Zusammenfassung:
Ziel der Arbeit
Das Thema der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung und Vergleich der
Papillenmorphologie und der Nervenfaserschichtdicke bei Kindern mit hoher Hyperopie
(Weitsichtigkeit) im Vergleich zu Kindern mit geringer Hyperopie und Emmetropie
(Normalsichtigkeit) mit dem Heidelberg Retina Tomographen (HRT II) und der
optischen Kohärenztomographie (OCT, RTVue 100). Der Zusammenhang der
erhobenen Papillenparametern mit dem Alter, dem sphärischen Äquivalent und der
Bulbuslänge wurde untersucht.
Bisher wurde noch kein Vergleich der beiden Messverfahren in Bezug auf die
Papillenparameter bei Kindern mit hoher Hyperopie durchgeführt.
Probanden und Methoden
Rekrutiert wurden Kinder im Alter von 6 - 17 Jahren, die Patienten der Sehschule der
Universitätsaugenklinik Marburg waren und bis auf einen Refraktionsfehler und einen
Strabismus keine weiteren Augen- oder Allgemeinerkrankungen aufwiesen. Insgesamt
wurden 68 Probanden in die Studie aufgenommen.
Nach diversen allgemeinen Augenuntersuchungen inklusive der Refraktion in
Zykloplegie erfolgten die speziellen Untersuchungen, wie die Messung der Augenlänge
mit dem IOL-Master und die Untersuchung der Papillenmorphologie und der
peripapillären Nervenfaserschicht bei erweiterten Pupillen mit dem Heidelberg Retina
Tomographen (HRT II) und der optischen Kohärenztomographie (RTVue 100).
Die Kinder wurden nach ihrer Refraktion in 2 Gruppen aufgeteilt. Die Gruppe E (Kinder
mit Emmetropie und geringer Hyperopie: SÄ ≥ -1 dpt und SÄ < 3 dpt) enthielt
insgesamt 37 Probanden und die Gruppe H (Kinder mit hoher Hyperopie: SÄ ≥ 3 dpt)
enthielt insgesamt 31 Probanden.
Die statistische Auswertung erfolgte mit „SPSS“ Version 22 (SPSS Inc., Chicago,
Illinois, USA), „R Commander“ Version 1.8-1 und „R“ Version 2.14.1.
Ergebnisse
Unterschiede zwischen Kindern mit hoher Hyperopie und Emmetropie zeigten sich in
unserer Studie sowohl bei der OCT, als auch bei dem HRT II.
Insgesamt fand sich in der Gruppe H eine signifikant geringere Bulbuslänge, als in der
Gruppe E. Je älter die Kinder waren, desto größer war die Bulbuslänge bei den
emmetropen Kindern. In der Gruppe H ließ sich weder eine Korrelation des Alters mit
dem sphärischen Äquivalent noch mit der Bulbuslänge feststellen.
Bei den Messungen der RNFL-Dicke mit dem OCT fanden sich in unserer Studie
zwischen den beiden Gruppen signifikante Unterschiede im Bereich des inferioren
Areals und des inferior-half Areals. Es bestand kein signifikanter Unterschied im
Bereich des superioren, temporalen, nasalen und des superior-half Areals.
Bei den OCT-Parametern der RNFL zeigt sich in unserer Studie sowohl in der Gruppe
E, als auch in der Gruppe H keine Korrelation mit dem Alter. Eine Korrelation zwischen
dem sphärischen Äquivalent der Probanden und der RNFL zeigte sich in unserer
Studie ebenfalls nicht. Die Bulbuslänge korrelierte signifikant negativ mit der RNFL
unserer gesamten Probanden (Gruppe EH). Je länger der Bulbus, desto geringer war
die RNFL-Dicke im inferioren, superior-half und inferior-half Areal.
Bei den in unserer Studie erhobenen HRT-Parametern, ließen sich signifikante
Unterschiede im Bereich der Papillenfläche, der Exkavationsfläche, des
Exkavationsvolumens, des Flächenquotienten (C/D Ratio), der linearen C/D Ratio, der
mittleren Exkavationstiefe und der maximalen Exkavationstiefe zwischen den beiden
Gruppen (E und H) feststellen. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede im
Bereich der Randsaumfläche, des Randsaumvolumens, der Exkavationsform, der
Höhenvariation der Kontur, der RNFL-Dicke, des RNFL-Querschnitts, der
Referenzhöhe, der Topographie, der FSM und der RB.
Bei der Korrelation zwischen dem Alter der Probanden und den einzelnen
stereometrischen Parametern des Sehnervenkopfes gemessen mit dem HRT zeigte
sich in der Gruppe E eine signifikant positive Korrelation mit der Exkavationsform und
eine signifikant negative Korrelation mit der Topographie SD und der FSM. In der
Gruppe H in unserer Studie bestand lediglich eine signifikant positive Korrelation des
Alters der Probanden mit der Topographie SD.
Es bestanden signifikant negative Korrelationen zwischen dem sphärischen Äquivalent
unserer gesamten Probanden (Gruppe EH) und einzelnen stereometrischen HRTParametern
des Sehnervenkopfes. Je höher das sphärische Äquivalent war, desto
kleiner war die Exkavationsfläche, das Exkavationsvolumen, der Flächenquotient (C/D
Ratio), die Lineare C/D Ratio, die mittlere Exkavationstiefe, die maximale
Exkavationstiefe und der RNFL-Querschnitt.
In Bezug auf die einzelnen stereometrischen Parameter des Sehnervenkopfes
gemessen mit dem HRT zeigten sich in unserer Studie mit der Bulbuslänge bei
unseren gesamten Probanden (Gruppen EH) signifikant positive Korrelationen. Je
größer der Bulbus, desto größer war die Exkavationsfläche, das Exkavationsvolumen,
der Flächenquotient (C/D Ratio), die Lineare C/D Ratio und die Mittlere
Exkavationstiefe.
Diskussion
Die Untersuchung mit der OCT zeigte insgesamt weniger Unterschiede zwischen den
Hyperopen und Emmetropen, als die Untersuchung mit dem HRT, was auf die
Bedeutung der HRT Untersuchung bei Hyperopen hinweist.
Die Papillen in hoch hyperopen Augen sind im Durchschnitt mehr gedrängt und kleiner
im Durchmesser. Das Randsaumvolumen ist jedoch vergleichbar mit emmetropen
Augen, was zu einer vermehrten Prominenz der hyperopen Papillen führt.
In der Zukunft sollten größere Patientengruppen mit Hyperopie und Emmetropie mit
HRT und OCT untersucht werden, um Normwerte für Kinder zu erstellen und somit
Pathologien frühzeitig erkennen zu können.