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Titel:Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) von Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse im Kreis Marburg-Biedenkopf unter besonderer Beachtung der Resilienz
Autor:Pusch, Eva Jara
Weitere Beteiligte: Becker, Katja (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2016
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0744
DOI: https://doi.org/10.17192/z2016.0744
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2016-07446
DDC: Medizin
Titel (trans.):Non-suicidal self-injury (NSSI) and resilience. A school based study in adolescents in germany
Publikationsdatum:2016-10-18
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Selbstbeschädigung, Resilienz, Resilience, non-suicidal self-injury, NSSI, NSSV, NSSI, nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten, DHS, Depressivität

Zusammenfassung:
Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) erfuhr im letzten Jahrzehnt eine steigende mediale Aufmerksamkeit (Whitlock 2009). In der fünften Fassung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) wurde NSSV unter dem Namen „nicht-suizidale Selbstverletzung“ (APA 2015) erstmalig als eigene Entität aufgenommen (non-suicidal self-injury disorder; APA 2013). Gründe für das Auftreten von NSSV und Zusammenhänge mit Belastungsfaktoren (z. B. traumatische Lebensereignisse, Depression) konnten in Studien aufgezeigt werden (Garrison et al. 1993; Herpertz 1995; Skegg 2005; Jacobson & Gould 2007; Csorba et al. 2009; Plener 2009). Eine geringere Anzahl an Studien untersuchte bisher Schutzfaktoren, die NSSV unwahrscheinlicher machen (Klonsky & Glenn 2008). In dieser Studie wird neben der Häufigkeit und den Charakteristika von NSSV die Resilienz als Schutzfaktor untersucht. Im Rahmen der Studie füllten 517 der 709 informierten Neuntklässler der sechs teilnehmenden Schulen aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf (drei Gesamtschulen, zwei Gymnasien, eine Mittelpunktschule) den Fragebogen freiwillig aus. Die Auswertung erfolgte anonym, es wurden keine Angaben zu Name, Geburtsdatum und Adresse erhoben. Selbstverletzende Verhaltensweisen wurden mithilfe der deutschen Übersetzung (Fliege et al. 2006) des SHBQ (Self-Harm Behaviour Questionnaire, Gutierrez et al. 2001) und des MOUSI (modifiziertes Ottawa/Ulm Selbstverletzungsinventar; Plener 2009), die Resilienz mithilfe der deutschen Übersetzung (Schumacher et al. 2005) der Resilience-Scale-25 (Wagnild & Young 1993) und depressive Symptome mithilfe der Allgemeinen Depressionsskala (ADS; Hautzinger & Bailer 1993) erhoben. Des Weiteren wurden das Alter, die Schulform und das Geschlecht erfasst. In der Stichprobe gaben 116 (22.7%) Teilnehmer an, sich mindestens einmal in ihrem Leben selbst verletzt zu haben, davon berichteten 10.1% der Teilnehmer von vier und häufigeren selbstverletzenden Handlungen. Das Durchschnittsalter bei der ersten selbstverletzenden Handlung lag bei 13.00 (SD: 1,75) Jahren. Teilnehmerinnen wiesen eine höhere Lebenszeitprävalenz (χ²=23.56, p<.001), Sechs-Monats-Prävalenz (χ²=35.42, p<.001) und Ein-Monats-Prävalenz (χ²=15.49, p=.001) für NSSV auf. Am häufigsten wurden die Arme durch das Zufügen von Schnittwunden verletzt. Jugendliche mit mindestens einer selbstverletzenden Handlung zeigten niedrigere Resilienzwerte als Jugendliche, die sich noch nie selbst verletzten (126.45 vs. 140.60; t=7.93, p<.001). Jugendliche mit einem niedrigeren Resilienzwert verletzen sich häufiger selbst als Jugendliche mit hohen Resilienzwerten (43.4% vs. 10.7%). Weiterhin konnte ein Zusammenhang zwischen NSSV und einem hohen Depressionswert (12.17 vs. 27.57, t=-14.73, p<.001) festgestellt werden. NSSV stellt unter Jugendlichen ein weit verbreitetes Phänomen dar. Es tritt gehäuft mit höheren Depressions- und niedrigeren Resilienzwerten auf. Es gilt zu beachten, dass es sich um eine Querschnittsstudie handelt, die keine Aussage über einen kausalen Zusammenhang und das zeitliche Auftreten der erhobenen Variablen treffen kann. In zukünftigen Studien und in der Prävention sollte der Zusammenhang von NSSV und Resilienz deutlichere Berücksichtigung finden.


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