Zusammenfassung:
Hintergrund und Ziele: Plasma Chromogranin A ist ein anerkannter Tumormarker bei Patienten mit malignen neuroendokrinen Tumoren. Seine Bedeutung bezüglich Prognoseeinschätzung ist jedoch noch unklar. Deshalb wurde das Überleben der Patienten mit metastasierten neuroendokrinen Tumoren in Abhängigkeit des Plasma-Chromogranin A-Spiegels untersucht.
Weiter wurde der Zusammenhang zwischen der Höhe des Chromogranin A-Wertes im Plasma und der hepatischen Tumorlast geprüft. Schließlich wurde die Beziehung zwischen einem plötzlichen Chromogranin A-Anstieg und einer raschen Zunahme der hepatischen Tumorlast analysiert.
Material und Methoden: 344 Patienten aus der Datenbank für neuroendokrine Tumore der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie und Endokrinologie, d.h. Patienten mit metastasierten, gut differenzierten GEP-Tumoren wurden retrospektiv untersucht. Davon waren 139 Patienten an einem funktionell aktiven Tumor des Midgut (Karzinoidsyndrom) erkrankt, 58 Patienten hatten einen funktionell inaktiven Tumor des Midgut, 22 Patienten wiesen einen funktionell aktiven und 66 Patienten mit funktionell inaktiven Tumoren des Pankreas auf. Bei neun Patienten handelte es sich um einen Tumor des Hindgut, bei 23 Patienten war der Primärtumor außerhalb von Pankreas, Mid- oder Hindgut lokalisiert und bei 27 Patienten war die Lokalisation des Primärtumors unbekannt.
Weiter wurde eine Subgruppe von 102 Patienten mit metastasierten, gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren prospektiv untersucht. 23 Patienten hatten einen funktionell aktiven Midgut-Tumor (Karzinoidsyndrom), 34 Patienten einen funktionell inaktiven Midgut-Tumor, 22 einen funktionell inaktiven pankreatischen Tumor, sieben einen funktionell aktiven Pankreastumor, zwei Patienten einen funktionell inaktiven „Hindgut“- Tumor und acht Patienten Primärtumoren außerhalb des Pankreas, Mid- oder Hindguts. Bei sechs Patienten war der Sitz des Primärtumors unbekannt. Die hepatische Tumorlast wurde anhand von 4-6 relevanten CT- bzw. MRT-Untersuchungen bewertet und in vier Gruppen eingeteilt (0 %, 0-25 %, 25-50 %, > 50 %). Danach wurde die hepatische Tumorlast mit den Chromogranin A-Plasmaspiegeln in Beziehung gesetzt. Die Patienten wurden bis zu ihrem Tod in regelmäßigen Abständen nachverfolgt.
Ergebnisse: Plasma Chromogranin A-Spiegel (U/l) variieren zwischen den verschiedenen Tumorentitäten (Kruskal-Wallis p < 0.001) und gehen mit unterschiedlichen Überlebenszeiten einher (hazard ratio = 2.14 pro Einheit in der logarithmischen CgA-Skala (log10); 95 % Konfidenzintervall [1.75; 2.62]; p < 0.001). Darüber hinaus korrelieren die CgA-Spiegel mit dem Ausmaß der hepatischen Metastasierung (Tumorlast) (Korrelationskoeffizient nach Spearman p = 0.572; 95 % Konfidenzintervall [0.44; 0.70]; p < 0.001). Eine zusätzliche extrahepatische Tumorlast wirkte sich nicht auf die Höhe des CgA-Wertes aus. Ein plötzlicher und schneller CgA-Anstieg im Plasma, beobachtet in einigen Fallberichten, stellt einen Hinweis auf einen bevorstehenden raschen Tumorprogress und ein kürzeres Überleben dar.
Zusammenfassung: 1) Erhöhte Plasma-Chromogranin A-Werte bei Patienten mit metastasierten, gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren sind ein prognostisch ungünstiger Faktor für kürzeres Überleben.
2) Chromogranin A-Spiegel korrelieren mit der hepatischen Tumorlast. 3) Hohe Plasma-Chromogranin A-Werte sind in ihrer prognostischen Bedeutung hinsichtlich des Überlebens entscheidender als die hepatische Tumorlast. 4) Basierend auf Fallberichten muss angenommen werden, dass Chromogranin A-Plasmaspiegel, die nach einer längeren Phase stabilen Tumorwachstums plötzlich ansteigen, einen Hinweis auf ein rasches Tumorwachstum anzeigen.