Beschlüsse des Ständigen Ausschusses für das Bibliothekswesen (StA IV) der Philipps-Universität Marburg
Beschluß vom 04.06.1987:
Konzept zur Informationsversorgung der Philipps-Universität; Bericht der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Ständigen Ausschüsse IV und V
Der Ständige Ausschuß für das Bibliothekswesen
nimmt das von der Arbeitsgruppe Informationsvermittlung der
Ständigen Ausschüsse IV und V vorgelegte Konzeptpapier
zustimmend zur Kenntnis.
[Anlage:]
18.5.1987
Arbeitsgruppe Informationsvermittlung der Ständigen
Ausschüsse IV und V der Philipps-Universität
Betr.: Bericht an die zuständigen Ausschüsse: Konzept für
die Nutzung computergestützter Informationssysteme an der
Philipps-Universität Marburg
Bezug:
- Sitzung StA V vom 26.6.1986: Einsetzung der Arbeitsgruppe,
Auftrag zur Prüfung der Nutzungsmöglichkeiten für
die zeitlich befristet kostenfreien Datenbanken des
Fachinformationszentrums Energie, Physik, Mathematik GmbH
Karlsruhe; Sitzung des StA IV vom 11.12.1986: Erweiterung der
Aufgaben der Arbeitsgruppe in Richtung auf konzeptionelle Fragen
(vgl. entspr. Sitzungsprotokolle).
- Beschluß des StA IV vom 3.2.1983 zum Informationskonzept
der Universität (Anlage 1).
- Die einschlägigen Planungen der
Universitätsbibliothek (zusammengefaßt z.B. in Anlage
2).
- Anträge zu einem Pilotprojekt Informationsvermittlung,
vorgeschlagen von Dr. J. Nelson, FB Physik (Anlage 3).
- Vorschläge des Bibliotheksausschusses der Deutschen
Forschungsgemeinschaft aus dem Jahre 1986 zur Weiterentwicklung
der Verbundsysteme [...] (s. Anlage 4).
- Beschluß der Hessischen Direktorenkonferenz vom
3.12.1986 betreffend Gebühren der Informationsvermittlung und
zustimmender Beschluß des StA IV vom 11.12.1986 (s. Anlage
5).
Vorbemerkungen:
Die Arbeitsgruppe hat sich auf Sitzungen am 19.3., 9.4., 11.5. und
18.5.1987 mit den verschiedenen Aspekten der Nutzung von
Informationssystemen befaßt. Sie hat sich entschlossen, ein
Gesamtkonzept zur Informationsversorgung vorzulegen. Dies geschah
auch aus der Überlegung heraus, daß der o.a.
Beschluß des StA IV aus dem Jahre 1983 fortgeschrieben und
an die neuesten technischen Entwicklungen angepaßt werden
muß. Die Nutzung der Datenbanken des
Fachinformationszentrums Karlsruhe, ursprünglich der
Anlaß für die Einrichtung der Arbeitsgruppe, wird nur
als Teilproblem gestreift, das u.a. für Kostenfragen von
Interesse ist.
Konzept:
- Im Interesse von Forschung und Lehre sind dieNutzungsmöglichkeiten für Informationssysteme an der
Philipps-Universität zügig auszubauen. Von
entscheidender Bedeutung für die Akzeptanz und Anwendbarkeit
der neuen Technologie ist dabei, daß sie so
kostengünstig und benutzerfreundlich wie möglich
angeboten wird.
- Angesichts der stürmischen Entwicklung der
Computertechnologie und des allgemeinen Trends zu lokalen
Computernetzen sind (in Einklang mit Vorstellungen der UB und der
DFG, vgl. Anlagen 2 und 4) folgende strukturelle Maßnahmen
erforderlich:
- Auf- und Ausbau eines lokalen Netzwerks, das
gleichermaßen den Datenaustausch innerhalb der
Universität und den Zugriff auf externe Datenbanken
ermöglicht.
- Netzanschlüsse mittels Personal-Computern
(möglichst mit einheitlichem Betriebssystem, MS DOS/IBM-
Standard); diese sollten in allen Bereichen der Universität
zum Einsatz kommen, wo dies aus sachlichen und wirtschaftlichen
Gesichtspunkten vertretbar ist.
- Ausbau der zentralen Informationsvermittlungsstelle bei
der UB zu einer Beratungs-, Service- und Informationszentrale. Die
UB sollte zu gegebener Zeit auch eigene (Kataloge der im
Universitätsbereich vorhandenen Literatur) und fremde
Datenbanken (CD-ROMs) online über das lokale Netz
bereithalten sowie Ausleih- und Kopiervorgänge abwickeln.
(Weitere strukturelle Konsequenzen ergeben sich aus Punkt 4.).
- Für Recherchen in kommerziellen Datenbanken sollte den
universitären Benutzern eine kostengünstige
Gebührenregelung ermöglicht werden. Aufbauend auf
Überlegungen der Konferenz der Hessischen
Bibliotheksdirektoren und einem zustimmenden Beschluß des
StA IV (Anlage 5) wird vorgeschlagen:
Subventionierung der Recherchekosten aus zentralen Mitteln;
Beteiligung der Benutzer über nach Leistungsklassen
gestaffelte Pauschalsätze, so daß die für
verschiedene Datenbanken sehr unterschiedlichen Gebühren auf
niedrigen Niveaus vereinheitlicht werden. Folgende
Pauschalgebühren erscheinen wünschenswert:
- Datenbanken mit Gebühren bis 100 DM pro
Anschaltstunde: Standardnutzung 25 DM, erw. Nutzung 60 DM
- Datenbanken mit Gebühren bis 250 DM pro
Anschaltstunde: Standardnutzung 50 DM, erw. Nutzung 120 DM
- Datenbanken mit Gebühren über 250 DM pro
Anschaltstunde: Standardnutzung 75 DM, erw. Nutzung 180 DM.
Erweiterte Nutzung bedeutet eine Suchzeit von mehr als 20
Minuten pro Datenbank und/oder die Ausgabe von mehr als 50
Literaturzitaten. Nach dem derzeitigen Rechercheaufkommen
müßten ca. 40.000 DM aus zentralen Mitteln
bereitgestellt werden, um die angegebenen niedrigen
Pauschalgebühren zu finanzieren [...].
Wünschenswert wäre es, wenn die erforderlichen
Mittel - in Fortschreibung der Rahmenvereinbarung des Landes mit
dem Fachinformationszentrum Karlsruhe und nach dem Vorbild anderer
Bundesländer - vom Land Hessen bereitgestellt würden.
Kommt eine derartige Regelung nicht zustande, empfiehlt die
Arbeitsgruppe eine angemessene Bezuschussung aus Mitteln der
Philipps-Universität.
- Das von Herrn Dr. Nelson in Absprache mit der UBvorgeschlagene Pilotprojekt Informationsvermittlung (Anlage 3)
sollte baldmöglichst durchgeführt werden. Es ist
geeignet, die Nutzungsmöglichkeiten für die
Informationsvermittlung deutlich zu verbessern und die laufenden
Kosten zu verringern.
Mit einer teilweise durchaus fortgeschriebenen Anwendung von
Personal-Computern in einigen Forschungsgruppen der
Universität ist das Projekt nicht vergleichbar. Es ist in
Richtung auf umfassende Information und Serviceleistungen für
die universitären Benutzer konzipiert. Wichtige
Einzelbausteine sind:
- Zusammenfassung, Anpassung und Erprobung
wünschenswerter Programmfunktionen zu einem auf den
wissenschaftlichen Anwender von Personal-Computern zugeschnittenen
integrierten Paket, das allen universitären Benutzern
zugänglich gemacht wird. Wichtige Teilfunktionen, die
qualitative Verbesserungen und/oder Kostenersparnis bringen,
sind:
- universeller Kommandosatz für Recherchen in
Datenbanken unterschiedlicher Anbieter mit vielfach deutlich
abweichenden Retrievalsprachen;
- Software für die Definition und Speicherung von
Suchanfragen im Batch-Betrieb, d.h. Einsparung teurer
Dialogzeiten;
- Programme für die Vor-Ort-Speicherung, Formatierung,
Verwaltung und Lokalsuche von Daten, die aus Datenbanken in das
lokale System "heruntergeladen" werden. In den so angesammelten
Daten können vor Ort kostengünstige Suchen
durchgeführt werden; Kosten entstehen vor allem für das
"Updating";
- Software mit Editor-Funktionen für die
Textverarbeitung, z.B. Formatierung von Literaturzitaten jeweils
nach den Anforderungen verschiedener Zeitschriften für die
Veröffentlichung.
- Aufbau einer universitären Beratungsstelle bei der
UB für die Anwendung der unter a. aufgeführten
Programmfunktionen. Ein derartiger Service ist sicher ein
wichtiges Desiderat.
- Einrichtung einer Mailbox (elektronischer "Briefkasten"
und "schwarzes Brett" zur Unterstützung der
Telekommunikation), die über das universitäre
Telefonnetz betrieben werden soll und damit auch vom
häuslichen Arbeitsplatz aus zugänglich wäre.
Über die Mailbox sollen Daten und Manuskripte ausgetauscht
und erprobte Programme und lokales Expertenwissen aufgelistet,
gesammelt und rund um die Uhr zu allgemeinen Benutzung
bereitgehalten werden (vgl. Anlage 3).
- Der Präsident wird gebeten, die nötigen Schritte zur
Realisierung und Finanzierung des vorgestellten Konzepts zur
Informationsversorgung der Philipps-Universität
einzuleiten.
gez. Prof. Ebert, Prof. Reitbök, Dr. Schneider