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Titel:Der geschärfte Blick : zur Geschichte der Brille und ihrer Verwendung in Deutschland seit 1850
Autor:Buck, Susanne
Veröffentlicht:2002
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2002/0109
DOI: https://doi.org/10.17192/z2002.0109
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2002-01092
DDC:390 Ethnologie
Publikationsdatum:2003-07-24
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Brillen

Zusammenfassung:
Die Zeiten, in denen Augengläser etwas Ungewöhnliches waren, sind heute längst vorbei. Beinahe jede(r) Zweite trägt inzwischen ganz selbstverständlich eine Brille auf der Nase und aus dem vormals unschönen ?Spekuliereisen? ist längst ein modisches Accessoire geworden. Dass die Einstellung der meisten Menschen zur Brille trotz allem zwiespältig ist, wird gerade am Fehlen der Brille in vielen Bereichen deutlich: Nach wie vor gibt es -- für das Kino Hollywoods ehernes Gesetz -- keine echten Filmstars mit Brille und wenn in einem Modejournal attraktive Brillenträger(innen) abgebildet sind, dann handelt es sich mit Sicherheit um die Werbeanzeige eines Optikergeschäfts. Scheinbar unausrottbar -- und durch psychologische Tests bestätigt -- ist aber nicht nur die Auffassung, Brillen würden eine Person weniger attraktiv erscheinen lassen, sondern auch die Behauptung, Brillenträger seien besonders intelligent -- oder würden jedenfalls so aussehen. Viele dieser Einschätzungen haben ihre Wurzeln in der langen Geschichte der Brille. Rund 700 Jahre hat es gedauert, bis sie sich vom einfachen Leseglas zum präzisen optischen Instrument und vom Luxusartikel zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand entwickelt hat. Zu den entscheidenden Voraussetzungen dieses Siegeszuges gehörten die technische Verbesserung der Gläser und Brillengestelle, wichtige Fortschritte in der Augenheilkunde, die Entstehung des modernen Optikerwesens und nicht zuletzt die Einführung einer öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Gleichzeitig ist die einzigartige Karriere der Brille ein Stück "Augengeschichte": Die Tatsache nämlich, dass sich korrigierende Gläser erst innerhalb der letzten 150 Jahre in allen Gesellschaftsschichten durchsetzten, hängt mit einer rapiden Veränderung der Sehgewohnheiten in dieser Zeit zusammen. Durch veränderte Arbeitsbedingungen, die Entstehung des modernen Straßenverkehrs aber auch durch neue Freizeitbeschäftigungen wie Kino, Unterhaltungslektüre oder Schaufensterbummel wurde scharfes und rasches Sehen plötzlich zur wesentlichen Voraussetzung. Menschen, die sich bis dahin kurz- oder weitsichtig durchs Leben geschlagen, und oft kaum etwas von ihrer ?Behinderung? bemerkt hatten, waren nun auf die Hilfe korrigierender Gläser angewiesen. Seit ihrer Erfindung dient die Brille aber nicht nur dem besseren Sehen, sie hat auch eine wichtige Bedeutung als Stilmittel und modisches Accessoire. In ähnlicher Weise, wie sich wohlhabende Bürger im 18. und 19. Jahrhundert mit Scherenbrillen, Lorgnetten oder Monokeln in Szene setzten, werden heute unterschiedliche Brillenfassungen zur Unterstreichung und Inszenierung der eigenen Persönlichkeit verwendet. In der vorliegenden Arbeit soll der Gegenstand Brille aus all diesen Blickwinkeln betrachtet und dargestellt werden. Der umfangreiche erste Teil handelt von der Geschichte der Sehhilfe als technisches und medizinisches Instrument. Im zweiten Teil wird beschrieben, wie sich das Sehen im Zuge der Industrialisierung veränderte und welche anderen Umstände die Ausbreitung von Brillen förderten. Während in den ersten Abschnitten die optischen Linsen im Vordergrund standen, beschäftigt sich der dritte Teil mit den Brillenfassungen. Hier sollen Moden, Manieren, Gesten und Rituale rund um die Brille untersucht werden. Zum einen interessiert dabei die Vielfalt der Fassungsarten im ausgehenden 19. Jahrhunderts, zum anderen die heutige Brillenmode.


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