"Urlaub vermochte die Lage nicht mehr zu verbessern." Norm(alitäts)vorstellungen und Toleranzgrenzen im Burnout-Diskurs

Der Begriff Burnout kommt in den 1980er Jahren in Deutschland in einer Zeit auf, in der bestehende Diagnosebegriffe in Frage gestellt und teilweise durch die Überarbeitung der Klassifikationssysteme aufgegeben wurden. Burnout ist demnach auch ein Index für sich verändernde Bedingungsgefüge und Bezie...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie
1. Verfasser: Schnedermann, Theresa
Format: Artikel (Zeitschrift)
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online Zugang:Online Zugang
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Beschreibung
Zusammenfassung:Der Begriff Burnout kommt in den 1980er Jahren in Deutschland in einer Zeit auf, in der bestehende Diagnosebegriffe in Frage gestellt und teilweise durch die Überarbeitung der Klassifikationssysteme aufgegeben wurden. Burnout ist demnach auch ein Index für sich verändernde Bedingungsgefüge und Beziehungen zwischen den klinischen und angewandten Fächern im Bereich der Medizin und Psychologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit auch für die gesellschaftlichen und fachlichen Debatten, wo die Grenze zwischen (a)normaler Leistungsfähigkeit und Erschöpfung verläuft. Dieser Beitrag analysiert, wie Norm(al)vorstellungen, die im Diskurs sprachlich manifest werden, die Einordnung des Phänomens zwischen den Polen ‚gesund‘ und ‚krank‘ beeinflussen können. Im Anschluss daran wird gefragt, welche Macht diese Normalitätsvorstellungen entfalten, wenn sie über Einzeltexte hinweg regelmäßig auftreten, und in welcher Verbindung sie zu kodifizierten Normen gesellschaftlicher Bereiche stehen. The term burnout emerged in Germany in the 1980s at a time when existing diagnostic terms were being questioned and partly abandoned through the revision of classification systems. Accordingly, burnout is also an index for changing conditional structures and relationships between clinical and applied disciplines in the field of medicine and psychology in the second half of the 20th century – and thus also for social and professional debates about where to draw the line between (a)normal performance and exhaustion. This paper analyses how norms and notions of normality, manifested linguistically in discourse, can influence the classification between the poles of ’healthy’ and ’sick’. It then asks what power these normality conceptions unfold when they occur regularly across singular texts, and how they relate to codified norms of social domains.
DOI:10.17192/obst.2024.102.8646