Zusammenfassung:
Die laparoskopische Cholezystektomie (CHE) ist heute einer der
häufigsten Eingriffe in der Chirurgie. Neben der klassischen 4-Trokar-CHE
(KLC) mit Platzierung der Trokare im Oberbauch wurde in den vergangenen
Jahren über verschiedene moderne Alternativen berichtet, u.a. über die
suprapubisch-transumbilikale CHE, die sogenannte „Mindener
Cholezystektomie“ (MI-CHE). Gegenstand dieser Untersuchung war es, die
Morbidität und Mortalität dieses Verfahrens zu evaluieren.
Es wurde eine retrospektive Beobachtungsstudie aller
MI-CHE im Klinikum Minden vom 06.11.2008 bis 30.06.2020 durchgeführt, die
von drei Operateuren vorgenommen wurden, die im Studienzeitraum diese
Technik praktizierten. Die klinischen Daten sowie die perioperative Mortalität
und Morbidität wurden anhand der stationären Krankenunterlagen retrospektiv
erhoben.
Insgesamt wurden von den drei Studienoperateuren 408 MI-CHE
im Untersuchungszeitraum vorgenommen oder verantwortlich assistiert. Davon
wurden 242 von 2008 bis 2014 operiert. In diesem Zeitraum wurden neben der
MI-CHE von den 3 Studienoperateuren auch 381 Cholezystektomien in
konventionell laparoskopsicher (KLC, n=353) und offener Technik (offene CHE,
n=28) operiert. Der Anteil der MI-CHE bezogen auf alle Cholezystektomien der
Studienoperateure betrug 38,9%.
Das mittlere Alter der 408 Patienten mit MI-CHE lag im Gesamtzeitraum der
Studie bei 54,2 Jahren (±17), die Eingriffsdauer lag bei der MI-CHE bei 66
Minuten (±23). Der postoperative stationäre Aufenthalt betrug nach MI-CHE 3,6
(±3,1) Tage
In dem Teilintervall zwischen 2008 und 2014 lag das mittlere Alter bei der MICHE
bei 52,4 Jahren (±17,2), bei der KLC bei 60,9 Jahre (±17,7) und bei der
offenen CHE bei 68,9 Jahren (±15,7). Die Eingriffsdauer lag in diesem Teilintervall bei der MI-CHE bei 66 Minuten (±24), bei der KLC 71 Minuten (±36)
und bei offener CHE 110 Minuten (±75).
Der postoperative stationäre Aufenthalt betrug zwischen 2008 und 2014 nach
MI-CHE 3,6 (±3,1) Tage, nach KLC 4,9 (±4,1) Tage und offener CHE 10,7
Tage (±8,5). In diesem Intervall lag der Anteil der Operationen bei akuter
Cholezystitis abhängig von den Verfahren bei der MI-CHE bei 19,4%, bei der
KLC bei 47% und bei der offenen CHE bei 63%.
Bei 1 von 408 der MI-CHE Gruppe (0,2%) musste intraoperativ auf das offene
Verfahren konvertiert werden. Von 2008 bis 2020 wurde bei 17 Patienten eine
Komplikation (4,1%) nach einer MI-CHE dokumentiert. Die Mehrheit der klinisch
relevanten Komplikationen lagen bei Grad III nach Clavien-Dindo (3,9%). Es
wurden keine schwergradigen Komplikationen und keine Gallengangs- oder
Lebergefäßverletzung beobachtet. Kein Patient nach MI-CHE verstarb.
Die Letalität und Morbidität nach MI-CHE gegenüber den
Angaben in der Literatur war in unserem Patientenkollektiv nicht erhöht. Die MICHE
stellt, auch bei der akuten Cholezystitis, ein sicheres Verfahren in der
Behandlung des Gallensteinleidens dar.