Depression und Lebensqualität bei Pemphigus-PatientInnen

Hintergrund: Pemphigus vulgaris und Pemphigus foliaceus sind seltene, jedoch schwer verlaufende Erkrankungen, die durch zirkulierende Autoantikörper gegen epidermale Adhäsionsmoleküle charakterisiert sind. Die klinische Erscheinung bringt schmerzhafte, chronische Blasen und Erosionen an Haut und Sch...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Nolte, Stephanie
Beteiligte: Eming, Rüdiger (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Pemphigus vulgaris und Pemphigus foliaceus sind seltene, jedoch schwer verlaufende Erkrankungen, die durch zirkulierende Autoantikörper gegen epidermale Adhäsionsmoleküle charakterisiert sind. Die klinische Erscheinung bringt schmerzhafte, chronische Blasen und Erosionen an Haut und Schleimhäuten mit sich. Die Chronizität der Erkrankung ist neben den körperlichen Symptomen ein Faktor, der zu einer reduzierten Lebensqualität und dem Auftreten von psychischen Komorbiditäten führen kann. Neben der medikamentösen Therapie gewinnt die Verbesserung der Lebensqualität und der mentalen Gesundheit der chronisch erkrankten PatientInnen zunehmend an Bedeutung. Während die Pathogenese und Therapie der Pemphiguserkrankung häufig Gegenstand aktueller Studien sind, existieren nur wenige Studien zum koexistenten Auftreten von Depressionen und Einschränkungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zielsetzung und Methodik: Ziel der vorliegenden prospektiven multizentrischen Studie war, das Auftreten und den Schweregrad von Depressionen sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei PemphiguspatientInnen zu untersuchen. Zudem sollte erfasst werden, inwieweit die Ausprägung der Erkrankung und sozioökonomische Faktoren das Ausmaß der Depression sowie die Einschränkungen der Lebensqualität beeinflussen. Zu diesem Zweck wurden die PatientInnen in den jeweiligen dermatologischen Polikliniken hinsichtlich ihrer körperlichen sowie etwaiger depressiver Symptome untersucht. Als validierte Fragebogen wurden der Autoimmune Bullous Skin Disorder Intensity Score sowie die Montgomery-Asberg Depression-Rating Scale verwendet. Zusätzlich wurden die Betroffenen gebeten, mittels Beck-Depressions-Inventar II ihr psychisches Befinden und anhand des European Quality of Life 5 Dimensions - sowie Skindex-Fragebogens ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität selbst einzuschätzen und allgemeine soziodemographische Angaben zu machen. Ergebnisse: Insgesamt konnten 68 PatientInnen in die Studie aufgenommen werden. Das körperliche Ausmaß der Pemphiguserkrankung entsprach bei einem Großteil der Betroffenen einem milden bis mittelschweren Krankheitsgrad, wohingegen 4 PatientInnen an einer schweren Form litten. Die durch klinisch erfahrene Studienärzte eingeschätzten psychischen Symptome entsprachen bei jedem zehnten Studienteilnehmenden einer mittelgradigen Depression. Das Ausmaß der Depression, eingeschätzt mittels Montgomery-Asberg Depression-Rating Scale, korrelierte dabei mit dem Ausprägungsgrad der Erkrankung. Zudem wurden höhere Werte bei alleinstehenden Männern beobachtet. Bei der Selbsteinschätzung mittels Beck-Depressions-Inventar II schätzte sich ein Viertel des PatientInnenkollektiv als „leicht depressiv“ ein, wohingegen 15 % Symptome, die einer mittelgradigen Depression entsprachen, angaben. Sowohl bei der Selbst- als auch bei der Fremdbeurteilung, konnte keinem der Betroffenen eine hochgradige Depression attestiert werden. Die Auswertung der Lebensqualitätsfragebögen zeigte eine reduziert wahrgenommene Lebensqualität. Getrennt geschlechtlich betrachtet, gingen depressive Symptome unter weiblichen Pemphiguspatienten statistisch signifikant mit einer Abnahme des Wohlbefindens einher. Dies verdeutlicht einmal mehr die Beeinflussung von Depressionen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Auch das die Erkrankung begleitende Symptom „Schmerz“ führte zu Einschränkungen der Lebensqualität. Sozioökonomisch fiel auf, dass vor allem bei Männern ein niedriges Bruttoeinkommen mit einer reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert war. Schlussfolgerung: Die Erkenntnisse dieser Studie belegen die Einschränkungen der Lebensqualität und psychischen Gesundheit von PemphiguspatientInnen. Eine Optimierung der individuellen Versorgungsqualität kann durch das standardisierte Erfassen von Schmerzen und depressiven Zuständen sowie einer Einbeziehung der Lebensqualitätsmessung in klinisch- therapeutischen Bereichen erreicht werden.
Umfang:138 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0360