Das diabetische Makulaödem - Patientenkollektiv und Behandlungsrealität in einem Universitätsklinikum

Das diabetische Makulaödem ist mit einem relevanten Visusverlust assoziiert. Den aktuellen Goldstandard zur Behandlung dieser Erkrankung stellen intravitreale Injektionen mit einem VEGF-Inhibitor dar, die Zweitlinien-Therapie eine Behandlung mit intravitrealen Steroiden. Die Wirksamkeit dieser beide...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Eder, Anna Mareike
Beteiligte: Schulze, Stephan (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das diabetische Makulaödem ist mit einem relevanten Visusverlust assoziiert. Den aktuellen Goldstandard zur Behandlung dieser Erkrankung stellen intravitreale Injektionen mit einem VEGF-Inhibitor dar, die Zweitlinien-Therapie eine Behandlung mit intravitrealen Steroiden. Die Wirksamkeit dieser beiden Therapieansätze wurde bis dato vor allem in randomisierten kontrollierten Studien demonstriert. Durchgeführte Real-World-Studien hatten das Ziel, die Behandlung möglichst realitätsgetreu abzubilden, aber auch bei diesen gab es häufig eine strikte Selektion bezüglich des abgebildeten Patientenguts. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb, das reale Patientengut mit therapiebedürftigem diabetischem Makulaödem und deren klinische Behandlung in einem Universitätsklinikum so realitätsgetreu wie möglich abzubilden. Es wurden retrospektiv die Daten von 176 Augen von 114 Patienten untersucht, die bei der Diagnose diabetisches Makulaödem mindestens eine intravitreale Injektion im Jahr 2018 in der Augenklinik des Universitätsklinikum Marburg erhalten haben. Erhoben und statistisch ausgewertet wurden Geschlecht (weiblich/männlich) und Alter [Jahre] der Patienten, ein aktueller HbA1c-Wert [%], die Vorbehandlung (keine, intravitreale Injektionen, Laser, Pars-plana-Vitrektomie), im untersuchten Zeitraum erfolgte intravitreale Injektionen mit Datum und Präparat, erfolgte fokale Laserbehandlungen und Operationen. Außerdem die jeweiligen Visuswerte [LogMAR] sowie die Werte der zentralen Netzhautdicke [μm] vor und nach der durchgeführten Behandlung. Mithilfe multipler linearer Regressionsanalysen wurde der Einfluss der verschiedenen Variablen auf die abhängigen Vari-ablen Visusänderung [LogMAR], Netzhautdickenänderung [μm] sowie Injektionsanzahl untersucht. Dabei wurden ebenso die gegenseitigen Einflüsse der Variablen untereinander berücksichtigt. Die Patienten waren überwiegend männlich (61,93 %), hatten ein medianes Alter von 67 Jahren, einen medianen HbA1c-Wert von 7 % und waren größtenteils bereits vorbehandelt (71,59 %). Der mediane Ausgangsvisus lag bei 0,4 Log-MAR, der mediane Wert der zentralen Netzhautdicke bei 331 μm. In dem beobachteten Zeitraum wurden insgesamt 688 intravitreale Injektionen verabreicht: 644 VEGF-Inhibitoren und 44 Steroidpräparate. Der Median lag bei drei Injektionen pro Auge. Desweiteren erhielten 14 Augen jeweils eine fokale Laserbehandlung und bei sechs Augen wurde auf Grund des diabetischen Makulaödems eine Pars-plana-Vitrektomie durchgeführt. Bezüglich der Visusentwicklung und der Entwicklung der zentralen Netzhautdi-cke über den beobachteten Zeitraum zeigte sich bei den ausgewerteten Augen eine durchschnittliche Visuszunahme um 0,04 LogMAR sowie eine durchschnitt-liche Reduktion der zentralen Netzhautdicke um 44,54 μm. Diese Analysen beziehen sich auf 147 bzw. 142 Augen, bei denen ein jeweiliger Wert vor und nach der Behandlung vorlag. Die Ergebnisse zeigten damit im Vergleich zu den großen randomisierten kontrollierten Studien eine niedrigere Behandlungsintensität sowie eine weniger gute Visus- und Netzhautdickenentwicklung. Dies bestätigt die Ergebnisse anderer Real-World-Studien. In den durchgeführten Subgruppenanalysen konnte kein signifikanter Einfluss des verwendeten Medikaments auf die Entwicklung des Visus oder der zentralen Netzhautdicke festgestellt werden. Es zeigte sich jedoch ein signifikanter Einfluss des Ausgangsvisus auf die Visusentwicklung: die Gruppe der Augen mit einem schlechteren Ausgangsvisus zeigte eine signifikant stärkere Visuszunahme im Vergleich zu der Gruppe mit dem besseren Ausgangsvisus. Außerdem konnte ein signifikanter Einfluss des anfänglichen Wertes der zentra-len Netzhautdicke auf die Entwicklung ebendieser gezeigt werden: Die Gruppe der Augen mit einem höheren anfänglichen Wert zeigte eine signifikant stärkere Reduktion der zentralen Netzhautdicke im Verlauf. Dieser Zusammenhang bestätigte sich auch in den durchgeführten Regressionsanalysen. Auch zeigte sich in den Regressionsanalysen ein Zusammenhang einer Vorbehandlung mit intravitrealen Injektionen im Vergleich zu keiner Vorbehandlung mit einer höheren Injektionsanzahl im weiteren Behandlungsverlauf. Augen, die bereits in der Vergangenheit mit intravitrealen Injektionen behandelt wurden, benötigten vermehrt weitere Injektionen. Dies wurde nach unserem Wissen so bisher noch nicht in der Literatur beschrieben. Zusammenfassend konnte mit dieser Arbeit die Behandlungsrealität von Patienten mit einem diabetischen Makulaödem in der Ambulanz eines Universitätsklinikums abgebildet werden.
DOI:10.17192/z2024.0145