Problematische Handynutzung? - Erhebung und Konsequenzen für die Studienleistung

Handys sind ein wichtiger Bestandteil unseres Alltages geworden und längst keine „neue Technik“ mehr. Basierend auf den Suchtkriterien des DSM-5 wird, ähnlich wie zuvor bei der Störung durch Spielen von Internetspielen, bereits über eine eigene Diagnose, der „Handysucht“ diskutiert. Wenig umstritten...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Graben, Katharina
Beteiligte: Barke, Antonia (PD Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Handys sind ein wichtiger Bestandteil unseres Alltages geworden und längst keine „neue Technik“ mehr. Basierend auf den Suchtkriterien des DSM-5 wird, ähnlich wie zuvor bei der Störung durch Spielen von Internetspielen, bereits über eine eigene Diagnose, der „Handysucht“ diskutiert. Wenig umstritten ist die Existenz von problematischem Nutzungsverhalten von Handys durch übermäßige Nutzung, Nutzung in inadäquaten Kontexten oder einer Nutzung auf eine Art und Weise, die negative Konsequenzen hervorruft. Um problematische Handynutzung auch im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich untersuchen zu können, wurde in Studie 1 der bereits auf Englisch etablierte Fragebogen Problematic Use of Mobile Phones (PUMP) übersetzt und die Gütekriterien überprüft. Dabei fanden sich eine einfaktorielle Faktorenstruktur, eine sehr gute 14-Tage-Retest-Reliabilität und gute Validitätsmerkmale. Der mit 20-Items sehr kurze Fragebogen wies damit auch auf Deutsch gute Kennwerte auf und kann in künftiger Forschung Verwendung finden. In Studie 2 und 3 sollten die potenziell negativen Konsequenzen von Handynutzung näher betrachtet werden. Mithilfe eines einfachen Handyspiels wurden Auswirkungen auf Lernleistung (Abfrage in einem Multiple-Choice-Quiz) von paralleler Nutzung des Spiels (alle 2 Minuten für 20 Sekunden) zu den studiennahen Aufgaben Texte lesen (Studie 2) und Vorlesungen besuchen (Studie 3) untersucht. Dabei wurde außerdem die Verwendung von Push-Nachrichten variiert. Bei dem Lesen von Texten zeigte sich weder durch das Spielen an sich, noch durch die Verwendung von Push-Nachrichten ein signifikant negativer Effekt auf die Lernleistung oder die Lesezeit. Da die statistische Nicht-Signifikanz dieser Tests nicht das Fehlen eines Effekts bedeutet, wurden Äquivalenztests durchgeführt, die jedoch auch keine Ergebnisgleichheit nachweisen konnten. Beim Schauen eines vorlesungsartigen Videos fand sich eine signifikant schlechtere Lernleistung der Proband:innen, die mit Erinnerung durch Push-Nachrichten spielten, in Vergleich zu den Proband:innen, die das Video ohne Handyspiel ansahen. Ohne aktivierte Push-Nachrichten wirkte sich das Spiel nicht negativ auf die Lernleistungen aus. Die Experimente der Studie 2 und 3 gewährleisteten eine hohe interne Validität. Gründe für die Ähnlichkeit der Leistungen in den Gruppen mit und ohne Unterbrechung durch das Spiel könnten unspezifische Übungseffekte (alle Teilnehmenden besaßen ein Smartphone), eine geringe Varianz der Fähigkeiten der Teilnehmenden (hohe Leistungen) oder eine geringe Komplexität des Spiels sein. In Anbetracht dieser Einschränkungen ist der signifikant negative Einfluss des parallelen Handyspielens mit Push-Nachrichten auf die Lernleistung bei einem nur kurzen vorlesungsartigen Video besonders hervorzuheben. Insgesamt leistete die vorliegende Dissertation damit einen Beitrag zur Erforschung des Konstruktes der problematischen Handynutzung: Zum einen, indem ein kurzes Messinstrument mit guten Gütekriterien für den deutschsprachigen Raum für zukünftige Forschung zur Verfügung gestellt werden kann und zum anderen dadurch, dass auch bisher wenig untersuchte Funktions- und Nutzungsweisen des Handys (Push-Nachrichten, Handyspiele) betrachtet wurden. Insbesondere die Tatsache, dass durch eine kleine, manuell veränderbare Einstellung – dem (De-)aktivieren von Push-Nachrichten – eine negative Konsequenz verursacht bzw. verhindert werden konnte, stellt eine wichtige Implikation für die Praxis dar.
Umfang:86 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0066