Biologikatherapie bei Patienten mit Chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen – gezielte Therapie bei Typ-II-Inflammation

Die Chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRScNP) ist ein häufiges Krankheitsbild mit Entzündungen der Schleimhaut der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen, die die Lebensqualität der betroffenen Patienten stark einschränken kann. In den letzten Jahren wurde der Fokus in Diagnostik und Therapie der CR...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hermes, Christina
Beteiligte: Pfaar, Oliver (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRScNP) ist ein häufiges Krankheitsbild mit Entzündungen der Schleimhaut der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen, die die Lebensqualität der betroffenen Patienten stark einschränken kann. In den letzten Jahren wurde der Fokus in Diagnostik und Therapie der CRScNP vermehrt auf die Typ-II-Inflammation gerichtet. Mit den Biologika Dupilumab, Omalizumab und Mepolizumab sind in Deutschland erstmals Therapieoptionen zugelassen, welche gezielt an der Typ-II-Inflammation ansetzen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Änderungen der Lebensqualität, der Polypengröße und des Riechvermögens der ersten Biologikapatienten der Abteilung Rhinologie und Allergologie des Universitätsklinikums Marburg unter Real-life Bedingungen zu untersuchen. Dafür wurden Daten von 52 Patienten, die sich zwischen Mai 2020 und April 2022 mit der Diagnose einer CRScNP zur Biologikatherapie vorstellten, retrospektiv untersucht. Es wurden 28 Patienten mit Dupilumab, 18 Patienten mit Omalizumab und 6 Patienten mit Mepolizumab behandelt. Die Ergebnisse des NPS, der SNOT-22 Fragebögen und des Sniffin‘ Sticks Test wurden gesammelt und in Excel und mit dem Analysetool R statistisch ausgewertet. Diese Ergebnisse wurden dann zwischen den Präparaten und mit den Zulassungsstudien verglichen. Die Auswertung ergab einen Altersdurchschnitt von 52 Jahren, dies passt zu der Beschreibung der CRScNP als Erkrankung des mittleren Lebensalters. Ebenso passte die Geschlechtsverteilung von Männern zu Frauen von 65,4% zu 34,6% in unserem Kollektiv zu der höheren Prävalenz der CRScNP bei Männern. Die Patienten waren durchschnittlich 2,8-mal voroperiert, das Maximum an Voroperationen lag bei 8. 28,8% der Patienten waren nur einmal voroperiert, 40% mehr als 2-mal. Damit zeigte unser Kollektiv eine höhere Rate an Patienten mit mehr als 2 Voroperationen im Vergleich zu den Zulassungsstudien. In unserem Patientenkollektiv zeigten sich 75% der Patienten mit der Nebendiagnose Asthma bronchiale, und 44,2% mit AERD, dies ist höher als in den Kollektiven der Zulassungsstudien, was sich mit der Spezialisierung der Ambulanz auf Patienten mit dieser Erkrankung erklären lässt. Die Therapie wurde allgemein sehr gut vertragen, es wurde nur vereinzelt von leichten Nebenwirkungen berichtet, die nur in einem Fall zur Therapiepausierung führten. In unserem Patientenkollektiv zeigte sich in allen Gruppen eine signifikante Besserung des NPS, des SNOT-22 und des SDI. Dies spricht für eine deutliche Reduktion der Polypenlast, der subjektiven Krankheitslast und einer Verbesserung des Riechvermögens im Verlauf der Therapie. In unserem Kollektiv wird deutlich, dass diese Besserung bereits nach sehr kurzer Therapiedauer zutage tritt und im Verlauf anhält oder sich sogar noch weiter fortsetzt. Dies ist vergleichbar mit den Verbesserungen in den Zulassungsstudien. Damit werden in unseren Patienten, unter Real-life Bedingungen, die durch die Zulassungsstudien geschürten Erwartungen an die Biologikatherapie erfüllt. Es zeigt sich eine deutliche Besserung des NPS, des SNOT-22 und des SDI unter laufender Therapie, auch ohne Operation. Die Patienten mit den Nebendiagnosen AERD und Asthma profitierten genauso gut von der Biologikatherapie wie die Patienten ohne diese Nebendiagnosen. Der Vergleich der Therapie von Dupilumab mit Omalizumab in unserem Kollektiv zeigte keine statistisch signifikanten Unterschiede. In der Dupilumab-Gruppe zeigte sich eine positive Korrelation zwischen dem weiblichen Geschlecht und der Verbesserung des SDI. Dies lässt vermuten, dass Dupilumab bei Frauen zu einer stärkeren Verbesserung des Riechvermögens führt als bei Männern. Es konnten keine relevanten Korrelationen zwischen Alter, Voroperationen, Nebendiagnosen oder Laborwerten bezogen auf die Ausgangswerte und Veränderungen des NPS, SNOT-22 oder SDI Scores gezeigt werden. In unserem Kollektiv wurde, bis zum Ende der Datenerhebung, bei 10 von 52 Patienten eine unzureichende Besserung der Beschwerden festgestellt. Bei diesen Patienten wurde die Therapie nach Rücksprache und Patientenwunsch entweder durch eine Operation oder orale Glukokortikoide ergänzt oder das Biologikum auf ein anderes Präparat gewechselt. Dies ist geringer als die Non-Responder-Rate aus der Literatur, die, abhängig vom gewählten Präparat, bei 25-50% liegt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen die starke therapeutische Wirkung der Biologika in der Behandlung der CRScNP bei Patienten mit hoher Krankheitslast. Zwar ist die Aussagekraft unserer Daten auf Grund der geringen Patientenzahl eingeschränkt, jedoch zeigen unsere Ergebnisse deutliche Übereinstimmungen mit den Daten aus anderen deutschen Real-world-effectiveness-Studien. In zukünftigen Studien sollte die Frage, welches Präparat für welchen Patienten das richtige ist, durch einen prospektiven „Head-to-Head“-Vergleich zwischen den Biologika untersucht werden. Dafür sollte auch nach Biomarkern gesucht werden, welche prädiktiv das Ansprechen der Therapie vorhersagen können, um die passenden Patienten in Zukunft besser für die entsprechende Therapieform auswählen zu können.
DOI:10.17192/z2023.0575