Korrelation zwischen Biopsaten und postinterventionellen Resektaten beim Mammakarzinom: eine retrospektive Kohortenanalyse

In der vorliegenden retrospektive Kohortenanalyse haben wir die Korrelation von Biomarkern und molekularen Subtyp zwischen präoperativen Biopsaten und postinterventionellen OP-Resektaten bei Patienten, mit der Primärdiagnose eines nicht metastasierten Mammakarzinoms, die vom 01.01.2007 bis 31.12.201...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Argyriadis, Athanasios
Beteiligte: Jackisch, Christian (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In der vorliegenden retrospektive Kohortenanalyse haben wir die Korrelation von Biomarkern und molekularen Subtyp zwischen präoperativen Biopsaten und postinterventionellen OP-Resektaten bei Patienten, mit der Primärdiagnose eines nicht metastasierten Mammakarzinoms, die vom 01.01.2007 bis 31.12.2016 im Brustzentrum des Sana Klinikums Offenbach behandelt wurden, analysiert. Von insgesamt 1280 Tumoren wurden 30 Lokalrezidive ausgeschlossen und 1002 Tumoren primär operiert (K1.1). Von den 248 Tumoren, die neoadjuvant behandelt wurden, wurden 61 Tumoren ausgeschlossen (60 mit pCR und 1 Tumor bei cCR auf Wunsch der Patientin nicht operiert), und 187 haben keine pCR erreicht (K1.2.2). Die Analyse ergab für die erste Kohorte K1.1 (primäre Operation) folgenden signifikanten Diskrepanzen: 28.4% für den Differenzierungsgrad, 10% für den PR-Status, 20.3% für das Ki67 und 15.4% für die Blutgefäßinvasion. Die Diskrepanz der molekularen Subtypen war 18.2% für die Luminal A, 33% für die Luminal B HER2/neu-negative, 27.8% für die Luminal B HER2/neu-positive, 19.3% für die HER2/neu-positive und 10.1% für die ‚basal-like‘ Karzinome. Die präoperative Biopsie kann das biologische Profil des Tumors nicht in allen Fällen vollständig darstellen. Die aufgetretenen Diskrepanzen sind unabhängig von der Anzahl der entnommenen Proben bei CNB. Innerhalb der NST-Karzinome zeigt sich die größte Diskrepanz für Grading. Bei CNB und für cT4-Tumoren fanden wir bezüglich des ER-Status eine signifikante Diskrepanz. Für das lobuläre Karzinom zeigt sich eine signifikante Diskrepanz bezüglich der Ki67- Bestimmung. Mehr als 3 Biopsie-Proben erhöhen die diagnostische Genauigkeit der CNB nicht. Basierend auf unseren Ergebnissen kann eine erneute Evaluation von histologischem Tumortyp, Grading, PR-Status, Ki67 und Blutgefäßinvasion am OP-Resektat erwogen werden, soweit klinische Entscheidung davon abhängig ist. Für die Kohorte K1.2.2 (NACT ohne pCR) zeigt die Analyse folgenden signifikanten Diskrepanzen: 8.3% für den ER- Status, 27.1% für den PR-Status, 11.4% für den HER2/neu-Status, 52.1% für das Ki67 und 22.7% für die Blutgefäßinvasion. Die Diskrepanz der molekularen Subtypen in den Residualkarzinomen beträgt 31.5% für die Luminal A, 49.1% für die Luminal B HER2/neu-negative, 39% für die Luminal B HER2/neu- positive, 23.1% für die HER2/neu-positive und 9% für die ‚basal-like‘ Karzinome. Diese Ergebnisse zeigen, dass die NACT den Biomarker-Status bei Mammakarzinom signifikant modulieren kann. Daher könnte die prä- und postoperative Bestimmung der Biomarker eine klinisch relevante Bedeutung haben, wenn man zukünftig die postneoadjuvante Therapie individualisieren könnte (klonale Selektion). In klinischen Studien (z.B. SPY Trial, WSG ADAPT und ADAPT-Cycle) wird diese Hypothese der therapiebedingen Modulationen von klassischen Prognosefaktoren im Sinne einer Therapieadaptation derzeit überprüft. Die Heterogenität der Zellpopulationen, sowie die Selektion von Zellklonen nach systemischer Therapie stellen sich als möglichen Erklärungen den oben beschriebenen Diskordanzen dar. Bei der aktuellen Therapieempfehlungen der AGO Organkommission Mamma wird eine endokrine Therapie unabhängig von dem postneoadjuvanten HR-Status empfohlen. Beim HER2/neu-positiven Mammakarzinom wird in der postneoadjuvanten Situation die Auswahl der weiteren anti-HER2/neu Therapie nur vom Remissionsstatus (pCR vs. non-pCR) abhängig gemacht. Das bedeutet für pCR die Fortführung der initialen anti-HER2/neu Therapie (duale Blockade vs. mögliche De-Eskalation mit Trastuzumab Monotherapie für 1 Jahr). Im Gegensatz wird bei einer non-pCR die anti-HER2/neu Therapie auf T-DM1 gewechselt. Sollte sich bei einer non-pCR ein negatives ‚shifting‘ (HER2/neu positiv zu negativ) einstellen, wird die weitere anti-HER2/neu Therapie dennoch durchgeführt, da man annimmt, dass es sich bei dieser Modulation am ehesten um einen transienten Effekt handelt. Letztlich bleibt die Frage zu klären, ob bei einem shift des molekularen Subtyps, bedingt durch eine NACT, der originäre, oder postneoadjuvante molekulare Subtyp für die weitere adjuvante Therapie relevant ist, oder ob dieser Shift nur von temporärer Natur ist. Dem Kliniker müssen daher bei der Anwendung dieser Technologien und deren therapeutischen Umsetzung diese Details bewusst sein, da es sich um dynamische biologische Systeme handelt, die keine statischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Somit bleibt der interdisziplinäre, sektorenübergreifende Dialog, zwischen Kliniker und Diagnostiker die Basis jeder individualisierten präzisionsonkologischen Therapie.
Umfang:154 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0040