Vitamin-B12-Metabolismus unter Anfallssuppressiva bei Menschen mit Epilepsie
In Studien ergaben sich Hinweise, dass Anfallssuppressiva (ASM) einen Einfluss auf den Vitamin-B12-Metabolismus insbesondere auf Vitamin B12, Folsäure und Homocystein (Hcy) haben könnten. Diese relevanten Nebenwirkungen sollten genau erforscht werden, da zum einen bei frühzeitiger Erkennung verminde...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2024
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | In Studien ergaben sich Hinweise, dass Anfallssuppressiva (ASM) einen Einfluss auf den Vitamin-B12-Metabolismus insbesondere auf Vitamin B12, Folsäure und Homocystein (Hcy) haben könnten. Diese relevanten Nebenwirkungen sollten genau erforscht werden, da zum einen bei frühzeitiger Erkennung verminderte Vitamine supplementiert werden könnten und zum anderen Hcy als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen gilt. Im Gegensatz zu „neueren“ ASM wurden die Einflüsse von „klassischen“ ASM wie Carbamazepin (CBZ) und Valproat (VPA) häufiger untersucht. Da die Studien jedoch zu kontroversen Ergebnissen kamen, gab dies Anlass zu weiteren umfassenden Untersuchungen. In dieser Arbeit wurden daher die Einflüsse häufig verwendeter ASM auf den Vitamin-B12-Metabolismus untersucht und mit der Literatur verglichen.
Retrospektiv wurden Daten von insgesamt 883 Personen ausgewertet, die in der Epilepsieambulanz des UKGM Marburg erhoben wurden. Eingeschlossen wurden ASM-Behandelte, bei denen eine Bestimmung diagnostischer Marker des Vitamin-B12-Metabolismus erfolgte. Dazu gehörten stets der Vitamin-B12- und Folsäure-Serumspiegel sowie in einigen Fällen zusätzlich Hcy, Holotranscobalamin (HoloTC) und Methylmalonsäure (MMA). Nach statistischer Korrektur von Alter und Geschlecht wurden mittels Kovarianzanalyse (ANCOVA) Mittelwertunterschiede der diagnostischen Marker zwischen CBZ, Lamotrigin (LTG), Levetiracetam (LEV) und VPA in Monotherapie (MT) untersucht. Zusätzlich wurde der Einfluss der Dosis bzw. des Serumspiegels von neun ASM in Kombinationstherapie (KT) mithilfe einer multiplen linearen Regression (MLR) ermittelt.
In den Ergebnissen zeigten sich signifikant niedrigere Folsäure-Spiegel unter CBZ (p < 0,001) verglichen mit anderen ASM in MT und KT. Die Daten legen nahe, dass eine orale Folsäure-Supplementation den Serumspiegel ausgleichen könnte. Unabhängig von Vitamin B12 und HoloTC lag ein signifikant höherer MMA-Spiegel unter TPM vor. Zudem zeigte sich unter VPA ein signifikant höherer Vitamin-B12-Spiegel, einhergehend mit höherem HoloTC und niedrigerem MMA. All diese Effekte waren sowohl von der ASM-Dosis als auch vom ASM-Spiegel abhängig. LTG, LEV, Lacosamid (LCM), Oxcarbazepin (OXC), Pregabalin (PGB) und Zonisamid (ZNS) zeigten hingegen keine relevanten Einflüsse auf die gemessenen Serumspiegel.
Analog zu gesichteten Studien hatte auch in der vorliegenden Arbeit CBZ einen negativen Einfluss auf den Folsäure-Spiegel, was zu erhöhten Hcy-Spiegeln führen kann, auch wenn dieser Effekt hier aufgrund der geringen Fallzahl nicht signifikant war. Im Gegensatz zu vorausgegangenen Studien, die teils verminderte Vitamin-B12- und Folsäure-Spiegel bei erhöhtem Hcy-Spiegel unter TPM zeigten, war in dieser Arbeit vorwiegend MMA signifikant erhöht, während die anderen Marker des Vitamin-B12-Metabolismus keine relevanten Veränderungen zeigten. Unter VPA zeigten sich höhere Vitamin-B12- und HoloTC-Spiegel, während niedrigere MMA-Spiegel vorlagen. Weiterführende Studien zu den zugrundeliegenden Mechanismen für die erläuterten Ergebnisse sowie zur Klärung der klinischen Relevanz sollten insbesondere bzgl. der höheren MMA-Spiegel unter TPM und der höheren Vitamin-B12-Spiegel unter VPA durchgeführt werden.
Der Vitamin-B12-Metabolismus sollte insbesondere unter CBZ, TPM und VPA engmaschig überwacht und bei Mangel eine Supplementation eingeleitet werden. Aufgrund des Folsäure-reduzierenden Effekts von CBZ und dem damit verbundenen Hcy-Anstieg sollte eine Therapieindikation kritisch geprüft und bei weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren andere ASM bevorzugt werden. |
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Physical Description: | 135 Pages |
DOI: | 10.17192/z2024.0386 |