Topoisomerase IIα als prädiktiver Marker (FISH-Analyse) und der klinische Verlauf beim Mammakarzinom. Eine retrospektive Analyse an 128 Frauen mit Mammakarzinom aus den Jahren 2003 und 2004

EINLEITUNG: Die medikamentöse Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms geht mit zwei unterschiedlichen Formen der Kardiotoxizität einher, die sowohl durch die anthrazyklinbasierte Chemotherapie als auch durch die anti-HER-Therapie mit Trastuzumab verursacht wird. Um diese zu reduzieren und trotzde...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dietzel, Brigitte
Beteiligte: Jackisch, Christian (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2016
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:EINLEITUNG: Die medikamentöse Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms geht mit zwei unterschiedlichen Formen der Kardiotoxizität einher, die sowohl durch die anthrazyklinbasierte Chemotherapie als auch durch die anti-HER-Therapie mit Trastuzumab verursacht wird. Um diese zu reduzieren und trotzdem den größten Überlebensvorteil der Patientin zu gewährleisten, wird ein prädiktiver Marker für die anthrazyklinbasierte Therapie gesucht. Topoisomerase IIα als Zielmolekül der Anthrazykline scheint als ein solcher Marker geeignet zu sein. Zielsetzung der Studie war, die Prävalenz der Genalterationen von HER2 und TOP2A festzustellen und anhand des klinischen Verlaufs den prognostischen und prädiktiven Wert von TOP2A für die Anthrazyklintherapie in einem trastuzumabnaiven Kollektiv zu untersuchen. MATERIAL UND METHODEN: Das Studienkollektiv umfasste 128 Patientinnen, die in den Jahren 2003 und 2004 wegen eines invasiven Mammakarzinoms behandelt worden waren. Primäre Endpunkte waren das rezidivfreie Überleben (DFS) und Überleben (OS). Die mittels FISH-Analyse bestimmten Genalterationen wurden mit dem klinischen Verlauf, der erhaltenen zytostatischen Therapie und dem Rezidivrisiko korreliert. ERGEBNISSE: Von 128 Tumorproben wiesen 7 eine TOP2A-Amplifikation (5,47%) und 20 (15,63%) eine HER2-Amplifikation auf. Die TOP2A-Amplifikationen gingen immer mit einer Koamplifikation mit HER2 einher. Die koamplifizierten Tumore weisen wegen des HER2-Status und Lymphknotenpositivität ein erhöhtes Rezidivrisiko auf. Andererseits waren alle koamplifizierten Tumore endokrin sensitiv (100%). Alle Hochrisiko-Patientinnen, unabhängig vom Genstatus, profitierten von einer anthrazyklinbasierten Therapie (Überleben: 62 mit CHT vs. 47 Monate ohne CHT). Im mittleren Risikobereich zeigten nur die allein HER2-positiven Tumore einen Benefit (OS: 60 Monate mit CHT vs. 52 Monate ohne CHT). Die Überlebenszeiten bei Koamplifikation im Vergleich zur allein HER2-positiven Erkrankung sind auch bei fehlender zytostatischer Therapie verlängert (OS: 59 Monate mit CHT vs. 50 Monate ohne CHT). Die TOP2A-Amplifikation konnte nicht als Prädiktor für die anthrazyklinbasierte Therapie bestätigt werden. DISKUSSION: Die niedrige Prävalenz der TOP2A-Amplifikation erschwert die Bewertung als prognostischen bzw. prädiktiven Marker und erfordert großangelegte Studienkollektive. Einerseits wird durch den HER2-Status und den Lymphknotenbefall ein erhöhtes Risiko, andererseits durch die Hormonrezeptorpositivität und die numerisch verlängerten Überlebenszeiten ein geringeres Rückfallrisiko impliziert. Die Möglichkeit einer günstigeren Tumorbiologie wurde in bisherigen Studien nicht ausreichend berücksichtigt. SCHLUSSFOLGERUNG: Die TOP2A-Amplifikation als therapierelevanter prädiktiver Faktor für die Auswahl einer anthrazyklinbasierten adjuvanten Chemotherapie bleibt unsicher. Die derzeitige Studienlage hat bisher zu keinen eindeutigen Ergebnissen führen können. Es fehlen derzeit äquieffektive anthrazyklinsparende Chemotherapieregime, um den prädiktiven Wert sicher zu evaluieren. Außerdem muss bei der Auswahl des Kollektivs die Heterogenität der Erkrankung, beispielsweise im Sinne der intrinsischen Subtypen, stärker berücksichtigt werden. Dann kann der TOP2A-Status erneut als Prädiktor untersucht werden und stellt sich möglicherweise als entscheidendes Kriterium für die anthrazyklinbasierte Therapie heraus.
DOI:10.17192/z2016.0179