Vorschläge und Arbeitsergebnisse von Unterkommissionen der Ständigen Ausschüsse [...] der Philipps-Universität Marburg
Vorschlag vom 02.04.1980:
Kriterien zur Verteilung der Bibliotheksmittel. Gemeinsamer
Vorschlag der Unterkommissionen des StA III und des StA IV
-
- Ableitung von Richtwerten aus den Ausgaben ausgewählter
Universitäts- und Staatsbibliotheken
- Ausgaben ausgewählter Bibliotheken als
Bezugsgröße
Um Anhaltspunkte für die unterschiedlichen
Einflußgrößen auf den Bedarf an
Bibliotheksmitteln wie Entwicklung der Buchproduktion in einzelnen
Wissenschaftsfächern, Preisentwicklung etc. zu gewinnen,
werden die Ausgaben für die Bestandsvermehrung nach
Fächern großer Universitätsbibliotheken
ausgewertet. Grundlage dazu ist die Erwerbungsstatistik im
Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken. Es wurden solche
Bibliotheken, vor allem Universitätsbibliotheken,
ausgewählt, die um einen abgerundeten und umfassenden
Bestandsaufbau bemüht sind und nicht Bestandteil eines
neugegründeten integrierten oder eines weitgehend
koordinierten universitären Bibliothekssystems mit
Erwerbungskooperation sind. Nicht berücksichtigt werden
Bibliotheken im Aufbau, Bibliotheken der Technischen
Universitäten und Bibliotheken mit unvollständig
aufgegliederter Statistik.
In Ermangelung geeigneter Kriterien wird vorgeschlagen, im
Grundsatz am bisherigen Verfahren zur Ableitung von Richtwerten
festzuhalten. Die Einzelanalyse hat jedoch ergeben, daß die
Ausgaben der Universitäts- und Staatsbibliothek Köln
ausgeklammert werden müssen, da bei den Mitteln für die
Medizin in den angegebenen Summen zentrale und dezentrale Ausgaben
zusammengefaßt sind. Es sollen danach die Ausgaben folgender
Zentralbibliotheken zur Ermittlung von Richtwerten nach
Fächern der Bibliotheksstatistik herangezogen werden:
- Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
Berlin
- Universitätsbibliothek Bonn
- a) Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt
- b) Senckenbergische Bibliothek Frankfurt
- Staats- und Universitätsbibliothek
Göttingen
- Universitätsbibliothek Kiel
- Universitätsbibliothe Mainz
- Universitätsbibliothek Münster
- Universitätsbibliothek Saarbrücken
- Universitätsbibliothek Tübingen
- Universitätsbibliothek Würzburg
- Bezugszeitraum
Um zufällige Jahresschwankungen auszuschalten,
gleichzeitig die Entwicklung der Buchproduktion und die
Preisentwicklung in einzelnen Wissenschaftsfächern aber noch
hinreichend zu berücksichtigen, werden die Ausgaben der
ausgewählten Bibliotheken aus fünf Jahren (1974 - 1978)
zugrunde gelegt. Dieser Ansatz wird jährlich
fortgeschrieben.
- Korrektur um Extremwerte
Die Anteile einzelner Wissenschaftsfächer an denGesamtausgaben der jeweiligen Bibliothek können voneinander
abweichen. Insbesondere der Umstand, daß bei den
herangezogenen Bibliotheken für bestimmte Fächer
Sondersammelgebiete vorliegen, kann dabei zu Verzerrungen
führen, da für andere Fächer solche
Schwerpunktbildungen außerhalb der zehn aufgeführten
Bibliotheken erfolgt sind. Es werden daher bei den Mitteln
für ein Wissenschaftsfach jeweils die Mittel der Bibliothek
außer Betracht gelassen, die den höchsten und den
niedrigsten prozentualen Anteil an den Gesamtausgaben für das
jeweilige Fach ausweisen. Die sich aus den jeweiligen Restsummen
pro Fach ergebenden Anteile (in Prozent) werden der weiteren
Betrachtung zugrunde gelegt (vgl. Tabelle 1).
- Einbeziehung dezentraler Ausgaben für Bibliotheken
Auf Anregung des Ständigen Ausschusses III sollten die
Richtwerte dahingehend überprüft werden, ob durch die
zusätzliche Einbeziehung von Ausgaben für Fachbereichs-und Institutsbibliotheken Verschiebungen in den prozentualen
Anteilen einzelner Fächer notwendig werden. Hierzu sind alle
Universitäten mit der Bitte angeschrieben worden, Angaben zu
den entsprechenden Bibliotheksausgaben zu machen. Von den 30
Universitäten, die Angaben geliefert haben, waren die
Bibliotheksausgaben von 8 vergleichbar (für die übrigen
waren die Angaben entweder zu vage oder das fachliche Raster der
Bibliotheksstatistik und der vorgefundenen organisatorischen
Einheiten war auch nicht annähernd zur Deckung zu
bringen).
Der Ständige Ausschuß IV hatte bereits
festgestellt, daß das Verhältnis von Natur- zu
Geisteswissenschaften insgesamt keiner Korrektur bedürfe
(Kriterien zur Verteilung von Bibliotheksmitteln. Bericht der
Unterkommission des Ständigen Ausschusses IV vom 28.11.1979
zur Sitzung des StA IV am 6.12.1979 Unterlage M 33). Gleichzeitig
wurden geringfügige Verschiebungen innerhalb der
Fächergruppen vorgeschlagen. Die nochmalige
Überprüfung der Einzelangaben hat ergeben, daß die
seinerzeit vorgeschlagenen Korrekturen bereits im wesentlichen
durch das modifizierte Verfahren nach I,3 erfolgen. Die Korrektur
aufgrund der Analyse dezentraler Bibliotheksausgaben ist für
die folgenden Jahre nicht fortschreibbar, da die wesentlichen
statistischen Voraussetzungen dafür fehlen. Aus diesem Grund
wird vorgeschlagen, es bei dem gemäß I,3 modifizierten
Verfahren der Richtwertbildung zu belassen.
Tabelle 1: Ausgaben von 10 ausgewählten Bibliotheken
für Bestandsvermehrung nach Fächern (1974 - 1978).
Anteile einzelner Wissenschaftsfächer an den
Gesamtausgaben der jeweiligen Bibliothek [...].
Tabelle 1a: Ausgaben ausgewählter Staats- und
Universitätsbibliotheken für die Bestandsvermehrung nach
Fächern 1974 - 1978 [...].
Um Extremwerte korrigierter Ansatz [...].
- Projektion der Wissenschaftsfächer nach dem Jahrbuch der
Deutschen Bibliotheken auf ein Fachbereichsraster
Die Erwerbungsstatistik im Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken ist
einheitlich nach Wissenschaftsfächern und ohne Rücksicht
auf die von Hochschulort zu Hochschulort verschiedene
Fachbereichseinteilung gegliedert. Diese Systematik ist auf die
Organisationsstruktur der Universitätsbibliothek Marburg zuprojizieren.
Dazu waren Annahmen über die prozentualen Anteile der
Fachgebiete einzelner Fachbereiche an den Fächern der
Bibliothekssystematik zu machen.
Es wird vorgeschlagen, es bei der bereits 1978 erfolgten
Aufteilung zu belassen. Die vom Ständigen Ausschuß IV
eingefügten weitergehenden Differenzierungen und
Verschiebungen heben sich teilweise wieder auf und könnten
Anlaß zu immer weitgehenderen Verfeinerungen des
Projektionsrasters werden, für die aber eine hinreichend
empirische Grundlage nicht geliefert werden kann.
In Tabelle 2 sind die prozentualen Anteile der Erwerbungskosten
gemäß Tabelle 1 übertragen worden. In Tabelle 3
werden diese Anteile auf Fachbereiche umgerechnet.
Tabelle 2: Anteile der Fachbereiche an den
Wissenschaftsfächern.
[...].
Tabelle 3: Ableitung von Richtwerten nach Fachbereichen.
[...].
-
Verteilung nach Richtwerten, Professoren- und
Studentenzahlen
- 80% des Ansatzes für Bibliotheksmittel sollen nach
Richtwerten verteilt werden. Hierzu werden die Fachbereichsanteile
aus Tabelle 3 herangezogen. Da die Verteilung der
Bibliotheksmittel aus ATG 71 des Kapitels 0405 zu analysieren ist,
wird der für den Fachbereich Humanmedizin ausgewiesene Anteil
herausgerechnet, indem die verbleibenden 89,82% wiederum auf 100%
umgerechnet werden (Tabelle 4, Spalte 2).
- 10% des Ansatzes für Bibliotheksmittel sollen
entsprechend der Studentenzahl verteilt werden. Hierdurch soll die
unterschiedliche Zahl potentieller Nutzer, die dadurch evtl.
erforderliche Zahl von Mehrfachexemplaren etc. berücksichtigt
werden. Zugrundegelegt wird die gewichtige Stundenzahl (Umrechnung
aller Lehrleistungen incl. der Dienstleistungslehre auf
Hauptfachstudenten): Tabelle 4, Spalte 4.
- 10% des Ansatzes für Bibliotheksmittel sollen
entsprechend der Professorenzahl verteilt werden, wodurch
Anschaffungen für Spezialgebiete entsprechende
Berücksichtigung finden sollen.
In Tabelle 4 sind die entsprechenden Werte für das
laufende Haushaltsjahr im Sinne einer Modellrechnung
aufgeführt.
Tabelle 4: Ableitung des Bedarfs an Bibliotheksmitteln insgesamt.
[...].
- Aufteilung der Mittel auf Fachbereiche und
Universitätsbibliothek
Die Unterkommissionen des Ständigen Ausschusses III und des
Ständigen Ausschusses IV schlagen folgende Aufteilung der in
Tabelle 4, Spalte 8 ausgewiesenen Gesamtmittel vor:
- Fachbereiche 01, 02, 03, 05, 06, 08, 09, 10, 11 und 21
Anteil Fachbereich 62,8%, Anteil UB 37,2%.
Die Unterkommissionen folgen hier dem Vorschlag des
Ständigen Ausschusses IV vom 6.12.1979 und den Folgerungen,
die aus dem
innerhalb des Bibliothekssystems der Philipps-Universität
gezogen worden sind.
- Fachbereiche 04, 17 und 19
Anteil Fachbereich 65,0%, Anteil UB 35,0%.
Auch hier folgen die Unterkommissionen im wesentlichen dem
Vorschlag des Ständigen Ausschusses IV vom 6.12.1979.
Aufgrund der Verteilung der Ist-Ausgaben ist der FB 17 nicht der
Kategorie 3 zugeordnet worden. (Auch die Analyse der Ausgabepraxis
an anderen Hochschulen hat ergeben, daß bei der Beschaffung
biologischer Literatur deutlich die Gewichte zugunsten der
Zentralbibliotheken verschoben sind.)
- Fachbereiche 12, 13, 14, 15, 16 und 18
Anteil Fachbereich 70,0%, Anteil UB 30,0%.
Wegen der räumlichen Trennung zwischen UB und
Fachbereichen wird für diese 6 Fachbereiche - abweichend vom
ursprünglichen Votum des StA IV - eine Verschiebung zugunsten
des Fachbereichsanteils vorgeschlagen. Eine Verschiebung in dieser
Größenordnung wird auch als noch vereinbar mit dem
Grundsatzbeschluß des Ständigen Ausschusses IV zur
Beschaffungspolitik (in der Fassung vom 6.12.1979) angesehen.
- Fachbereich 07
Anteil Fachbereich 70,0%, Anteil UB 30,0%.
Mit der deutlichen Verschiebung zugunsten des Fachbereichs
sollen die spezifischen Bedürfnisse der Fachgebiete
Archäologie und Vor- und Frühgeschichte im Hinblick auf
die Präsenzbestände von Kunstdrucken berücksichtigt
werden.
-
Für die Universitätsbibliothek sollen über den sich
nach I. ergebenden Gesamtanteil von ca. 35% hinaus folgende
zusätzliche Mittel veranschlagt werden:
- 10% der Summe nach I. für zusätzliche Aufgaben
(insbesondere zur Verstärkung der Mittel für die
Lehrbuchsammlung und für Sondersammelgebiete).
- 15% der Summe nach I. zur Abdeckung des
verwaltungsmäßigen Grundbedarfs.
- Ein Zuschuß zur Beschaffung medizinischer Literatur (auf
Basis der im Haushaltsjahr 1980 zur Verfügung stehenden
Mittel in Höhe von DM 150.000). Dieser Ansatz ist
spätestens im Zusammenhang mit der Schaffung einer
medizinischen Zentralbibliothek auf den Lahnbergen zu
überprüfen.
- Darüber hinaus sollen der UB Mittel aus der Hauptgruppe 8
zur Verfügung gestellt werden (auf Basis der im Haushaltsjahr
1980 zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von DM
50.000).
[...].
-
Die Bibliotheksanteile werden bei den Zuweisungen der Gesamtmittel
aus der ATG 71 an die Fachbereiche als Orientierungswerte
gesondert ausgewiesen; diese Werte sollen nicht ohne Grund
unterschritten werden. Für die UB wird der Anteil am
Gesamtansatz für wissenschaftliches Schrifttum
zurückgerechnet auf das Raster nach Wissenschaftsfächern
S. 22; die so ermittelten Summen stellen ebenfalls
Orientierungswerte dar.
Aufteilung der Bibliotheksmittel auf Fachbereiche und UB
(Vorschlag für die gemeinsame Sitzung der Unterkommissionen
der Ausschüsse III und IV).
[...].
Orientierungswerte für die Ausgaben derUniversitätsbibliothek für wissenschaftliches Schrifttum
nach Wissenschaftsfächern
(auf Basis der Modellrechnung 1980).
[...].