Untersuchung des Kontaminationsgrades von Wurzelkanalinstrumenten aus Zahnarztpraxen

Untersuchung des Kontaminationsgrades von Wurzelkanalinstrumenten in Zahnarztpraxen Das Übertragungsrisiko der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung durch unzureichend gereinigte endodontische Instrumente, mit denen potentiell infektiöses Nervengewebe entfernt wurde, wird zunehmend diskutiert. Ziel dies...

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Main Author: Brilmayer, Maja Luise
Contributors: Sonntag, David (Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2011
Subjects:
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Description
Summary:Untersuchung des Kontaminationsgrades von Wurzelkanalinstrumenten in Zahnarztpraxen Das Übertragungsrisiko der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung durch unzureichend gereinigte endodontische Instrumente, mit denen potentiell infektiöses Nervengewebe entfernt wurde, wird zunehmend diskutiert. Ziel dieser Studie war es zu überprüfen, ob sich auf benutzten und wieder aufbereiteten Wurzelkanalinstrumenten Rückstände von Proteinen und Bakterien nachweisen lassen. Fragebögen gaben Auskunft über Aufbereitungs-sowie Lagerungsmethoden. 300 endodontische Handinstrumente (je 10 aus 30 Praxen, je 3 Städte in Niedersachsen und Hessen) wurden in die Studie einbezogen. Je 5 der 10 Instrumente einer Praxis wurden randomisiert auf zwei Untersuchungsgruppen aufgeteilt, denen jeweils eine Kontrollgruppe mit 30 Instrumenten hinzugefügt wurde. Für die Untersuchung der Gruppe 1 auf Proteine wurden die Feilen in je ein Reaktionsgefäß mit 1000µl Aqua dest. sortiert und mit einer Ultraschallsonde (US) aktiviert, um die Proteine von den Instrumenten zu lösen. Zum Nachweis der Proteinmengen wurden alle Proben in einem Vakuumgerät vollständig eingedampft, anschließend auf 120µl aufgefüllt und mit 30µl BioRad-Assay dye reagent concentrate versetzt. 80µl jeder Probe wurden photometrisch (Wellenlänge 600nm) gemessen. Die quantitative Bestimmung der Proteinmengen wurde anhand einer Standardreihe errechnet. Die übrigen 180 Instrumente der Gruppe 2 wurden mittels Brain Heart Infusion Broth auf bakterielles Wachstum untersucht. Hierzu wurden die Feilen in Rundbodenröhrchen mit 5ml des Mediums für 24h bei 37oC unter aeroben Bedingungen in einem Wasserbad mit 196 Umdrehungen pro Minute inkubiert. Die Proben wurden anschließend photometrisch (Wellenlänge 600nm) ausgewertet. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Programm SPSS18.0. Auf 62,7% der Feilen befanden sich Rückstände von Proteinen (Minimum: 0,12µg; Maximum: 14,40µg). Bakterielles Wachstum konnte auf 22,7% (34 von 150) der getesteten Instrumente nachgewiesen werden. Im Vergleich zeigten die zwei Bundesländer keine signifikanten Unterschiede (Proteine: p = 0,167, Bakterien: p = 0,324). Die Städte wiesen bei Proteinen eine Tendenz zur Signifikanz (p = 0,092), bei Bakterien signifikante Unterschiede (p = 0,024) auf. Bei der bakteriellen Kontamination fiel die große Bandbreite der Werte der 75. Perzentile auf, welche zwischen 0,00350 und 1,36550 lagen. Die Praxen wiesen wie erwartet große Unterschiede bei Protein- und Bakterienmengen auf. Eine Aussage zur statistischen Signifikanz der vorgefundenen Unterschiede einzelner Praxen lässt sich aufgrund der Fallzahl nicht zuverlässig treffen. Die Auswertung der Fragebögen offenbarte uneinheitliche Methoden der Aufbereitungs- und Lagerungsprozesse. Das Vorhandensein bakterieller und proteinhaltiger Rückstände auf endodontischen Instrumenten wirft Fragen hinsichtlich des Übertragungsrisikos von Erkrankungen, insbesondere der Creutzfeldt-Jakob Krankheit auf. Die nichtsignifikanten Unterschiede zwischen den Bundesländern sind dadurch erklärbar, dass es vermutlich eine gleichmäßige Verteilung von „hygienebewußten“ (mit nicht kontaminierten Instrumenten) sowie „hygieneunbewußten“ (mit stark kontaminierten Instrumenten) Praxen gibt. Sterilisation ist nachweislich wirksam gegen bakterielle Rückstände, weshalb aufgrund der vorliegenden Ergebnisse Mängel in Lagerungsprozessen vermutet werden müssen. Der Erreger der Creutzfeldt-Jakob Krankheit hingegen kann laut Robert Koch-Institut bei hoher Ausgangsbelastung nicht durch Autoklavieren bei 134oC für 18 Minuten vollständig inaktiviert werden. Trotzdem ist diese Sterilisation mit graduellen Unterschieden ein regelmäßiger Bestandteil der Empfehlungen zur Aufbereitung endodontischer Instrumente. Die Problematik der Dekontaminationsmethoden spiegelt sich in der großen Anzahl an uneinheitlichen Richtlinien und unklaren Angaben, aber ebenso in der unzureichenden Durchführung wider. Solange keine wissenschaftlich nachgewiesene und im Praxisalltag erprobte Dekontaminationsmethode für endodontische Instrumente bekannt ist, kann als sicherer Ausweg nur der Einmalgebrauch dieser Instrumente gesehen werden. Durch die Einmalanwendung werden jedoch neue Fragen in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit aufgeworfen.
DOI:10.17192/z2011.0420