Zusammenfassung:
Hintergrund
Aktuelle klinische Studien zeigen die Möglichkeit eines inversen
Zusammenhanges zwischen der Erkrankung an einem Mammakarzinom und
Osteoporose. Der verbindende Faktor liegt möglicherweise im Östrogen-
Stoffwechsel. Der postmenopausale Östrogenverlust ist der
wichtigste Risikofaktor der primären Osteoporose der Frau, während die
kumulative Östrogenexpositionszeit ein Risikofaktor für die Erkrankung an
einem Mammakarzinom ist. Ob sich diese inverse Beziehung in den
Messwerten der quantitativen Ultrasonometrie (QUS) widerspiegelt ist bis dato
nicht untersucht worden. Des Weiteren untersuchten wir zusätzliche Tumoreigenschaften wie TNM Status, Grading und Rezeptorstatus um einen möglichen Zusammenhang zwischen Östrogenen, Mammakarzinom und Messwerten der quantitativen Ultrasonometrie zu finden.
Material und Methoden
Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer Querschnittsstudie und daraus
durchgeführter matched per Analyse. Insgesamt wurden 2492 Frauen (Mittleres
Alter ±SD, 54.4 ±10.3 Jahre) untersucht. Frauen mit Knochenstoffwechsel
beeinflussenden Erkrankungen oder Knochenstoffwechsel beeinflussenden
Medikamenten, außer einer HRT wurden von der Untersuchung ausgeschlossen.
Die erhobenen Parameter der QUS Messung, Schallleitungsgeschwindigkeit
(Speed of Sound, SOS), Breitbandultraschallabschwächung (Broadband
Ultrasound Attenuation, BUA) und der gerätespezifische Stiffness Index (SI),
wurden innerhalb der beiden Kollektive Mammakarzinom Patientinnen und
gesunde Kontrollpatientinnen verglichen. Aufgrund starker
Gruppenunterschiede zwischen beiden Kollektiven im Bezug auf die Variablen
Alter, Größe, Gewicht, Body Mass Index, Östrogenexpositionszeit,
Menopausenstatus, HRT und Stillzeit wurde eine matched pair Analyse
durchgeführt.
Ergebnisse
Die Frauen mit einem Mammakarzinom waren in der Gesamtpopulation
signifikant älter, schwerer und hatten einen höheren Body Mass Index als das
Gesamtkollektiv der gesunden Frauen. Sie hatten mehrere Geburten pro Frau
und eine längere Stillzeit, des Weiteren waren die Mammakarzinom
Patientinnen älter zum Zeitpunkt der Menopause als die gesunden
Vergleichspatientinnen. Dazu zeigte sich in den erhobenen Messwerten ein
signifikant höherer Wert der Ultraschallleitungsgeschwindigkeit (SOS), des zscores
und des Stiffness Index (SI). Nach matched pair Analyse konnte dieses
für die SOS, den SI und den t- und z-score nachgewiesen werden (p<0.001).
Die multiple lineare Regressionsanalyse ergab bei den Mammakarzinom
Patientinnen im gematchten Kollektiv einen signifikant höheren SOS- Wert und
SI Wert (p<0.001), höheres Körpergewicht (p<0.05) und eine längere Stilldauer
(p<0.05). Während osteoporosebedingte Frakturen erniedrigt waren (p<0.001).
Im Anschluss an die Berechnungen wurden die Messwerte der Patientinnen
und der gesunden Kontrollen in Quartilen eingeteilt und die odds ratio
innerhalb dieser Messwerte der QUS im Bezug auf die Erkrankung an einem
Mammakarzinom berechnet (95% confidenz intervall). Es zeigte sich eine
Erhöhung der Mammakarzinom Fälle vom zweiten zum vierten Quartil bei den
Variablen SOS, SI und t-score. SOS 2.5 (1.4-4.3), 3.1 (1.8-5.3) und 4.7 (2.7-8.2), SI 1,8
(1,1-3,1), 2,3 (1,3- 3,9) und 2.9 (1.7-5.0), t-score 1.9 (1.1-3.2), 2.3 (1.3-3.9) und
2.9 (1.7-5.0).
Schlussfolgerung
Die Messwerte Schallleitungsgeschwindigkeit (SOS), Stiffness Index (SI) und t-und
z-score der quantitativen Ultrasonometrie sind bei Frauen mit
primärem Mammakarzinom auch nach matched pair
Analyse signifikant höher als bei gesunden Vergleichs-Patientinnen. Dieser Zusammenhang wurde auch mittels multipler linearer Regressionsanalyse gezeigt. Dabei ergaben die zusätzlich erhobenen anamnestischen Daten wie Tumoreigenschaften (Rezeptoren, TNM, Grading)
keinen signifikanten Zusammenhang, wobei hier die Fallzahlen in den einzelnen Subgruppen zu unterschiedlich und im Einzelfall zu gering für eine definitive Aussage waren. Nach Einteilung in Quartilen ergab die Berechnung der odds ratios bei den Messwerten SOS, SI und t-score eine größere Anzahl an Mammakarzinomfällen bei Frauen mit höheren Messwerten als in der Gruppe mit den niedrigsten Werten. Prospektive Studien mit höheren Fallzahlen sind notwendig um diesen Zusammenhang zu bestätigen.
Die Zukunftsvision, die Messmethode als Screening-Verfahren für ein
Mammakarzinom zu verwenden kann derzeit nicht empfohlen werden, da die
Datendichte gering ist und Sensitivität (81%) und Spezifität ( 58 %) dafür zu gering sind. Bezüglich der Tumoreigenschaften wäre eine Datenerhebung mit einer
höheren Fallzahl und einem ausgeglichenen Verhältnis innerhalb der einzelnen
Untergruppen wünschenswert. Der grundlegende Mechanismus des
gefundenen Zusammenhanges der erhobenen Messwerte und einer
Erkrankung an einem Mammakarzinom konnte hier nicht gezeigt werden. Auch
muss postuliert werden dass es weitere Einflussgrößen außer den kontrollierten
Größen der Reproduktion, exogenem und endogener Östrogenexposition gibt.