Zusammenfassung:
Darstellung cyclischer Hydraziniumdithiokohlensäurediester-Salze
sowie deren Umsetzung mit C- und N-Nucleophilen
Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand zunächst darin, ausgehend von cyclischen Dithiocarbazidsäureestern neuartige Hydraziniumdithiokohlensäurediester-Salze darzustellen.
Um Erkenntnisse über das Reaktionsvermögen der reaktiven Zwischenstufen zu gewinnen, sollten diese mit einem möglichst breiten Spektrum an Kohlenstoff- und Stickstoffnucleophilen umgesetzt werden.
Von vielen Dithiocarbazidsäureestern ist eine biologische Wirksamkeit bekannt, häufig weisen sie antimykotische und/oder antibakterielle Eigenschaften auf.
Nach Modifikationen in Position 2 einiger cyclischer, im Arbeitskreis Hanefeld entwickelten Dithiocarbazidsäureester zeigte sich, dass die Produkte interessante Wirkungsverschiebungen aufweisen. Beispielsweise konnte die epidermisverdünnende bzw. epidermisverdickende Wirkung einiger in 2-Stellung unterschiedlich substituierter 1,3-Thiazin- bzw. Thiazolidin-Derivate nachgewiesen werden. Diese Beobachtungen verstärkten das Interesse daran, Variationen in Position 2 dieser Stoffklasse durchzuführen, da es somit möglich war, potentiell pharmakologisch aktive Substanzen zu gewinnen.
Dazu war es zunächst notwendig, die Moleküle an dieser Stelle zu aktivieren, also die Elektrophilie des sonst reaktionsträgen zentralen Kohlenstoffatoms zu erhöhen, um sie einem nucleophilen Angriff zugänglich zu machen. Dies gelang durch die im Arbeitskreis etablierte Methode der Methylthioaktivierung.
In dieser Arbeit sollte das Reaktionsverhalten der so zugänglichen und bisher weitgehend unbekannten Hydraziniumdithiokohlensäurediester-Iodide untersucht werden.
Die aktivierten 3-Amino-2-thioxo-tetrahydro-1,3-thiazin-4-one und 3-Amino-4-tert-butyl-3H-thiazol-2-thione ließen sich mit einfachen, vinylogen und teilweise auch phenylogen C- und N-Nucleophilen, wie zum Beispiel Malondinitril, Acetonitrilderivaten, 2-Cyanobutennitrilen, Benzolsulfonamiden und 3-Amino-2-cyanophenylacrylnitrilen zu den entsprechenden Kondensationsprodukten umsetzen.
Auf diese Weise konnte eine beträchtliche Anzahl von Keten-N,S-acetalen und Isothioharnstoff-Derivaten sowie einige sehr interessante Nebenprodukte isoliert werden.