Explorative Analyse solider, invasiver Sekundärmalignome nach allogener peripherer Blutstammzelltransplantation

Durch längere Überlebenszeiten hat die Bedeutung von Langzeitfolgen nach allogener Stammzelltransplantation in den letzten Jahren zugenommen. Hierzu zählen auch solide Sekundärmalignome. Für diese wurden bereits diverse Risikofaktoren, z.B. Graft-versus-Host-Disease und deren immunsuppressive Therap...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Jeske, Thomas
Beteiligte: Neubauer, Andreas (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Durch längere Überlebenszeiten hat die Bedeutung von Langzeitfolgen nach allogener Stammzelltransplantation in den letzten Jahren zugenommen. Hierzu zählen auch solide Sekundärmalignome. Für diese wurden bereits diverse Risikofaktoren, z.B. Graft-versus-Host-Disease und deren immunsuppressive Therapie, nach Knochenmarktransplantation beschrieben. Entsprechende Daten nach peripherer Blutstammzelltransplantation liegen jedoch in unzureichender Menge vor. Da diese Art der Transplantation mit einer höheren Inzidenz für die Graft-versus-Host-Disease einhergeht, könnte auch diese Art der Transplantation eine indirekte Rolle in der Entstehung von Sekundärmalignomen spielen. Ziel der retrospektiven Studie war es, alle soliden, invasiven Sekundärmalignome von Patientinnen/Patienten vom 01.01.1999 bis 31.12.2013 nach allogener peripherer Blutstammzelltransplantationen im Carreras Leukämie Centrum in Marburg zu erheben. Im Rahmen einer explorativen Analyse sollte der Einfluss ausgewählter Variablen auf die Entstehung von soliden Sekundärmalignomen untersucht werden. Hierfür standen schließlich 398 Patientinnen/Patienten zur Verfügung. Als statistische Methode wurde die Analyse konkurrierender Risiken mit univariatem Cox-Modell gewählt. Hierbei wurde der Einfluss ausgewählter Variablen (Geschlecht, Indikation, Konditionierungsregime, Beziehung zwischen Spender*in und Empfänger*in, HLA-Kompatibilität, Graft-versus-Host-Disease u.a.) auf die Ereignisse „Sekundärmalignom“ und „Tod“ als konkurrierendes Risiko untersucht. Insgesamt wurden 16 solide, invasive Sekundärmalignome mit einer kumulativen Inzidenz von 2 % nach 5 und 5,6 % nach 10 Jahren detektiert. Unter den Sekundärmalignomen war das Organsystem „Haut“ am häufigsten vertreten (2 maligne Melanome, 3 Plattenpithelkarzinome). Plattenepithelkarzinome traten insgesamt am meisten auf (3x Haut, 2x Zunge, 1x Ösophagus). In jedem dieser Fälle lag zuvor eine chronische Graft-versus-Host-Disease vor. Im Cox-Modell konnte in keiner Analyse ein signifikanter Einfluss der o.g. Faktoren auf die Entstehung sekundärer solider Tumore erhoben werden. Das Ereignis „Tod“ trat signifikant häufiger bei Abwesenheit einer chronischen Graft-versus-Host-Disease auf (Hazard Ratio: 2,83; 95%-Konfidenz-Intervall: 2,15 | 3,71; p-Wert < 0,001). Diskutiert wurden die Grenzen der Studie durch die kleine Stichprobe, das unizentrische Design und die geringe Anzahl an Sekundärmalignomen. Obwohl nicht signifikant, war das Auftreten von Sekundärmalignomen in dieser Kohorte mit der chronischen Graft-versus-Host-Disease assoziiert. Das zumindest zahlenmäßig gehäufte Auftreten von Plattenepithelkarzinomen in typischen Organen passt zu repräsentativen, bisher publizierten Studienergebnissen zu diesem Thema. Die Resultate könnten eine Rolle der peripheren Blutstammzelltransplantation in der Entstehung von bestimmten Sekundärmalignomen nahelegen. Der signifikante Zusammenhang der chronischen Graft-versus-Host-Disease mit einem geringeren Risiko zu versterben, kann mit dem Graft-versus-Leukemia-Effekt erklärt werden. Schließlich werden durch die prognostizierte Häufung von Langzeitüberlebenden nach allogener Stammzelltransplantation in Zukunft auch die Rate an Sekundärmalignomen und die Bedeutung onkologischer Nachsorgekonzepte zunehmen. Da aktuell die periphere Blutstammzelltransplantation weltweit dominiert und deren Nutzung tendenziell weiter steigt, sollte deren Rolle in der Entstehung von Sekundärmalignomen in großen, multizentrischen Studien weiter untersucht werden.
DOI:10.17192/z2024.0133