Gastrointestinale Störungen als frühes nicht-motorisches Symptom bei Patienten mit der REM- Schlaf- Verhaltensstörung und dem idiopathischen Parkinson Syndrom

Die verzögerte Magenentleerung als gastrointestinale Störung kann als frühes nicht-motorisches Symptom den motorischen Symptomen des Morbus Parkinson um Jahre vorausgehen. Die hierdurch hervorgerufenen gastrointestinalen Symptome wie Übelkeit und Erbrechen können die Lebensqualität der Patienten sta...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Main Author: Mankel, Katharina
Contributors: Oertel, Wolfgang, (Prof. Dr. Dr.h.c.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2015
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
Tags: Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
Description
Summary:Die verzögerte Magenentleerung als gastrointestinale Störung kann als frühes nicht-motorisches Symptom den motorischen Symptomen des Morbus Parkinson um Jahre vorausgehen. Die hierdurch hervorgerufenen gastrointestinalen Symptome wie Übelkeit und Erbrechen können die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigen und die verzögerte Magenentleerung die Wirksamkeit der medikamentösen dopaminergen Therapie beeinflussen. Involviert in den neurodegenerativen Prozess der Erkrankung ist nach der Hypothese nach Braak bereist zu einem sehr frühen Zeitpunkt der dorsale motorische Vaguskern (DMNV). Bei Patienten mit der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, als mögliche Vorstufe des Morbus Parkinson, könnten pathoanatomische Veränderungen im Sinne von Lewy Körperchen bereits im DMNV vorhanden sein und somit die gastrointestinale Motilität durch eine gestörte parasympathische Aktivität reduzieren. Ebenso ist bisher ungeklärt, inwieweit humorale Veränderungen eine Rolle bei gastrointestinalen Störungen bei Morbus Parkinson spielen. Das Peptidhormon Ghrelin steigert die gastrointestinale Motilität und weist mögliche neuroprotektive Effekte auf die Substantia nigra im MPTP-Modell der Maus auf. Ziel dieser Studie ist es die nervalen und humoralen Veränderungen der verzögerten Magenentleerung bei Patienten in sehr frühen Stadien des Morbus Parkinson besser verstehen und diagnostizieren zu können. Hierfür wurden die Magenentleerung mit Hilfe des 13C-Octanoat-Atemtest sowie die postprandialen Blutserumkonzentrationen von Ghrelin bei gesunden Kontrollprobanden, Patienten mit der REM-Schlaf-Verhaltensstörung sowie nicht medikamentös und medikamentös therapierten Patienten mit Morbus Parkinson, als verschiedene Stadien der Erkrankung, untersucht. Bei 20 gesunden Kontrollprobanden, 13 Patienten mit der REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), 21 nicht medikamentös therapierten Patienten mit Morbus Parkinson (de novo MP) und 18 medikamentös therapierten Patienten mit Morbus Parkinson (MP) wurde die Magenentleerung mit Hilfe des standardisierten 13C-Octanoat-Atemtest untersucht. Daten der postprandialen Ghrelin Konzentrationen im Blutserum liegen von 20 gesunden Kontrollpersonen, 11 Patienten mit RBD sowie 19 de novo MP und 20 MP Patienten vor. Eine signifikant verzögerte Magenentleerung ließ sich bei de novo MP (p < 0,001) und bei MP Patienten (p < 0,001) nachweisen. Eine normale Magenentleerung zeigten dagegen die Probanden mit RBD. Physiologisch zeigt sich bei gesunden Kontrollpersonen ein Abfall der Serumkonzentration von Ghrelin nach dem Essen, um dann nach 60 Minuten langsam anzusteigen und ein Maximum nach 300 Minuten zu erreichen. Ein signifikanter Unterschied des späten postprandialen Anstiegs zeigte sich zwischen der gesunden Kontroll- und der RBD Gruppe (p=0,037) sowie zwischen der Kontrollgruppe und allen Patienten mit Morbus Parkinson (p=0,002). Bei de novo MP und MP Patienten lässt sich mit Hilfe des 13C-Octanoat-Atemtest eine signifikant verzögerte Magenentleerung im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden und RBD Patienten nachweisen. Es zeigt sich somit ein Auftreten in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung. Die normale Magenentleerung bei Patienten mit RBD, als mögliche Vorstufe des MP, schließt pathoanatomische Veränderungen allerdings nicht aus. Möglicherweise reichen die neurodegenerativen Veränderungen im DMNV und enterischen Nervensystem noch nicht aus, um sie mit dem 13C-Octanoat-Atemtest detektieren zu können. Die gestörte Ghrelinsekretion bei Patienten mit RBD und MP könnte eine weitere Ursache der verzögerten gastrointestinalen Motilität sein und eine verminderte vagale Innervation durch neurodegenerative Veränderungen frühzeitig aufzeigen. Inwieweit Ghrelin als möglicher Biomarker oder als Medikament zur Neuroprotektion genutzt werden kann muss in weiteren Studien geklärt werden.
DOI:10.17192/z2015.0435