Geringqualifizierte Arbeit, Marktlöhne und Sozialpolitik: Konzepte für Deutschland

Die Diskussion der Reformvorschläge in der deutschen Kombilohndiskussion hat gezeigt, dass hohe Beschäftigungseffekte und fiskalische Einsparungen im Wesentlichen durch die Absenkung des Grundsicherungsniveaus zu erwarten sind. Mikrosimulationsstudien zeigen – wenig überraschend –, dass die Beschäft...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:MAGKS - Joint Discussion Paper Series in Economics (Band 20-2009)
Autoren: Michaelis, Jochen, Spermann, Alexander
Format: Arbeit
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2009
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Diskussion der Reformvorschläge in der deutschen Kombilohndiskussion hat gezeigt, dass hohe Beschäftigungseffekte und fiskalische Einsparungen im Wesentlichen durch die Absenkung des Grundsicherungsniveaus zu erwarten sind. Mikrosimulationsstudien zeigen – wenig überraschend –, dass die Beschäftigung umso mehr zunimmt und der Staat um so mehr einspart, je höher die Absenkung des Grundsicherungsniveaus ausfällt. Will man jedoch zusätzliche finanzielle Anreize in ein System mit hohem Grundsicherungsniveau einführen, dann sind sehr hohe fiskalische Belastungen in der Einführungsphase zu erwarten. Es ist schwer vorstellbar, dass die hohen Einführungskosten durch zusätzliche Beschäftigung und den damit verbundenen staatlichen Einnahmen überkompensiert werden können. Schwierig wird die Kombilohndiskussion erst dann, wenn man Reformen ohne Absenkung des Grundsicherungsniveaus umsetzen will. Dabei lassen sich grundsätzlich zwei Wege beschreiten. Entweder wird die Arbeitspflicht der Hilfeempfänger massiv eingefordert. Im Extremfall wird auf alle Kombilohnelemente verzichtet und ausschließlich gemeinnützige Beschäftigung als Gegenleistung eingefordert (Workfare). Oder es werden Lohnsubventionen an Arbeitgeber gezahlt. Aber auch diese beiden Wege sind nicht unproblematisch. So ist bei einem reinen Workfare-Konzept, das in einen unflexiblen Arbeitsmarkt eingeführt wird, zu befürchten, dass hohe fiskalische Lasten durch einen dauerhaften und umfangreichen gemeinnützigen Sektor entstehen. Weiterhin ist ein Sog in Richtung Erwerbsunfähigkeit zu erwarten, wenn die Hilfeleistungen bei Erwerbsunfähigkeit nicht deutlich unter der bei Erwerbsfähigkeit liegen. Dagegen sind bei ausschließlicher Fokussierung auf die Senkung der Arbeitskosten der Unternehmen durch Lohnsubventionen zu befürchten, dass Mitnahme- und Verdrängungseffekte eine zunehmende Rolle spielen – und letztlich ein erheblicher Teil der Stellen im Niedriglohnbereich dauerhaft subventioniert werden muss. Trotz aller Schwierigkeiten: Die Reform der Grundsicherung muss weiter vorangetrieben werden. Viel versprechend könnte eine Kombination von positiv evaluierten Workfare-, Kombilohn- und Lohnsubventionselementen sein, wobei sich deren Wirkungen durch Ausnutzen von Komplementaritäten sogar noch verstärken ließen. Einschränkend ist zu vermerken, dass die existierenden Evaluationsverfahren, stets nur einen Teil der zu erwartenden Wirkungen abschätzen können – der Politik bleibt eine Restunsicherheit nicht erspart.
Umfang:31 Seiten
ISSN:1867-3678
DOI:10.17192/es2024.0001