Langzeitergebnisse zur Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie als adjuvante Radiatio versus Salvage-Radiatio bei Persistenz des prostataspezifischen Antigens
Hintergrund: Patienten mit Prostatakarzinom (PCa) kann, bei entsprechend vorliegenden histopathologischen Risikofaktoren, nach radikaler Prostatektomie (RPE) die Radiatio der Prostataloge angeboten werden. Diese kann mit urogenitalen sowie gastrointestinalen Akut- und Spättoxizitäten verbunden sein....
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2024
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Hintergrund: Patienten mit Prostatakarzinom (PCa) kann, bei entsprechend vorliegenden histopathologischen Risikofaktoren, nach radikaler Prostatektomie (RPE) die Radiatio der Prostataloge angeboten werden. Diese kann mit urogenitalen sowie gastrointestinalen Akut- und Spättoxizitäten verbunden sein. Definitionsgemäß erhalten Patienten ohne Persistenz des prostataspezifischen Antigens (PSA) nach RPE eine adjuvante Radiotherapie (ART), während die Radiatio bei Patienten mit PSA-Persistenz nach RPE als Salvage-Radiotherapie (SRT) bezeichnet wird.
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit war die Evaluation der onkologischen Langzeitergebnisse von PCa-Patienten nach RPE und anschließender Radiatio der Prostataloge als ART nach Erreichen des definierten PSA-Nullbereichs nach RPE oder als SRT bei PSA-Persistenz nach RPE. Hierbei wurde der Einfluss der PSA-Persistenz nach RPE auf die onkologischen Langzeitergebnisse untersucht. Mögliche Nebenwirkungen der Radiatio wie urogenitale sowie gastrointestinale Akut- und Spättoxizität, toxizitätsbedingte Zystektomie und Auftreten von vesikourethralen Anastomosenstrikturen (VUAS) wurden analysiert. Abschließend erfolgte der Vergleich der Ergebnisse mit in der Literatur beschriebenen Studiendaten.
Material und Methoden: In dieser retrospektiven Arbeit wurden 261 am Klinikum Fulda behandelte PCa-Patienten identifiziert, die nach offener retropubischer RPE bei Vorliegen von positiven chirurgischen Schnitträndern (R1) und/oder eines kapselüberschreitenden PCa (≥ pT3) im Zeitraum vom 01.01.2004 bis zum 31.12.2018 eine Radiatio der Prostataloge erhielten. Patienten mit neoadjuvanter antihormoneller Therapie, histologisch nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen (pN1) oder nicht erfolgter pelviner Lymphadenektomie (pNx) wurden ausgeschlossen. In die Auswertung wurden somit 180 PCa-Patienten einbezogen und abhängig von einer bestehenden PSA-Persistenz nach RPE in ART- oder SRT-Gruppe eingeteilt. Hierbei galt ein PSA- Wert > 0,1 ng/ml vor Radiatio als PSA-Persistenz nach RPE. Die perkutane Radiatio erfolgte durch einen Linearbeschleuniger mit Photonenstrahlung in 3D-konformaler oder intensitätsmodulierter Technik mit einer geplanten Gesamtdosis von 59,4 Gray (Gy); 64,8 Gy; 66,6 Gy oder 70,2 Gy mit einer Fraktionierung von 1,8 Gy pro Tag an 5 Tagen pro Woche.
Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten zum Zeitpunkt der RPE lag bei 65,8 Jahren (44,3-80 Jahre). Das untersuchte Gesamtkollektiv von 180 Patienten konnte mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8,3 Jahren (0,1-17,6 Jahre) nachverfolgt werden. Das biochemisch rezidivfreie 2-, 5- und 10-Jahres Überleben der Patienten mit ART betrug 96,4 %, 85,8 % und 75,7 %. Da nach Abschluss der SRT 47,1 % der Patienten weiterhin eine PSA-Persistenz oder -Progredienz mit einem PSA-Wert über dem definierten Grenzwert für ein biochemisches Rezidiv (BCR) aufwiesen, wurde das BCR-freie Überleben in der SRT-Gruppe nicht erhoben. Im Vergleich zu Patienten ohne PSA-Persistenz zeigten Patienten mit PSA-Persistenz nach RPE ungünstigere onkologische Langzeitergebnisse mit einem signifikant schlechteren metastasenfreien Überleben, karzinomspezifischen Überleben und Gesamtüberleben. So lag das metastasenfreie 2-, 5- und 10-Jahres Überleben von Patienten mit ART vs. SRT bei 99,3%, 98.5% und 87,1% vs. 91%, 64,3% und 36,4% (p<0,0000005). Das karzinomspezifische 2-, 5- und 10-Jahres Überleben von Patienten mit ART vs. SRT betrug 100 %, 100 % und 97,6 % vs. 100 %, 92,7 % und 68,5 % (p < 0,000000005). Das 2-, 5- und 10-Jahres Gesamtüberleben von Patienten mit ART vs. SRT lag bei 97,9 %, 94 % und 84 % vs. 100 %, 83,7 % und 61,8 % (p = 0,042). Darüber hinaus wiesen Patienten mit PSA-Persistenz im Vergleich zu Patienten ohne PSA-Persistenz nach RPE signifikant höhere präoperative PSA-Werte und ungünstigere Gleason-Scores auf. Urogenitale und gastrointestinale Akut- bzw. Spättoxizitäten ≥ Grad 3 wurden in insgesamt 3,3 % bzw. 5 % der Fälle beobachtet. Sechs Patienten (3,3 %) wurden aufgrund einer urogenitalen Spättoxizität zystektomiert. Bei 16,1 % der Patienten traten behandlungsbedürftige VUAS auf.
Schlussfolgerung: Die onkologischen Ergebnisse der ART sind exzellent. Bei PCa- Patienten mit RPE und nachfolgender Radiatio der Prostataloge ist eine PSA-Persistenz nach RPE mit signifikant schlechteren onkologischen Langzeitergebnissen vergesellschaftet. Darüber hinaus ist die Radiatio der Prostataloge nach RPE mit einer nicht zu vernachlässigenden Rate an Akut- und Spättoxizitäten assoziiert. Bei einer hohen Gesamtüberlebensrate hat ein Großteil der PCa-Patienten die Chance, mögliche Spätfolgen der Radiatio tatsächlich zu erleben, sodass der Einsatz dieser wohlüberlegt erfolgen sollte. |
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Physical Description: | 89 Pages |
DOI: | 10.17192/z2024.0378 |