Analyse der Korrelation von präoperativer Bildgebung mittels Cone Beam CT und intraoperativen Ergebnissen

Die digitale Volumentomographie (DVT) kommt als bildgebendes Verfahren nach der Zahnmedizin mittlerweile auch vermehrt in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde zum Einsatz. Die präoperative Planung von Mittelohr- Operationen wird durch die dreidimensionale Darstellung der D...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dominique Amare-Schütz
Beteiligte: Güldner, Christian (Prof. Dr. med. habil.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die digitale Volumentomographie (DVT) kommt als bildgebendes Verfahren nach der Zahnmedizin mittlerweile auch vermehrt in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde zum Einsatz. Die präoperative Planung von Mittelohr- Operationen wird durch die dreidimensionale Darstellung der DVT bei tendenziell geringerer Strahlenbelastung im Vergleich zur Computertomographie erleichtert. Es ist bekannt, dass aufgrund des Fokus auf Hochkontrastbildgebung in der DVT knöcherne Strukturen deutlich besser beurteilbar sind als Weichteilgewebe. Ziel jeglicher Bildgebung ist die Darstellung klinischer Befunde als Basis für eine weitere klinische Therapieentscheidung. Dies ist jedoch konsequent zu belegen und daher Gegenstand der aktuellen Arbeit im Falle der chronischen Mittelohrentzündung. In der vorliegenden Arbeit wurden daher zum einen unterschiedliche Einflussfaktoren auf die Beurteilbarkeit präoperativer DVT-Bilder des Felsenbeins untersucht sowie zum anderen verschiedene Parameter analysiert, die einen Einfluss auf die Übereinstimmung der radiologischen Befunde und der intraoperativ vorgefundenen Befunde haben. So wurde die Frage behandelt, ob bei vorhandenen Rohdaten – was eine Nachkonstruktion in jeder Ebene (axial, sagittal und koronar) ermöglicht – eine signifikant bessere Beurteilbarkeit der Bilder besteht. Zudem wurde der Einfluss verschiedener Pathologien (Cholesteatom = Otitis media epitympanalis vs. chronisch Otitis media mesotympanalis vs. Otitis media adhaesiva) auf die Beurteilbarkeit der Bilder analysiert. Des Weiteren wurde der Zusammenhang zwischen den präoperativen DVT-Befunden und der intraoperativ vorgefundenen Anatomie/den Pathologien untersucht. Insgesamt wurden DVT-Bilddatensätze von 85 Patienten in die Studie eingeschlossen, die im Rahmen der präoperativen Diagnostik vor Mittelohr-Operationen eine DVT- Bildgebung erhalten hatten. Dabei wurden Bilddatensätze und OP-Berichte in Bezug auf 24 anatomische Parameter hin analysiert. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 40,4 Jahre. Die klinische/ postoperative Diagnose Cholesteatom war mit 72,9% am häufigsten vertreten, gefolgt von der Otitis media mesotympanalis mit 18,8%. Bei 31,8% der Datensätze waren wiederum Rohdaten vorhanden, die Bilder also frei drehbar/ rekonstruierbar. In Bezug auf die Beurteilbarkeit der Daten zeigte sich bei der Struktur des tympanalen Anteils des N. facialis ein signifikanter Unterschied (p-Wert 0,0) mit deutlich besserer Beurteilbarkeit bei vorhandenen Rohdaten. Bezüglich der Beurteilbarkeit der Bilder bezogen auf die unterschiedlichen Diagnosen konnte bei keiner der anatomischen Strukturen ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Die Gehörknöchelchen zeigten bzgl. der Sensitivität der DVT, also der Wahrscheinlichkeit, dass tatsächliche Pathologien auch im DVT-Bild erkannt werden, die besten Ergebnisse (bei insgesamt Werten von 0,8-1), mit Ausnahme des Amboss-Steigbügelgelenks mit 0,55; die insgesamt geringste Sensitivität wies der tympanale Anteil des N. facialis (0,5) auf. Die Spezifität der DVT, also die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich fehlende Pathologien auch als solche in der Diagnostik erkannt werden, lag bei folgenden Strukturen am höchsten (Wert 1): Sinus sigmoideus, Stapeskopf, Bogengänge, labyrinthärer und mastoidaler Anteil des N. facialis. Bezüglich des runden (0,32) und ovalen Fensters (0,49) sowie des hinteren Stapesschenkels wies die Spezifität auffällig geringe Werte auf, was wiederum heißt, dass diese bei über der Hälfte der Patientenbilder fälschlicherweise als pathologisch gesehen wurden. Strukturen, die in der Bildgebung als intakt gesehen wurden, bestätigten sich größtenteils auch intraoperativ als solche (negativer prädiktiver Wert), ohne dass die Vollständigkeit der Volumendaten hierauf einen Einfluss hatte. In Abhängigkeit der Diagnosen ergab sich für das Cholesteatom insgesamt die geringste Sensitivität, insbesondere bei den Strukturen Amboss-Steigbügel-Gelenk und tympanaler Anteil des N. facialis, sowie die stärkste Einschränkung für die Visualisierung der Gehörknöchelchenkette. Diese Aspekte sind am ehesten Folge der erschwerten Abgrenzbarkeit des pathologischen osteodestruktiven Prozesses und der knöchernen Anatomie bzw. Normvarianten. Zusammenfassend lässt sich bestätigen, dass die DVT bei o.g. Krankheitsbildern unter Einschränkungen bei ausgeprägten osteodestruktiven Entzündungen eine präzise präoperative Planung ermöglicht. Letztlich bleibt auf eine technische Weiterentwicklung der Geräte zu hoffen, die eine bessere Differenzierung der Strukturen ermöglicht und so in einer optimierten Patientenversorgung resultieren kann.
DOI:10.17192/z2023.0462