Zusammenfassung:
Ziel dieser Studie war es, die Anwendbarkeit der neuen BCP-Methode bei Hämodialysepatienten zu prüfen und den Einfluss der Furansäure CMPF auf chromogene Albuminbestimmungsmethoden zu untersuchen.
Hierzu wurde das Albumin in einer Gruppe von Dialyspatienten (n=124) und einer nicht-dialysepflichtigen Kontrollgruppe (n=101) mit den beiden chromogenen Methoden BCG und BCP und einer immunologischen Referenzmethode bestimmt. Im Anschluss wurden die Ergebnisse zwischen den einzelnen Messmethoden und den beiden Gruppen miteinander verglichen. Die CMPF-Quantifizierung erfolgte mittels einer an die Methode von H. G. Wahl angelehnten und optimierten Methode.
Um den Einfluss weiterer Störsubstanzen mit hohen Albuminbindungsaffinitäten auf die Albuminbestimmung zu untersuchen, wurde in einer Versuchsreihe das Plasma eines nüchternen Probanden mit unterschiedlichen Medikamenten und CMPF in aufsteigenden Konzentrationen versetzt und anschließend das Albumin mittels der BCG-, BCP- und einer nephelometrischen Methode vor und nach der Substanzzugabe bestimmt.
Die Albuminmessungen mittels der neuen Advia Bromkresolpurpur-Methode (BCP) zeigten im Vergleich zur vorherigen Bromkresolgrün-Methode (BCG) in der Gruppe der Dialysepatienten einen negativen Bias für die Albuminwerte von bis zu 39,7%. Dieser war besonders in hypoalbuminämischen Proben ausgeprägt und verringerte sich proportional mit steigenden Albuminkonzentrationen. Im Gegensatz hierzu konnte in der Gruppe der Nicht-Dialysepatienten kein negativer Bias der BCP-Methode gegenüber der BCG-Methode nachgewiesen werden. Insbesondere in hypoalbuminämischen Proben war eine Überschätzung der Albuminwerte durch die BCP-Methode nachweisbar.
Im Vergleich zwischen der BCP-Methode und der nephelometrischen ReferenzMethode zeigte sich sowohl in der Gruppe der Dialysepatienten, als auch in der Gruppe der Nicht-Dialysepatienten ein negativer Bias für die BCP-Methode. Für die BCG-Methode war im Vergleich zur immunologischen Referenzmethode insbesondere in hypoalbuminämischen Proben eine Überschätzung der Albuminwerte in beiden Patientengruppen nachweisbar.
In der Versuchsreihe mit CMPF-gespikten Plasmaproben konnte insbesondere in hypoalbuminämischen Proben eine falsch-negative Abweichung der Albuminwerte mit steigendenden CMPF-Konzentrationen durch die BCP-Methode, nicht jedoch durch die BCG-Methode, beobachtet werden.
Bei der CMPF-Quantifizierung wurden in der Gruppe der Dialysepatienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe durchschnittlich deutlich höhere Konzentrationen an CMPF nachgewiesen.
Bei der Weiterentwicklung einer neuen Labormethode zur CMPF-Quantifizierung gelang es, deutlich geringere Volumina einzusetzen. Die Ergebnisse der Methoden-Validierung waren mit Variationskoeffizienten (Unpräzision in der Serie) zwischen 4,3 % und 12,8 % über den gesamten Messbereich und Korrelationskoeffizienten R2 zwischen 0,9717 und 0,9990 für alle Eichkurven zufriedenstellend.
Auch wenn diese Studie keine Korrelation zwischen den Plasma-CMPF-Konzentrationen und dem negativen Bias der BCP-Methode herstellen konnte, zeigte die Versuchsreihe mit CMPF-gespikten Proben zumindest mit steigenden CMPF-Konzentrationen einen zunehmenden negativen Einfluss auf die BCP-Bestimmung. Darüber hinaus konnten Medikamente mit einer hohen Bindungsaffinität zu Albumin als Ursache für die falsch niedrig gemessenen Albuminwerte mittels der BCP-Methode bei Hämodialysepatienten weitestgehend ausgeschlossen werden.
Trotz höherer finanzieller Kosten sollten immunologische Methoden als verlässlichste Methoden für einen solch wichtigen Laborwert wie Albumin in der Therapie und Verlaufsbeurteilung der chronischen Niereninsuffizienz und Hämodialyse eingesetzt werden. In die Entscheidungsfindung über die Auswahl der geeigneten Albuminbestimmungsmethode bei Hämodialysepatienten könnte man die CMPF-Konzentrationen mit einbeziehen. So wäre bei höheren CMPF-Konzentrationen eine immunologische Methode vorzuziehen, wohingegen bei niedrigen Werten eine Messung mittels der BCG-Methode vertretbar wäre.
In Zukunft müssen jedoch weitere Untersuchungen über die Interaktionen zwischen Urämietoxinen und anderen Retentionssubstanzen mit den chromogenen Methoden durchgeführt werden, um eine Standardisierung der Albuminbestimmung bei Hämodialysepatienten zu erreichen.