Inzidentalome in der Prostataspezifischen-Membranantigen- Positronenemissionstomographie/ Computertomographie – Auftreten, Charakterisierung und klinische Relevanz

In dieser retrospektiven Studie konnten wir mit Daten von insgesamt 392 Patienten über einen Zeitraum von 5 Jahren eine Übersicht über das Auftreten von Zufallsbefunden in der Prostataspezifischen-Membranantigen-Positronenemissionstomographie/ Computertomographie erstellen. Erstmalig wurde in dieser...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Henker, Tessa
Beteiligte: Verburg, Frederik Anton (Prof. Dr. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In dieser retrospektiven Studie konnten wir mit Daten von insgesamt 392 Patienten über einen Zeitraum von 5 Jahren eine Übersicht über das Auftreten von Zufallsbefunden in der Prostataspezifischen-Membranantigen-Positronenemissionstomographie/ Computertomographie erstellen. Erstmalig wurde in dieser Studie die Häufigkeit von Prostataspezifischen-Membranantigen-positiven und -negativen Inzidentalomen in dieser nuklearmedizinischen Bildgebung untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei 10 % der Untersuchungen mit dem Auftreten eines abklärungsbedürftigen Zufallsbefundes gerechnet werden muss. Das Ziel dieser Forschungsarbeit war es, die Inzidenz und die klinische Relevanz zufällig entdeckter Raumforderungen in der Prostataspezifischen-Membranantigen- Positronenemissionstomographie/ Computertomographie zu evaluieren. Im Einzelnen sollte die Inzidenz sogenannter Inzidentalome in verschiedenen Organen, der Anteil abklärungsbedürftiger Inzidentalome sowie der Anteil 68Gallium-Prostataspezifisches-Membranantigen-positiver Inzidentalome und die Detektion von Zweitmalignomen untersucht werden. Die Daten aus dieser Studie sollen dazu beitragen, den Umgang mit Inzidentalomen zukünftig zu standardisieren und zu verbessern. Insgesamt wurden in dieser Arbeit 486 Untersuchungen an 392 Patienten im Zeitraum zwischen Januar 2014 und Januar 20019 ausgewertet. Auffällige Befunde wurden zusammen mit den zugehörigen Bilddaten anschließend mit einem erfahrenen Nuklearmediziner ein zweites Mal gesichtet. 16 zuvor abklärungsbedürftige Zufallsbefunde konnten hierdurch bildmorphologisch einer Entität zugeordnet werden. Bei der Auswertung der detektierten Zufallsbefunde wurde unterschieden zwischen Inzidentalomen, die bildmorphologisch sicher benigne identifiziert werden konnten (ohne klinische Relevanz) und Inzidentalomen, die suspekt bzw. abklärungsbedürftig erschienen. Insgesamt konnten 223 Inzidentalome festgestellt werden, wobei am häufigsten die Niere (31,4 %), Leber (29,1 %) und Lunge (19,7 %) betroffen waren, gefolgt von Schilddrüse (8,1 %) und Nebenniere (4,9 %). Faktoren wie der Einsatz von CT-Kontrastmittel und ein steigendes Alter der Patienten konnten mit einer deutlich höheren Detektionsrate in Verbindung gebracht werden. Der Anteil abklärungsbedürftiger Inzidentalome schwankte abhängig vom betroffenen Organ zwischen 59,1 % (Lunge) und 2,9 % (Niere) und lag insgesamt bei 22 % (49 von 223 Inzidentalomen). In 16 Fällen konnte eine radiologische oder sonographische Kontrolle verzeichnet werden und in 7 Fällen war anhand histopathologischer Untersuchungen sogar eine eindeutige Charakterisierung erfolgt. Zu den gesicherten Prostataspezifisches-Membranantigen-negativen Zufallsbefunden in dieser Studie zählen ein Kolonkarzinom mit Lebermetastasierung, ein pulmonales Adenokarzinom sowie eine intraduktale papillär-muzinöse Neoplasie des Pankreas. Ohne endgültige Sicherung des Verdachtes konnten außerdem ein Nierenzellkarzinom, eine Bosniak IV Zyste, 5 metastasensuspekte Raumforderungen in der Leber sowie malignitätsverdächtige Raumforderungen in der Lunge, Schilddrüse, Nebenniere, Milz und Harnblase dokumentiert werden. Darüber hinaus konnten in dieser Studie auch 17 Inzidentalome mit Anreicherung des 68Gallium-Prostataspezifisches-Membranantigen-Tracers festgestellt werden. Am häufigsten war die Lunge betroffen. In vielen Fällen war allerdings kein klinisch relevantes Ergebnis ermittelt worden, da Raumforderungen häufig nicht am Universitätsklinikum Marburg nachuntersucht wurden oder sich im Verlauf als Metastasen des bekannten Prostatakarzinoms erwiesen. Zwei benigne Inzidentalome, ein frontobasales Meningeom und mehrere dysontogenetische Zysten in der Leber zeigten eine signifikante Traceranreicherung. Zu den malignen Prostataspezifisches-Membranantigen-positiven Zufallsbefunden gehörten ein papilläres Schilddrüsenkarzinom (neben zwei weiteren ähnlichen Befunden ohne abschließende Charakterisierung) und ein Gastrointestinaler Stromatumor, der allerdings nicht abschließend bestätigt werden konnte. Die größte Limitation dieser Arbeit bestand darin, dass ausschließlich Daten zu Follow-Up Untersuchungen am Universitätsklinikum Marburg ausgewertet wurden, wodurch Ergebnisse zu 53 % der suspekten Inzidentalome fehlten. Für zukünftige Forschung wäre interessant, bestimmte Malignome, insbesondere Schilddrüsenkarzinome, Nierenzellkarzinome und andere solide Tumore, gezielt auf die Expression des Prostataspezifischen Membranantigens zu untersuchen. So könnte der Einsatz der Prostataspezifischen-Membranantigen-Positronenemissionstomographie/ Computertomographie auch zur Metastasensuche bei anderen Tumoren diskutiert werden. Die Wertigkeit im Vergleich zur Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie/Computertomographie müsste dann überprüft werden. Darüber hinaus wird auch die Erforschung des Prostataspezifischen-Membranantigens als Target in der anti-angiogenetischen Therapie Gegenstand zukünftiger Forschungen sein.
DOI:10.17192/z2023.0386