Nicht-invasive Vagusnervstimulation fördert kooperatives Verhalten im Gefangenendilemma, bei Patient/-innen mit Epilepsie

Bisherige Studien konnten zeigten, dass es einen signifikanten Einfluss von transkutaner Vagusnervstimulation auf unterschiedliche neurokognitive Kompetenzen gibt. So belegen Tier-, wie klinische Studien, dass transkutane Vagusnervstimuation zu einer Verstärkung des Belohnungslernens führt. Grund is...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Molitor, Lena
Beteiligte: Timmermann, Lars (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Bisherige Studien konnten zeigten, dass es einen signifikanten Einfluss von transkutaner Vagusnervstimulation auf unterschiedliche neurokognitive Kompetenzen gibt. So belegen Tier-, wie klinische Studien, dass transkutane Vagusnervstimuation zu einer Verstärkung des Belohnungslernens führt. Grund ist die Einflussnahme der Vagusnervstimuation auf die Dopaminausschüttung im zentralen Nervensystem. Ebenso ist bekannt, dass transkutane Vagusnervstimuation als Therapieoption bei medikamentenrefraktären Depressionen eingesetzt wird. Dies liegt unter anderem daran, dass Vagusnervstimulation einen positiven Einfluss auf die Stimmung der Patient/-innen hat. Über den Einfluss auf eine Schnittstelle der kognitiven und emotionalen Kompetenz, die soziale Interaktion, ist bisher wenig bekannt. Mit Hilfe transkutaner Vagusnervstimulation und dem Gefangenendilemma wurde erforsch, ob Stimulation zu einer Förderung des Sozialverhaltens führt. In einem wiederholten Gefangenendilemma spielten 19 Patient/-innen mit Epilepsie mehrere Runden gegen vermeintlich menschliche Gegner/-innen und Computer. Die Messungen fanden an zwei Testtagen statt, dabei erhielten die Proband/innen an einem Tag sham-Stimulation und an dem anderen Tag transaurikuläre Vagusnervstimulation. Die Reihenfolge der Stimulation geschah randomisiert. In einer ANOVA mit Messwiederholung sowie einer logistischen Regression Analyse konnten übereinstimmende Ergebnisse zeigen, dass Stimulation einen signifikanten Einfluss auf das Spielverhalten der Proband/-innen hat. Es wurde bewiesen, dass Proband/-innen unter transaurikulärer Vagusnervstimulation häufiger kooperierten im Vergleich zur sham-Stimulation. Weitere Analysen ergaben eine signifikant höhere Kooperationsrate im Spiel gegen vermeidlich menschliche Gegenspieler/-innen. In der Ausarbeitung des Entscheidungsprozesses mit Hilfe des Drift Diffusion Modell zeigte sich, dass vor allem frühe Prozesse der Entscheidungsfindung beeinflusst werden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Stimulation zu einer Verschiebung der Erwartungshaltung führt. Proband/-innen tendieren unter Stimulation zu Kooperation noch bevor Wissen über den/die Gegner/in der aktuellen Runde akkumuliert werden konnte. Eine Verschiebung der Tendenz und eine Zunahme an Kooperation unter Stimulation legt nahe, dass transkutane Vagusnervstimuation intuitive prosoziale Verhaltensmuster fördert. In Zusammenschau der Beobachtung auf Verhaltensebene und bisheriger Forschungsergebnisse lassen sich mögliche Rückschlüsse auf die neuromodulatorischen Hintergründe der transkutanen Vagusnervstimuation erschließen. Bisherige Studien konnten zeigen, das Vagusnervstimuation Einfluss auf Hirnregionen nimmt, welche relevant für Aufmerksamkeit, Belohnung und Emotionen sind. Alle drei Kompetenzen spielen eine entscheidende Rolle während der sozialen Interaktion. Offen bleibt welches Transmittersystem dem größten Einfluss unterliegt. Aufbaustudien unter Verwendung von Bildgebung und EEG-Daten könnten in Zukunft jedoch nähere Korrelationen aufdecken. Ein besseres Verständnis der Neuromodulation könnte somit helfen, die transkutane Vagusnervstimulation als nebenwirkungsarme Therapieoption in neuropsychologischen Erkrankungen zu etablieren. Ziel wäre es somit nicht nur das Verhalten zu beeinflussen, sondern auch nebenwirkungsreiche Medikamente einzusparen. Zusammenfassend liefert diese klinische Studie Belege für eine direkte Beeinflussung des Sozialverhaltens durch transkutane Vagusnervstimuation
Umfang:107 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0631