Does opioid therapy improve the quality of life in patients with chronic pain? A systematic review and metaanalysis

Chronische Schmerzen sind weltweit ein großes gesundheitliches Problem mit bedeutender gesellschaftlicher Auswirkung. Sie beeinflussen unterschiedlichste Lebensbereiche der Betroffenen und bedingen damit nachweislich den Verlust von Lebensqualität. Zur Therapie chronischer Schmerzen werden häufig O...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kraft, Karl
Beteiligte: Eberhart, Leopold (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Chronische Schmerzen sind weltweit ein großes gesundheitliches Problem mit bedeutender gesellschaftlicher Auswirkung. Sie beeinflussen unterschiedlichste Lebensbereiche der Betroffenen und bedingen damit nachweislich den Verlust von Lebensqualität. Zur Therapie chronischer Schmerzen werden häufig Opioide angewandt. Opioide sind als potente Analgetika unverzichtbar für die Schmerztherapie, weisen aber auch eine Vielzahl unerwünschter Nebenwirkungen auf. Diese systematische Übersichtsarbeit mit integrierter Metaanalyse widmet sich nun der klinisch bedeutsamen Frage: verbessern Opioide die Lebensqualität bei Patient*innen mit nicht-malignem, chronischem Schmerz? Dazu wurde im Juni 2020 eine umfangreiche Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed (MEDLINE und PubMed Central), EMBASE und The Cochrane Library durchgeführt. Es wurden Studien zu chronischem Schmerz unter nicht-invasiver Opioidtherapie, wie z. B. oraler oder transdermaler Wirkstoffgabe, eingeschlossen. Die Studien mussten weiterhin die Messung eines validen krankheitsspezifischen oder generischen Lebensqualitätsfragebogens beinhalten. Gesucht wurde ausschließlich nach doppelblinden, placebokontrollierten randomisierten Studien (RCTs). Studien mit intrathekaler Gabe von Opioiden und mit kombinierter Gabe von Opioiden und Naloxon wurden ausgeschlossen. Aus den RCTs wurden Informationen zu Studienpopulation, Studiendesign, Interventionen, Lebensqualität und Nebenwirkungen extrahiert. Die Übersichtsarbeit gliedert sich in zwei Teile. In einer ersten qualitativen Analyse wurden die Informationen zur Lebensqualität mittels eines Vote-counting Verfahrens ausgewertet. Beim Vote-counting Verfahren werden die Vorzeichen bzw. Richtungen der Effekte der einzelnen Studien ausgezählt, ohne Berücksichtigung von Effektstärke oder Signifikanz. In einer anschließenden Metaanalyse wurden die Lebensqualitätsfragebögen SF-36, BPI Pain Interference Scale und EQ-5D analysiert. In diesem Rahmen wurde weiterhin auch das Risiko eines vorzeitigen Studienabbruchs untersucht. Insgesamt ergab die Literaturrecherche 2186 Artikel, von denen schließlich 35 Studien mit Daten zu 11057 Patient*innen in dieser Arbeit analysiert wurden. In der qualitativen Analyse des physischen Summenscores (physical summary scale - PCS) des SF-36 Fragebogens, welcher von 26 Studien erhoben wurde, zeigten 22 Studien einen positiven Effekt der Opioidtherapie im Vergleich zum Placebo. Deutlich weniger Studien erhoben den EQ-5D Fragebogen und die Pain Interference Skala des BPI, doch auch hier zeigte sich eine klare Mehrheit der Studien mit positivem Effekt. Die statistische Metaanalyse bestätigte diesen Eindruck. Hier zeigte sich bei analysierten Daten von 7391 Patient*innen, ein signifikanter, mittlerer Vorteil von 1.82 [Konfidenzintervall: 1.32, 2.32] der Opioidtherapie gegenüber Placebo. Bei der Analyse von 3634 Datensätzen des EQ-5D zeigte sich ein signifikanter, mittlerer Vorteil von 0.06 [0.00, 0.12]. In weiteren Sensitivitätsanalysen des PCS blieb der Vorteil der Opioidtherapie stabil, beim EQ-5D wurde er hingegen insignifikant. Die Analyse des mentalen Summenscores (mental summary scale - MCS) zeigte ein anderes Bild. Hier wiesen in der qualitativen Analyse annähernd so viele Studien einen negativen wie einen positiven Effekt der Opioidtherapie gegenüber Placebo auf. In der Metaanalyse zeigte sich, bei Daten von 7237 Proband*innen, mit einer mittleren Differenz von 0.65 [-0.43, 1.73] kein signifikanter Effekt. In Sensitivitätsanalysen, in denen Studien mit methodischen Schwächen ausgeschlossen wurden, wechselte der Effekt zudem sein Vorzeichen hin zu einem negativen Effekt. Wegen eines durchschnittlich hohen Risikos einer Verzerrung (Risk of Bias) ist umfassend betrachtet die Evidenz dieser Datenlage von niedriger bis mittlerer Qualität. Auffallend ist zudem eine hohe vorzeitige Studienabbruchquote von ca. 40%. Als häufigsten Grund für einen vorzeitigen Studienabbruch während Opioideinnahme wurden unerwünschte Nebenwirkungen angegeben. Während bei der mentalen Dimension der Lebensqualität kein Unterschied zwischen Opioid und Placebo gefunden werden konnte, zeigt sich bei den physischen Dimensionen ein statistisch signifikanter Vorteil der Opioidtherapie. Eine Abschätzung der klinischen Signifikanz dieses Effektes, welche sich auf den individuellen Nutzen für die Patient*innen bezieht, konnte jedoch mittels gängiger Definition keinen klinisch signifikanten Effekt nachweisen. Mit einer durchschnittlichen Studiendauer von 9.3 Wochen bezieht sich diese Arbeit hauptsächlich auf die ersten Wochen und Monate der Therapie. Es besteht weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Langzeiteffektivität und den Langzeitfolgen der Opioidtherapie. Weiterhin zeigt diese Übersichtsarbeit, dass die Studienabbruchquote und damit die therapeutische Adhärenz maßgeblich vom Nebenwirkungsprofil der Opioidtherapie limitiert wird. Auch hier bedarf es weiterer Forschung um die Verträglichkeit der Opioidtherapie zu verbessern und damit auch die Effektivität der chronischen Schmerztherapie hinsichtlich der Lebensqualität der vom chronischen Schmerz Betroffenen zu erhöhen
Umfang:164 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0304