Summary:
Die optimale Behandlung des klinischen N0 Halses bei Mundhöhlenkarzinomen
wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Je nach Größe und Lage des
Primärtumors sowie der Histologie liegt die okkulte Metastasierungsrate bei
Patienten mit klinischem N0-Hals bei circa 30%. Kopf-Hals-Onkologen und -
Chirurgen stehen daher vor der Herausforderung, die Untergruppe der
Patienten mit zervikalen, nodalen Mikrometastasen zu identifizieren, die einer
elektiven Neck dissection zugeführt werden sollten. Die alleinige Palpation ist
zur Bestimmung des Lymphknotenstatus absolut unzureichend. Die
Sensitivitätsraten der bildgebenden Verfahren liegen trotz Verbesserungen in
den letzten Jahren jedoch weiterhin nur bei 70 - 80%. Trotz der Zunahme an
Wissen und Fortschritt in der Krebstherapie gibt es noch keine Methode zur
korrekten Bestimmung der tatsächlichen Metastasierungssituation im Bereich
des Halses. Obwohl Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereiches eine
große Neigung zur Bildung von locoregionären und distanten Metastasen
haben, konnten verschiedene Studien zeigen, dass vor allem Tumore in frühen
Stadien häufig nicht metastasieren. Die Operation von Patienten ohne
manifeste Lymphknotenmetastasen führt zu unnötigen Kosten, einer
Verlängerung des Krankenhausaufenthalts und vermeidbaren Komorbiditäten.
Wird der Hals jedoch nicht in das Therapiekonzept miteinbezogen obwohl nicht
identifizierte Mikrometastasen vorliegen, kann dies zu einem unvorteilhaften
Behandlungsergebnis mit erhöhter Morbidität und Mortalität führen.
Die Realität ist, dass bei einigen Patienten mit klinischem N0-Hals keine
Lymphknotenmetastasen bestehen und diese Patienten nicht überbehandelt
werden dürfen. Die optimale onkologische Therapie der Halslymphknoten muss
daher zum Ziel haben, die Funktion zu erhalten und die Morbidität nach
Möglichkeit zu minimieren, was eine multidisziplinäre Behandlung erfordert.
Obwohl viele retrospektive Studien zu oralen Karzinomen mit klinischen N0-
Hals und deren Therapiemodalitäten vorliegen, gibt es keinen Konsens über
die optimale Therapie und den etwaigen Nutzen einer elektiven Neck dissection bei Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen und N0-Hals. Es gibt in
der Literatur nur wenige prospektive Studien zu diesem Thema und es gibt
bisher keine Evidenz, ob eine elektive Neck dissection einer therapeutischen
Neck dissection bei Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen und N0-Hals
überlegen ist. Eine systematische Analyse der vorliegenden prospektiven,
randomisierten, kontrollierten Studien ist daher erforderlich, um diese Frage zu
beantworten. Insgesamt gibt es nur wenige randomisierte, kontrollierte Studien
und keine dieser Studien hat eine Patientenpopulation über 80 Patienten
untersucht.
Die vorliegende Analyse untersuchte systematisch publizierte randomisierte,
kontrollierte Studien hinsichtlich ungelöster Fragen zur elektiven Neck
dissection versus therapeutischen Neck dissection bei Patienten mit oralen
Karzinomen und klinischem N0-Hals und erstellte eine Metaanalyse ihrer
Daten. Die Studie folgte den PRISMA-Leitlinien (Preferred Reporting Items for
Systematic reviews and Meta-Analyses).
Das Ziel dieser Arbeit war, die Wirksamkeit der elektiven Neck dissection
hinsichtlich der Verringerung von Lymphknotenrezidiven bei Patienten mit
oralen Karzinomen mit klinischem N0-Hals zu evaluieren und die
krankheitsspezifische Mortalität sowie das Überleben von Patienten nach
elektiver Neck dissection gegenüber Patienten, die keine Neck dissection
erhielten, zu bestimmen und zu vergleichen.
Aus 613 Studien, die während der umfassenden Suche identifiziert wurden,
erfüllten nur 4 randomisierte, kontrollierte Studien die Einschlusskriterien und
wurden in die Meta-Analyse eingeschlossen. Die Gesamtzahl der Patienten
aus den Studien betrug 283. In allen Studien waren die Patienten in zwei
Gruppen randomisiert: Elektive Neck dissection (END)-Gruppe und
Observation (OBS)-Gruppe. Es gab keinen statistischen Unterschied zwischen
diesen beiden Gruppen in Bezug auf Geschlecht und Alter der Patienten,
histologischen Typ und Staging. Alle Studien untersuchten histologische Entität, Rezidive im Bereich des Halses, Metastasen, Überleben und Follow-
Up.
Trotz der Absicht, andere Faktoren als primäre Zielparameter in dieser Meta-
Analyse zu erfassen, ist der einzige klinisch bedeutungsvolle Endpunkt, um
den Nutzen der elektiven Neck dissection zu messen, die krankheitsspezifische
Mortalität. Die Meta-Analyse dieser Studien zeigte, dass die elektive Neck
dissection die krankheitsspezifische Mortalität signifikant reduzieren kann und
damit das Überleben verbessert {Fixed Effects-Modell RR = 0,57, 95% CI von
0,36 bis 0,89 , p = 0,014} oder {Random Effects-Modell RR = 0,59, 95% CI von
0,37 bis 0,96, p = 0,034}. Es ist jedoch möglich, dass dieser beobachtete
Unterschied zwischen OBS- und END-Gruppe durch das Alter der Studien
beeinflusst wurde und nicht zu beobachten wäre, wenn die Studien heute mit
den neuesten Untersuchungsmethoden durchgeführt worden wären.
Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass die Durchführung einer elektiven Neck
dissection das Risiko eines Lymphknotenrezidivs verringert. Eine verbesserte
Überlebensrate nach elektiver Neck dissection bei Patienten mit frühen Stadien
oraler Karzinome wurde ebenfalls in einigen retrospektiven Studien berichtet.
Nur die Studie von Kligerman et al. [79] aus dieser systematischen
Übersichtsarbeit zeigte einen statistisch signifikanten Nutzen der elektiven
Neck dissection gegenüber engmaschiger Kontrolle hinsichtlich des
krankheitsfreien Überlebens. Die systematische Übersichtsarbeit zeigte jedoch
keinen signifikanten Vorteil der elektiven Neck dissection gegenüber wait-andsee
hinsichtlich des Überlebens. Zusammenfassend kann festgehalten werden,
dass die statistisch signifikante Verringerung der krankheitsspezifischen
Mortalität und Lymphknotenrezidivrate die Notwendigkeit einer elektiven Neck
dissection bei Patienten mit Mundhöhlenkarzinomen und klinischem N0-Hals
rechtfertigen.
Bibliographie / References
- Yuen AP, Wei WI, Wong YM, Tang KC. Elective neck dissection versus observation in the treatment of early oral tongue carcinoma. Head Neck 1997;19:583-8.
- Rassekh CH, Johnson JT, Myers EN. Accuracy of intraoperative staging of the N0 neck in squamous cell carcinoma. Laryngoscope 1995;105:1334-6.
- Robbins KT, Clayman G, Levine PA, Medina J, Sessions R, Shaha A, Som P, Wolf GT, American Head and Neck Society, American Academy of Otolaryngology-Head and Neck Surgery. Neck dissection classification update: revisions proposed by the American Head and Neck Society and the American Academy of Otolaryngology-Head and Neck Surgery. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2002;128:751-8.
- Vidic B, Suarez-Quian C. Anatomy of the head and neck. In: Harrison LB, Sessions RB, Ki Hong W. Editors. Head and neck cancer: A multidisciplinary approach. 1 st ed. Lippincott-Raven: Philadelphia. 1998:79-114.
- Rouviere H. Anatomy of the Human Lymphatic System. Ann Arbor, MI: Edwards Brother, Inc. 1938.
- Yonn DY, Hwang HS, Chang SK, Rho YS, Ahn HY, Kim JH, Lee IJ. CT, MR, US, 18F-FDG PET/CT, and their combined use for the assessment of cervical lymph node metastases in squamous cell carcinoma of the head and neck. Eur Radiol 2009;19:634-42.
- Som PM, Curtin HD, Mancuso AA. An imaging-based classification for the cervical nodes designed as an adjunct to recent clinically based nodal classifications, Arch Otolaryngol Head Neck Surg 1999;125:388- 96.
- Yamazaki Y, Saitoh M, Notani K, Tei K, Totsuka Y, Takinami S, Kanegae K, Inubushi M, Tamaki N, Kitagawa Y. Assessment of 79 cervical lymph node metastases using FDG-PET in patients with head and neck cancer. Ann Nucl Med 2008;22:177-84.
- Werness BA, Levine AJ, Howley PM. Association of human papillomavirus types 16 and 18 E6 proteins with p53. Science 1990;248:76-9.
- Suen JY, Stern SJ. Cancer of the Neck. In: Myers EN, Suen JY. Editors. Cancer of the head and neck. 3 rd eds. WB Saunders Company: Philadelphia Pennsylvania. 1996:462-84.
- van den Brekel MWM, Stel Hv, Castelijns JA, Nauta JJP, van der Waal I, Valk J, Meijer CJLM, Snow GB. Cervical lymph node metastasis: assessment of radiologic criteria. Radiology 1990;177:379-84.
- Williams ME, Gaffey MJ, Weiss LM, Wilezynski SP, Schuuring E, Levine PA. Chromosome llq13 amplification in head and neck squamous cell carcinoma. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 1993;119:1238-43.
- Smoke A, Delegge MH. Chyle leaks. Consensus on management? Nutr Clin Pract 2008:23:529-32.
- Classification and Terminology of Neck Dissection. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2008;134:536-8.
- Robbins KT, Shaha AR, Medina JE, Califano JA, Wolf GT, Ferlito A, Som PM, Day TA; Committee for Neck Dissection Classification, American Head and Neck Society. Consensus Statement on the 75
- Stevens MH, Harnsberger HR, Mancuso AA, Davis RK, Johnson LP, Parkin JL. Computed tomography of cervical lymph nodes: staging and management of head and neck cancer. Arch Otolaryngol 1985;11:735-9.
- Curriculum vitae Name: FASUNLA Ayotunde James Date of Birth: 11. July, 1972
- Volkman. Das tiefe branchiogene Halskarzinom. Zentralbl Chir 1882;9:49-51.
- Robbins KT, Kumar P, Regine WF, Wong FS, Weir AB 3rd, Flick P, Kun LE, Palmer R, Murry T, Fontanesi J, Ferguson R, Thomas R, Hartsell W, Paig CU,Salazar G, Norfleet L, Hanchett CB, Harrington V, Niell HB. Efficacy of targeted supradose cisplatin and concomitant radiation therapy for advanced head and neck cancer: the Memphis experience.
- Vandenbrouck C, Sancho-Garnier H, Chassagne D, Saravane D, Cachin Y, Micheau C. Elective versus therapeutic radical neck dissection in epidermoid carcinoma of the oral cavity: results of a randomized clinical trial. Cancer 1980;46:386-90.
- Spitz MR. Epidemiology and risk factors for head and neck cancer. Semin Oncol 1994;21:281-8.
- Zeidman I. Experimental studies on the spread of cancer in the lymphatic system IV. Retrograde spread. Cancer Res 1959;19:1114-7.
- Tart R, Mukherji S, Avino A, Stringer S, Mancuso A. Facial lymph nodes: normal and abnormal CT appearance. Radiology 1993;188:695-700.
- Werner JA, Dunne AA, Myers JN. Functional anatomy of the lymphatic drainage system of the upper aerodigestive tract and its role in metastasis of squamous cell carcinoma. Head Neck 2003;25:322-32.
- Vokes EE, Weichselbaum RR, Lippman SM, Hong WK. Head and neck cancer. N Engl J Med 1993;328:184-94.
- Shah J. Head and neck surgery. 2nd eds. Mosby-Wolfe: New York. 1996.
- Sesterhenn AM, Zimmermann AP, Wagner U, Werner JA, Kalder M. Improved technique of harvesting the pectoralis major myocutaneous flap for reconstruction in female head & neck cancer patients. Clin Otolaryngol 2008;33:378-80.
- Robbins KT. Indications for selective neck dissection: when, how, and why. Oncology 2000;14:1455-64.
- Quak JJ, Balm AJM, Brakkee JGP, Scheper RJ, Haisma HJ, Braakhuis BJM, Meijer CJLM, Snow GB. Localization and imaging of radiolabelled monoclonal antibody against squamous-cell carcinoma of the head and neck in tumor-bearing nude mice. Int J Cancer 1989;44:534-8.
- Werner JA, Davis RK. Lymphogenic metastatic spread. In: Werner JA, Davis RK. Editors. Metastases in head and neck cancers. Springer- verlag: Germany. 2004:45-56.
- Snow GB, Patel P, Leemans CR, Tiwari R. Management of cervical lymph nodes in patients with head and neck cancer. Eur Arch Otorhinolaryngol 1992;249:187-94.
- Takes RP, Baatenburg de Jong, RJ, Schuuring E, Hermans J, Vis AA, Litvinov SV, Han J, van Krieken JM. Markers for assessment of nodal metastasis in laryngeal carcinoma. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 1997;123:412-9.
- 155. van den Brekel MWM, Castelijns JA, Stel HV, Golding RP, Meyer CJI, Snow GB. Modern imaging techniques and ultrasound-guided aspiration cytology for the assessment of neck node metastases: a prospective comparative study. Eur Arch Otorhinolaryngol 1993;250:11-7.
- Syrjänen K, Syrjänen S, Lamberg M, Pyrhönen S, Nuutinen J. Morphological and immunohistochemical evidence suggesting human papillomavirus (HPV) involvement in oral squamous cell carcinogenesis.
- Sakai E, Tsuchida N. Most human squamous cell carcinomas in the oral cavity contain mutated p53 tumour-suppressergenes. Oncogene 1992;7:927-33.
- Shah JP. Patterns of cervical lymph node metastasis from squamous carcinomas of the upper aerodigestive tract. Am J Surg 1990;160:405-9.
- Place of birth: Benin – City Nationality: Nigerian Marital status: Married Education: 1977 – 1983
- Suntharalingam M, Haas ML, Van Echo DA, Haddad R, Jacobs MC, Levy S, Gray WC, Ord RA, Conley BA. Predictors of response and survival after concurrent chemotherapy and radiation for locally advanced squamous cell carcinomas of the head and neck. Cancer 2001;91:548-54.
- Prospective randomized study of selective neck dissection versus observation for N0 neck of early tongue carcinoma. Head Neck 2009;31:765-72.
- Tryggvason K, Hoyhtya M, Salo T. Proteolytic degradation of extracellular matrix in tumor invasion. Biochem Biophys Acta 1987;907:191-217.
- Song XM, Ye JH, Yuan Y, Zhang SY, Jiang HB, Wu YN. Radial forearm free flap for reconstruction of a large defect after radical ablation of carcinoma of the tongue and floor of the mouth: some new modifications. ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec 2010;72:106-12.
- Wang CC. Radiotherapeutic management and results of T1N0, T2N0 carcinomas of the oral tongue: evaluation of boost technique. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1989;17:287-91.
- Ryan RF, Krementz ET, Truesdale GL. Salvage of stage IV intraoral squamous cell carcinomas with preoperative 5-fluorouracil. Cancer 1986;57:699-705.
- Short SO, Kaplan JN, Laramore GE, Cummings CW. Shoulder Pain and Function After Neck Dissection with or without Preservation of the Spinal Accessory Nerve. Am J Surg 1984;148:478-82.
- Shaha AR, Spiro RH, Shah JP, Strong EW. Squamous carcinoma of the floor of the mouth. Am J Surg 1984;148:455-9.
- Purtilo DT, Manolov G, Manolova Y, Harada S, Lipscomb H. Squamous- cell carcinoma, Kaposi's sarcoma and Burkitt's lymphoma are consequences of impaired immune surveillance of ubiquitous viruses in acquired immune deficiency syndrome, allograft recipients and tropical African patients. In: Williams AO, O'Conor G, De-The GB, Johnson CA.
- Shingaki S, Kobayashi T, Suzuki I, Kohno M, Nakajima T. Surgical treatment of Stage 1 and 11 oral squamous cell carcinoma: analysis of causes of failure. Br J Oral Maxillofac Surg 1995;33:304-8.
- Woolgar JA. T2 carcinoma of the tongue: the histopathologist's perspective. Br J Oral Maxillofac Surg 1999;37:187-93.
- Teichgraeber JF, Clairmont AA. The incidence of occult metastases for cancer of the oral tongue and floor of the mouth: Treatment rationale. Head Neck Surg 1984;7:15-21.
- Strauli P. The lymphatic system and cancer localization. In: Wiser RW, Ado TL, Wood S. Editors. Endogenous Factors Influencing Host-Tumor Balance. University of Chicago Press: Chicago. 1967:249-54.
- Shear M, Hawkins DM, Farr HW. The prediction of lymph node metastases from oral squamous carcinoma. Cancer 1976;37:1901-7.
- 154. van den Brekel MWM, Bartelink H, Snow GB. The value of staging of neck nodes in patients treated with radiotherapy. Radiother Oncol 1994;32:193-6.
- Schuller DE, Bier-Laning CM, Sharma PK, Siegle RJ, Pellegrini AE, Karanfilov B, Bellisari G, Miller R, Young DC. Tissue-conserving surgery for prognosis, treatment, and function preservation. Laryngoscope 1998;108:1599-604.
- Sobin LH, Gospodarowicz MK, Wittekind C. UICC TNM classification of malignant tumours. 7th eds. Wiley-Blackwell: Oxford. 2009.