zuvor mit multiplen Behandlungsmethoden therapiert wurden. Die Operation umfasst die Resektion der weiblichen Geschlechtsorgane sowie der Blase (anteriore PE) und/ oder des Rektums (posteriore PE). Der Eingriff setzt eine ausgesprochene Expertise des interdisziplinär-arbeitenden Teams (bestehend aus Ärztinnen und Ärzten der Gynäkologie, Urologie und Viszeralchirurgie) sowie eine sorgfältige Patientenauswahl voraus. Vor allem aus diesen Gründen wird sie nur selten durchgeführt. Aufgrund insgesamt niedriger Fallzahlen werteten die meisten Single-Center Studien entweder die Daten verhältnismäßig kleiner Patientenkollektive aus oder legten insgesamt lange Erhebungszeiträume fest. Ziel dieser Studie war es, die Morbiditäts- und Mortalitätsraten des Eingriffes am Universitätsklinikum Gießen Marburg (UKGM, Standort Marburg) auszuwerten und mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren. Für diese Studie wurden die Daten von 47 Patientinnen retrospektiv ausgewertet, die sich zwischen 2011 und 2016 am Universitätsklinikum Marburg einer PE unterzogen hatten. Es wurden sowohl demografische Kriterien (Alter, BMI), histopathologische Merkmale, prä-, intra- und postoperative Parameter sowie die postoperative Komplikationsrate erhoben. Die Überlebensanalyse wurde anhand von Daten des CCC Marburgs (Comprehensive Cancer Center) durchgeführt. Die hier vorliegende, kumulative Dissertation umfasst zwei Veröffentlichungen. In der ersten Veröffentlichung mit dem Titel „Pelvic exenteration for recurrent or advanced gynecologic malignancies – Analysis of outcome and complications “ wurden die Ergebnisse der Datenerhebung publiziert und diskutiert. Die häufigste Indikation für eine PE war das Cervixkarzinom (51,1 %), gefolgt von Karzinomen der Vagina (17 %), der Vulva (10,6 %), des Endometriums (8,5 %), der Eierstöcke (4,3 %) und des Uterus (2,1 %). 12,8 %, 38,8 % bzw. 21,2 % der Patientinnen hatten zuvor 1, 2 oder 3 Behandlungsmethoden erhalten. Die vorherrschende Harnableitung war das Ileum-Conduit (75,5 %). Schwerwiegende Komplikationen (Clavien-Dindo ≥ III) wurden in 40,4 % der Fälle beobachtet, in 19,2 % der Fälle traten keine Komplikationen auf. Die Frühsterblichkeitsrate betrug 4,3 %. Die mittlere Überlebenszeit (MÜZ) betrug 14 Monate mit 2- und 3-Jahresüberlebensraten (JÜR) von 38,8 % bzw. 21,2 %. Das Gesamtüberleben der Kohorte war 25,5% bei einer medianen Follow-up Zeit von 47 Monaten. Bei Patientinnen ohne M1-Status lag die MÜZ bei 20,6 Monaten mit 2- und 3-JÜR von 46% bzw. 35,2%. Das Gesamtüberleben bei Patienten mit R1-Status war signifikant schlechter (p=0,003). Die Durchführung einer neoadjuvanten Therapie (25,5 %) korrelierte mit einem R0-Status (p=0,013), aber nicht mit dem Gesamtüberleben. Die hier vorgestellten Langzeitdaten – vor allem die akzeptablen Komplikations- sowie Überlebensdaten – sind bemerkenswert, wenn man die Ausdehnung der Malignome und die Tatsache, dass diese in der Regel als austherapiert angesehen werden müssen, bedenkt. In der zweiten Veröffentlichung mit dem Titel „Palliative operative Therapie bei fortgeschrittenen Tumoren im Genitalbereich“ wird vor allem auf das Operationsverfahren selbst sowie auf den Eingriff aus einer palliativen Indikation heraus eingegangen. Hier rückt besonders das Ziel der lokalen Tumorkontrolle und somit die Verhinderung einer Fistel- oder gar Kloakenbildung durch Tumordestruktion in den Vordergrund. Die PE stellt auch in metastasierten Situationen eine Möglichkeit der Symptomkontrolle in austherapierten Fällen dar.


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