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Titel:Präoperative Flüssigkeitssubstitution bei Nüchternheit im Rahmen elektiver Operationen – Einfluss auf die hämodynamische Stabilität während der Narkoseeinleitung und Operation
Autor:Hinterobermaier, Johanna
Weitere Beteiligte: Torossian, Alexander (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2020
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0036
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-00369
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0036
DDC: Medizin
Titel (trans.):Preoperative volume substitution in elective surgery patients
Publikationsdatum:2020-02-04
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Hämodynamik, fluid therapy, Flüssigkeitsgabe, randomized clinical Trial, perioperativ, Fall-Kontroll-Studie, hemodynamic stability, Echokardiografie

Zusammenfassung:
Das Auftreten einer Kreislaufinstabilität bedingt durch Flüssigkeitsmangel nach einer längeren präoperativen Nüchternheitsphase ist bei Patienten, die in Allgemeinanästhesie operiert werden sollen, ein oft beobachtetes Problem. Die Einschätzung des tatsächlichen Flüssigkeitsdefizits gestaltet sich klinisch eher schwierig. Ziel dieser randomisierten klinischen Studie war es daher, den Einfluss einer definierten präoperativen Flüssigkeitssubstitution auf die hämodynamische Stabilität (vergleiche Definition derselben unter 3.5) während der Narkoseeinleitung zu untersuchen. Dies geschah durch Einsatz eines erweiterten, minimal-invasiven Monitors und durch eine transthorakale Echokardiografie (TTE). Die teilnehmenden Patienten waren relativ jung und gesund und unterzogen sich standardisierten operativen Eingriffen ohne großes Operationstrauma und ohne größere Flüssigkeitsverschiebungen. Es handelt sich hierbei um eine randomisierte und prospektive klinische Fall-Kontroll-Studie. Insgesamt nahmen 219 Patienten an der Untersuchung teil. Die Patienten wurden an (Neben-) Schilddrüse, Gallenblase, Ovarien und Gebärmutter operiert. Durch Umschlagrandomisierung wurden die Patienten einer Studien- oder einer Kontrollgruppe zugelost. Patienten der Kontrollgruppe erhielten präoperativ keine Flüssigkeit, während Patienten der Studiengruppe einen Flüssigkeitsbolus von 8 ml/kg KG Ringer-Acetat-Infusionslösung vor Narkoseeinleitung erhielten. Primärer Endpunkt war dabei das Auftreten einer hämodynamischen Instabilität nach Narkoseeinleitung. Ferner gab es 15 weitere sekundäre Endpunkte, die einzelne Parameter der Hämodynamik, den Verbrauch von Katecholaminen, Ergebnisse in Blutgasanalyen, etc. beinhalteten. Die Auswertung erfolgte mit der Software SPSS (IBM Statistiks Version 20). Parametrische Variablen wurden mit T-Test und Chi-Quadrat-Test ausgewertet, während bei Verletzung der Normalverteilung Mann-Whitney-U-Test und Wilcoxon-Test verwendet wurden. Die primären und sekundären Endpunkte wurden mittels linearer und logistischer Regressionsanalysen ausgewertet. Nach positivem Votum der Ethikkommission wurden 219 erwachsene Patienten für diese Studie im Zeitraum von März 2013 bis September 2014 aufgeklärt. Die Studiengruppe erhielt 550 ml Ringer-Lösung (Median; Range 400-750) während die Kontrollgruppe 0 ml erhielt. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied bezüglich des Auftretens einer hämodynamischen Instabilität nach Narkoseeinleitung zugunsten der Gruppe, die Volumen erhielt (p<0,05). Für die sekundären Endpunkte zeigten sich insgesamt nur wenige Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Patienten der Studiengruppe wiesen nach Narkoseeinleitung signifikant einen höheren systolischen Blutdruck, ein höheres Schlagvolumen, einen höheren Herzindex und einen höheren Schlagvolumenindex auf. Katecholaminverbrauch, Krankenhausverweildauer, Blutgasanalysen nach Operationsende und das Auftreten einer hämodynamischen Instabilität während der gesamten Narkose unterschieden sich nicht zwischen Studien- und Kontrollgruppe. Eine präoperative Volumensubstitution bei elektiven Operationen führt nach der Narkoseeinleitung zu einer signifikanten Verbesserung der hämodynamischen Stabilität. Nach Narkoseende zeigen sich allerdings für die beiden Interventionsgruppen keine bedeutenden Unterschiede mehr. Es bleibt die Frage zu beantworten, wie viel Flüssigkeit für das Erreichen einer hämodynamischen Stabilität nach Narkoseeinleitung nötig ist und wie weit sich ein minimal-invasives Monitoring-System im klinischen Alltag durchsetzen kann.


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