Einfluss schizotyper Persönlichkeitsmerkmale auf funktionelle und strukturelle Parameter von Hirnarealen der Gesichtsverarbeitung bei Gesunden

Schizotypie beschreibt ein Spektrum an Persönlichkeitsmerkmalen, die in verschiedenen Ausprägungen sowohl bei gesunden als auch erkrankten Personen nachweisbar sind. Sie lässt sich innerhalb des Schizophrenie- und Psychosespektrums als eine alternative Manifestationsform ansehen, die sich auf einem...

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Main Author: Schmid, Lea Christina
Contributors: Nenadic, Igor (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2024
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Schizotypie beschreibt ein Spektrum an Persönlichkeitsmerkmalen, die in verschiedenen Ausprägungen sowohl bei gesunden als auch erkrankten Personen nachweisbar sind. Sie lässt sich innerhalb des Schizophrenie- und Psychosespektrums als eine alternative Manifestationsform ansehen, die sich auf einem subklinischen Level bewegt und keine Pathologie per se darstellt. Schizotypie kann in drei phänotypische Dimensionen eingeteilt werden (d.h. positive, negative und desorganisierte Schizotypie) und kann helfen den Weg von gesund über Dysfunktionalitäten bis hin zur Krankheit besser nachzuvollziehen. In der vorliegenden Studie sollte der Einfluss von Schizotypie auf das Volumen und die Aktivierung von drei Gesichtsverarbeitungsarealen, sowie deren Interaktion untersucht werden. Die ‚fusiform face area‘ im Gyrus fusiformis, die ‚occipital face area‘ im Gyrus occipitalis inferior und die ‚posterior superior temporal sulcus face area’ im posterioren Sulcus temporalis superior werden nach dem Modell von Haxby dem ‚core system‘ zugeordnet und als frühe, gesichtsspezifische Areale angesehen. Es wurden 288 psychisch gesunde Proband:innen eingeschlossen und schizotype Merkmale psychometrisch mit Hilfe der ‚Multidimensional Schizotypy Scale‘ erfasst. Die Erhebung der strukturellen (T1) und funktionellen (task-based fMRT) Daten erfolgte mittels eines 3T MRT-Scanners unter Verwendung neutraler und emotionaler (ängstlicher) Gesichtsstimuli, sowie Bildern von Häusern. Es wurden allgemeine lineare Modelle verwendet um hypothesengeleitet den Zusammenhang der Schizotypiedimensionen und Aktivierung/Volumen der Gesichtsverarbeitungsareale, sowie deren Interaktion zu testen. Als zentrale Ergebnisse der Studie konnte für Gesichtsverarbeitung insgesamt kein Einfluss von Schizotypie auf die Aktivierung der untersuchten Hirnregionen nachgewiesen werden. Für emotionales Gesichterverarbeiten ergab sich ein negativer Zusammenhang zwischen der Aktivierung der fusiform face area, sowie der posterior superior temporal sulcus face area und der desorganisierten Facette der Schizotypie. Ein Einfluss von Schizotypie auf das Volumen der Areale des Core Systems konnte nicht nachgewiesen werden. Des Weiteren konnte grundsätzlich ein Zusammenhang zwischen dem Volumen der grauen Substanz und der Aktivierung der Gesichtsverarbeitungsareale, jedoch nicht in Form eines mediierenden Effektes, aufgezeigt werden. Die Ergebnisse der Studie geben außerdem Anhalt dafür, dass die drei Dimensionen der Schizotypie teilweise, jedoch nicht vollumfänglich, miteinander interagieren und nicht in Form eines moderierenden Effektes. Auf dem Feld der Schizotypieforschung existieren bislang wenig vergleichbare Studien, soweit vorhanden weichen die Erkenntnisse zur Aktivierung der Gesichtsverarbeitungsareale jedoch von unseren Ergebnissen ab. Zieht man, in Hinblick auf einen Kontinuumsgedanken, Studien aus dem weiteren Schizophrenie- und Psychosespektrum heran, so zeigt sich ein Einfluss auf die untersuchten Hirnareale sowohl für die Aktivierung beim emotionalen und auch Gesichterverarbeiten insgesamt, als auch auf die Volumina der grauen Substanz. Durch die vorliegende Studie konnte gezeigt werden, dass auch Ausprägungen im nicht pathologischen Bereich des Schizophrenie- und Psychosespektrums teilweise mit Veränderungen der funktionellen neuronalen Aktivierungsmuster einhergehen. Jedoch scheint der Einfluss erst mit Eintritt in eine Pathologie weitreichend signifikant zu werden. Diese Studie konnte damit einen weiteren Beitrag zur Konzeptualisierung des Spektrums leisten und im Rahmen des Kontinuumsgedanken an Literatur der Schizophrenieforschung anknüpfen. Sie ist unseres Wissens nach die erste Studie, die in einer großen Studienkohorte bei gesunden Proband:innen den Einfluss von Schizotypie auf die Aktivierung und das Volumen der Areale des Core Systems, sowie deren Interaktion in einem korrelativen Ansatz untersucht. Damit könnte sie den Grundstein für nachfolgende Studien bilden und im Rahmen dessen beispielweise durch weitere Stimuli mit zusätzlichen Emotionen und Erweiterung der Studienkohorte durch Proband:innen aus dem pathologischen Schizophrenie- und Psychosespektrum ergänzt werden.
DOI:10.17192/z2025.0003