Adjuvanzien bei der peripheren Regionalanästhesie der oberen Extremität - Eine Netzwerkmetaanalyse mit Fokus auf dem Endpunkt Motorik

Anästhesie und Analgesie stellen einen essentiellen Bestandteil aller chirurgischer Verfahren dar. Der Fortschritt im Bereich der Allgemeinanästhesie schreitet kontinuierlich voran. Verfahren zur Narkoseeinleitung und -aufrechterhaltung werden immer weiter verbessert und sicherer gemacht. In der Reg...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Stolz, Jessica Serina
Beteiligte: Eberhart, Leopold (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Anästhesie und Analgesie stellen einen essentiellen Bestandteil aller chirurgischer Verfahren dar. Der Fortschritt im Bereich der Allgemeinanästhesie schreitet kontinuierlich voran. Verfahren zur Narkoseeinleitung und -aufrechterhaltung werden immer weiter verbessert und sicherer gemacht. In der Regionalanästhesie sieht die Situation anders aus. Hier sind die Verfahren seit vielen Jahren etabliert und größtenteils unverändert geblieben, sodass die Regionalanästhesie an Stellenwert verliert, obwohl sie viele Vorteile gegenüber der Allgemeinanästhesie mitbringt. Patient*innen müssen sich nicht den Risiken einer Vollnarkose aussetzen, sie können besser ambulant behandelt werden und postoperativ schneller mobilisiert werden. Die schnelle Wiederherstellung der Autonomie der Patient*innen postoperativ ist besonders wünschenswert. Hierfür benötigt es zwei Komponenten – die weitestgehende Schmerzfreiheit und schnellstmögliche vollständige motorische Kontrolle. Um die Regionalanästhesie zu verbessern, wurde in der Vergangenheit in vielen Studien die Wirkung verschiedener Adjuvanzien zu Lokalanästhetika auf die Blockeigenschaften untersucht. In der vorliegenden Arbeit wurde sich auf die obere Plexus brachialis Blockade im single-shot Verfahren beschränkt, um herauszufinden, welche Adjuvanzien den größten Einfluss auf die Dauer der Analgesie, Dauer bis zum Einsetzen der motorischen und sensorischen Blockade und Dauer der motorischen und sensorischen Blockade haben. Um dies beurteilen zu können, fiel die Entscheidung eine Netzwerkmetaanalyse anzufertigen, welche alle Studien zu diesem Thema bis Dezember 2020 beinhaltetet. Zunächst wurden die Ein- und Ausschlusskriterien festgelegt. Es sollten nur randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen werden, welche ein Patientenkollektiv aufweisen, das im Schnitt älter als 18 Jahre ist und eine Plexus brachialis Blockade benötigte. Weiterhin beschränkten wir die Suche auf single-shot Verfahren in denen mindesten ein Adjuvanz mit einem anderen oder Placebo verglichen wurde. Es erfolgte die Literatursuche in Embase, Central, Web of Science und Medline. Die Suche ergab 511 Treffer, von denen 191 in die Auswertung eingeschlossen werden konnten. Sowohl die Literatursuche als auch die Extraktion und gegebenenfalls Umrechnung der Daten erfolgten im Vier-Augen-Prinzip. Die Auswertung wurde mit dem Programm R vorgenommen und ergab Netzwerke für alle Endpunkte. In der Auswertung zeigte sich - wie angenommen - dass es in allen Analysen eine hohe Heterogenität und Inkosistenz gab. Dennoch lässt sich ableiten, dass Dexamethason das mit Abstand wirksamste Adjuvanz zu Lokalanästhetikum ist, da es die Dauer der Analgesie mehr als verdoppelte. Auch Dexmedetomidin, Opioide und Clonidin zeigten einen signifikanten Einfluss auf diesen Parameter. Mit Ausnahme von Ketamin und Hyluronidase verlängerten alle getesteten Adjuvanzien die Dauer der motorischen Blockade. Bei allen Parametern ergab sich jedoch das Problem, dass die Erhebung der Daten je nach Studienautor nach unterschiedlichen Kriterien durchgeführt wurde. Insgesamt zeigten die zugrundeliegenden Daten eine hohe Heterogenität, was die Ergebnisse der vorliegenden Netzwerkmetaanalyse jedoch nicht weniger glaubwürdig macht, speziell im Hinblick darauf, dass eine vergleichbare Analyse zum selben Ergebnis kam. Die Regionalanästhesie ist ein patientenschonendes Verfahren, welches genauso weiterentwickelt werden sollte wie die Allgemeinanästhesie. In der Zukunft sollten neue Studien mit einheitlichen Kriterien zur Erhebung der Parameter durchgeführt werden, welche eine genauere Analyse der Daten zulassen. Außerdem sollte weiter an Substanzen zur Verlängerung von einzeitigen Nervenblockaden geforscht werden. Trotz Heterogenität und Inkonsistenz erscheinen die Ergebnisse der vorliegenden Netzwerkmetaanalyse jedoch klinisch plausibel und sollten in der Praxis Anwendung finden.
DOI:10.17192/z2023.0553