Über den Einfluss der rezeptiven Musiktherapie auf die Durchblutung des Auges und andere physiologische Parameter bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom

Wenngleich die statistischen Angaben über die Prävalenz des chronischen Offenwinkelglaukoms in einzelnen Studien stark voneinander abweichen, so ist das Glaukom neben der AMD und der diabetischen Retinopathie eine der häufigsten Erblindungsursachen in den Industrienationen. Die Pathogenese der Glau...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dippel, Oliver
Beteiligte: Strempel, Ilse (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2008
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Wenngleich die statistischen Angaben über die Prävalenz des chronischen Offenwinkelglaukoms in einzelnen Studien stark voneinander abweichen, so ist das Glaukom neben der AMD und der diabetischen Retinopathie eine der häufigsten Erblindungsursachen in den Industrienationen. Die Pathogenese der Glaukomerkrankung ist zum jetzigen Zeitpunkt bei Weitem noch nicht in allen Einzelheiten entschlüsselt. Der individuell erhöhte Augeninnendruck bestimmt nach wie vor wesentlich den Krankheitsverlauf. Dabei ist ein erhöhter Augeninnendruck nicht mehr durch eine bestimmte Druckhöhe definiert, sondern gilt dann als pathologisch, wenn er ausreicht, einen Glaukomschaden hervorzurufen. Darüber hinaus sind weitere Faktoren an der Pathogenese des Glaukoms beteiligt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um internistische Begleiterkrankungen (z.B. Arteriosklerose, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, vaskuläre Dysregulation, Diabetes mellitus, Veränderungen der Blutzusammensetzung usw.), welche zu Durchblutungsstörungen im Sehnervenkopf führen können. Die Endstrecke ist bei allen Pathogenitätsfaktoren dieselbe. Es kommt zu einer Optikusneuropathie mit Gesichtsfeldausfällen und Einschränkungen der Sehschärfe. Im Extremfall führt das unbehandelte Glaukom zur völligen Erblindung. Es gab in der Geschichte der Glaukomtherapie immer wieder Ansätze, eine Verbindung zwischen Psyche und Glaukomerkrankung zu schaffen. Aber erst in jüngerer Zeit wurde die Persönlichkeitsstruktur von Glaukompatienten untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass Glaukompatienten besonders sensibel auf mentalen Stress reagieren und dazu neigen sich selbst unter Druck zu setzten. Darüber hinaus zeigt dieses Patientenklientel vermehrt eine Neigung zu Angstzuständen, Depressionen, Nervosität und Perfektionismus. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Wirkung spezieller rezeptiver Musiktherapie in Kombination mit Visualisierungsübungen und binauralen Schwingungen auf die Augendurchblutung, den IOD (auch im Wasserbelastungstest), Visus, Gesichtsfeld und subjektive Befindlichkeit von Patienten mit primär chronischem Offenwinkelglaukom (POWG). In der Gesamtschau der Ergebnisse ist es bemerkenswert, dass mit der rezeptiven Musiktherapie eine Methode existiert, mit der bei vergleichsweise geringen Therapiekosten beachtliche Erfolge erzielt werden können. Die beiden wichtigsten pathogenetischen Komponenten dieser Erkrankung, Augeninnendruck und okuläre Perfusion, werden nachweislich positiv beeinflusst. Zudem erweist sich die Musiktherapie als ziehlführend, ließen sich doch Gesichtsfeld- und Visusverbesserungen nachweisen. Dabei handelt es sich um additive Effekte der Musiktherapie, die zusätzlich zur beibehaltenen Glaukomtherapie erbracht werden. Damit ist ein wichtiges therapeutisches Ziel, nämlich den IOD maximal zu senken (um den angestrebten „Zieldruck“ zu erreichen) realisiert worden. Der Behandlungserfolg einer Glaukomtherapie hängt nicht zuletzt von der Compliance der Patienten ab. Eine gut verträgliche Therapie ohne Nebenwirkungen schafft mehr Compliance. Auch hier hat die rezeptive Musiktherapie das Potential, Akzeptanz beim Patienten zu schaffen, da sie völlig nebenwirkungsfrei anzuwenden ist. Dennoch ist die Musiktherapie, wie sie in dieser Studie angewendet wurde, noch eine Außenseitermethode und nicht für jeden Patienten geeignet. Sie setzt die Bereitschaft des Patienten voraus, sich auf diese Art der Therapie einzulassen und entsprechende Zeit zu investieren. Als kostengünstige und sehr effektive adjuvante Begleittherapie zur üblichen Glaukombehandlung ist sie sehr zu empfehlen.
Umfang:138 Seiten
DOI:10.17192/z2008.0298