Todesdarstellung und Jenseitsphantasien in der Lyrik Georg Trakls

Fast in jedem Traklgedicht gibt es Sterbende, Tote und Jenseitige, sodass eine wissenschaftliche Analyse dieser Motivik mehr als sinnvoll erscheint. Da es sich hierbei um ein inhaltliches Thema bei Trakl handelt, muss zuerst die Frage beantwortet werden: Ist Trakl überhaupt inhaltlich deutbar oder a...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schuchhardt, Nikolai
Beteiligte: Solms, Wilhelm (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2006
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Fast in jedem Traklgedicht gibt es Sterbende, Tote und Jenseitige, sodass eine wissenschaftliche Analyse dieser Motivik mehr als sinnvoll erscheint. Da es sich hierbei um ein inhaltliches Thema bei Trakl handelt, muss zuerst die Frage beantwortet werden: Ist Trakl überhaupt inhaltlich deutbar oder absolut hermetisch? So folgt Kapitel 1 eine Darstellung der wichtigsten Forschungspositionen zur inhaltlichen Deutbarkeit Trakls (Lachmann, Killy, Denneler), eine Recherche sowie Neudefinition des Hermetikbegriffs und eine typologische Charakteristik Trakls als affektiver Lyrik. Daraus ergeben sich die Thesen: Trakl ist nicht absolut, aber relativ hermetisch. Entschlüsselungsmethoden sind das Parallelstellenverfahren, die Untersuchung der Textvarianten, die Auswertung der literaturhistorischen Synchronstellen und die externen Entzifferungsversuche der christlichen, psychologischen und mythologischen Traklanalysen. Im Kapitel 2 werden die Sprachformen Trakls darauf hin untersucht, inwieweit sich darin die relative Hermetik und die Affektivität seiner Lyrik manifestiert. Zugleich wird die Wirkung der Sprachformen auf die Todes- und Totenmotivik analysiert. Kapitel 3 stellt eine Querschnittuntersuchung der Todes- und Totenmotivik - geordnet nach Motivgruppen - durch das Gesamtwerk dar, d.h. es werden nicht nur die Todesbilder und die Verstorbenengestalten untersucht, sondern auch die mit ihnen verbundenen Farbangaben, musikalischen Motive, Familienfiguren sowie die religiösen und mythologischen Gestalten systematisch beschrieben. Ergebnisse: Trakls Todesmotivik ist existenziell, realistisch, vitalistisch und transzendierend; Trakls Verstorbenenfiguren sind morbid sowie transzendierend. Trakls Todesdarstellung und seine Jenseitsphantasien sind morbid sowie transzendierend.Trakls Todesdarstellung und seine Jenseitsphantasien sind christlich beeinflusst, archaisierend, antikisierend und individualmythologisch. Trakls Todes- und Totenmotivik ist durch und durch ambivalent und dennoch direkt inhaltlich deutbar. In Kapitel 4 werden die wichtigsten externen Versuche behandelt, Trakl zu entschlüsseln d.h. die christliche Trakldeutung Lachmanns, die tiefenpsychologische Goldmanns sowie Neumanns und die psychoanalytische Kleefelds. Ergebnisse: Trakls Todes- und Totenmotivik ist nur z.T. christlich, partiell sogar antichristlich sowie vorchristlich-archaisierend, sodass der christlichen Traklinterpretation nur eine sehr begrenzte Teilberechtigung zukommt. Ebenso ist die Todes- und Totenmotivik Trakls nur sehr partiell und indirekt von dessen individuellem Unbewussten im Sinne Freuds bzw. vom kollektiven Unbewussten im Sinne Jungs beeinflusst, sodass der jungianischen und freudianischen Traklanalyse nur eine sehr eingeschränkte Teilberechtigung zugesprochen werden kann. Darüber hinaus werden im Sinne einer eigenen externen Trakldeutung - ausgehend von Ernst Cassirers Mythosbegriff - religionsgeschichtlich die archaischen Parallelen zu den archaisierenden Motiven in Trakls Jenseitsphantasien im Einzelnen nachgewiesen. Die gesamte Dissertation schließt mit der Frage ab, wie sich die berechtigten, entideologisierten Aspekte der zuvor behandelten externen Traklinterpretationen idealer Weise zueinander verhalten können, d.h. ob sie sich - streng voneinander getrennt - komplementär ergänzen oder ob sie synthetisierbar sind.
Umfang:294 Seiten
DOI:10.17192/z2006.0156