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Titel:Auswirkungen unterschiedlicher Hormon-Ersatz-Therapielinien auf die mammographische Dichte
Autor:Rieger, Philipp
Weitere Beteiligte: Wagner, Uwe (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2016
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0324
DOI: https://doi.org/10.17192/z2016.0324
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2016-03248
DDC: Medizin
Titel (trans.):Effects of different hormone replacement therapy on mammographic density
Publikationsdatum:2016-05-03
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
breast density hrt activelle, Brustdichte, Tibolon, Östrogene

Zusammenfassung:
Studien haben gezeigt, dass die Brustdichte mit dem Brustkrebsrisiko in Zusammenhang steht. Die Brustdichte ist ein spezialisierter und starker Prädiktor zur Abschätzung des Brustkrebsrisikos. Die Weiterentwicklung der Mammographietechnik durch digitale Bildverarbeitung, wodurch die Brustdichte immer besser klassifiziert werden kann, und die Implementierung sozialer Netzwerke führt zu einem großen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt in der Brustkrebsfrüherkennung. Gegenstand unserer Studie war zu prüfen, ob sich der ACR-Typ bei postmenopausalen Frauen unter zwei häufig in der Praxis eingesetzten Hormontherapien nach einer Behandlungszeit von 24 Monaten veränderte, ob eine Veränderung des ACR-Typ vom verwendeten Medikament abhängig war und ob eine Veränderung zum Ausgangswert nachgewiesen werden konnte. Die Studie wurde doppelblind, offen randomisiert und monozentrisch nach GCP- Standards durchgeführt. Zum Einsatz kamen Activelle® und Tibolon. Activelle® ist ein kombiniert-kontinuierliches Östrogen-Gestagen-Präparat. Es besteht aus 1 mg Estradiol (E2) und 0,5 mg Norethisteronacetat (NETA). Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate führen zu einer deutlicheren Dichtezunahme des Mammaparenchyms als reine Östrogene. Die Beeinflussung der Brustdichte findet auf pathophysiologischer Ebene statt. Es kommt zu Änderungen in endogenem Kollagen, Epithelzellen und im Fettgewebe. Die Sensitivität der Mammographie kann dadurch eingeschränkt werden. Tibolon ist ein Vertreter der Substanzklasse STEAR und wird nach seiner Metabolisierung in 3 aktive Metaboliten umgewandelt, die östrogene, gestagene und androgene Eigenschaften aufweisen. Eine Proliferation des Brustdrüsengewebes findet dadurch nicht statt. Klinische und experimentelle Studien beschreiben, dass Tibolon zu keiner signifikanten Zunahme der Brustdichte führt. Die Aussage der Mammographie wird daher nicht eingeschränkt. In unserer Studie wurde bei 32 Frauen die Brustdichte vor Einnahme von Activelle® und Tibolon (Baseline) und nach 24 Monaten Anwendungsdauer gemessen. Die Beurteilung der Brustdichte fand durch 2 unabhängige Ärzte statt. Die Einteilung der Brustdichte erfolgte nach ACR-Typ. Alle Variablen in unserer Studie wurden statistisch ausgewertet. Grundlegende Parameter in beiden Hormonregimen waren Alter, Größe, Gewicht, BMI, Alter bei Menarche, Menopausenstatus, Nikotinabusus und ACR-Typ. Alle Parameter waren statistisch normal verteilt. Es gab zu Beginn der Studie keine signifikanten Unterschiede in beiden Gruppen. Die Teilnehmerinnen waren zu Beginn der Studie durchschnittlich 57 Jahre alt. Das Alter lag ca. 7 Jahre hinter dem bekannten durchschnittlichen Menopausenalter. Der Einfluss durch endogene Hormone kann daher als niedrig angesehen werden. Der BMI wurde im Mittel mit 25,8 gemessen, die Menarche trat im Durchschnitt mit 13,6 Jahren ein und der durchschnittliche ACR-Typ lag bei allen Frauen bei II. Etwa ein Drittel der Patientinnen waren Raucherinnen. Nach 24 Monaten Hormontherapie gab es unter beiden Therapieregimen bei etwa 30% der Frauen einen Anstieg der Brustdichte (31,3% in der Activelle®- und 31,3% in der Tibolon-Gruppe). Bezogen auf die unterschiedlichen Hormontherapien zeigte sich eine Zunahme der Brustdichte unter Activelle® zwischen 5,2 und 12,7% (Mittel 8,9%) und entsprach den Ergebnissen bisheriger Literatur. Unter Tibolon nahm die Brustdichte um 12,1% zu. Nach bisherigen Studien erhöht Tibolon die mammographische Brustdichte signifikant weniger als eine klassische Hormontherapie. Der Anstieg der Brustdichte in unserer Studie war in beiden Gruppen signifikant. Als Ursache für die Zunahme der Brustdichte unter Tibolon in unserer Studie kann ein längeres Studienprotokoll (24 Monate) gegenüber den bisherigen Veröffentlichungen (6 und 12 Monate) diskutiert werden. Tibolon stellt eine Alternative zu einer klassischen Hormontherapie im Rahmen der Therapie klimakterischer Beschwerden postklimakterischer Frauen dar. Der Vorteil bestand nach bisheriger Studienlage insbesondere darin, dass es unter Tibolon zu keiner signifikanten Zunahme der Brustdichte unter der Therapie gekommen war. Die Sensitivität der Mammographie wurde dadurch nicht eingeschränkt. Deshalb wurden besonders Frauen mit gesteigertem Mammakarzinomrisiko (familiäres Mammakarzinom; Frauen, die selbst an einem Mammakarzinom erkrankt sind) in den letzten Jahren bevorzugt mit Tibolon behandelt. Besondere Bedenken bestehen jedoch gegenüber einer Tibolon-Therapie nach der Veröffentlichung der LIBERATE-Studie, die auf Grund verstärkten Auftretens von Mammakarzinomrezidiven vorzeitig abgebrochen wurde. In unseren Studienergebnissen sehen wir bei gesunden Frauen, dass es unter längerer Einnahme von Tibolon zu einer signifikanten Erhöhung der Brustdichte gekommen ist. Ob dies auch zu einer Steigerung der Anzahl von Frauen geführt hätte, die an einem Mammakarzinom erkranken, war nicht Gegenstand unserer Arbeit. Sicher kann die geringe Anzahl der von uns untersuchten Frauen dazu nicht herangezogen werden. Es sind Langzeitstudien mit größeren Patientenzahlen und längeren Therapiedauern nötig, um eine Brustdichteveränderung unter den angewandten Hormontherapieregimen zu prüfen, um ein damit verbundenes Mammakarzinomrisiko besser abschätzen zu können. Besonders muss das Brustkrebsrisiko durch eine mögliche Zunahme der Brustdichte bei Langzeitanwendung von Tibolon neu bewertet werden. Dazu bedarf es einer noch genaueren Messung der Brustdichte. Die subjektive Einschätzung der mammographischen Dichte durch 2 unabhängige Untersucher kann in den nächsten Jahren durch die Verbesserung der mammographischen Technik und durch vollautomatische präzise Brustdichtemessungen ersetzt werden. Hier besteht noch großer Forschungsbedarf.


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