Der Einflussfaktor Ernährung auf die perioperative Rekonvaleszenz und Hospitalisationszeit nach proximaler Femurfraktur im Alter
Einleitung: Die proximale Femurfraktur zählt nicht nur zu den häufigsten Frakturen im hohen Alter, sondern darüber hinaus aufgrund ihrer erheblichen psychosozialen Folgen sowie hohen gesundheitsökonomischen Kosten zu den geriatrischen Verletzungen höchster Relevanz. Trotz aller Bemühungen sind die L...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2024
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Einleitung: Die proximale Femurfraktur zählt nicht nur zu den häufigsten Frakturen im hohen Alter, sondern darüber hinaus aufgrund ihrer erheblichen psychosozialen Folgen sowie hohen gesundheitsökonomischen Kosten zu den geriatrischen Verletzungen höchster Relevanz. Trotz aller Bemühungen sind die Langzeitergebnisse frustrierend. Für die Betroffenen hat diese Fraktur häufig einen Verlust der eigenen Selbstständigkeit zur Folge. Die nach wie vor hohe Komplikations- und Mortalitätsrate verdeutlicht den Bedarf an Forschung und Weiterentwicklung zur Optimierung des Patientenoutcomes.
Bei der Entstehung und Rekonvaleszenz hüftgelenksnaher Frakturen ist Mangelernährung von großer Bedeutung. Die Ursachen und Folgen eines schlechten Ernährungszustandes sind dabei vielfältig. So begünstigt Mangelernährung nachweislich das Auftreten von postoperativen Komplikationen wie nosokomiale Infektionen oder Wundheilungsstörungen. Zudem konnten in zahlreichen Studien ein Zusammenhang zwischen Malnutrition und einer verlängerten stationären Behandlungszeit sowie erhöhten Gesundheitskosten gezeigt werden. Die mittlere Verweildauer proximaler Femurfrakturen in Deutschland beträgt derzeit 12,92 Tage. Eine Verkürzung der Hospitalisationszeit könnte neben verringerten Behandlungskosten auch eine Reduktion von nosokomialen Infektionen und weiterer Risiken bedeuten. Demgegenüber muss ein entlassfähiger Zustand mit adäquater Schmerzeinstellung, Frühmobilisation und reizlosen Wundverhältnissen vorliegen. Die Identifizierung des optimalen Entlasszeitpunktes bleibt angesichts dessen eine Herausforderung.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden in dem Zeitraum 07.11.2013 bis 30.10.2014, in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Marburg, mögliche Faktoren untersucht, welche eine relative Verzögerung der Verweildauer bewirkten bzw. Einfluss auf den frühestmöglichen Entlasszeitpunkt nahmen. Der tatsächliche Verlegungszeitpunkt wurde dabei mit dem frühestmöglichen verglichen. Dabei lag der Fokus dieser Arbeit auf dem Faktor Ernährung, da Malnutrition nachweislich das Patientenoutcome beeinflusst. Erfasst wurde der Ernährungszustand mit Hilfe des BMI, des Serumproteins Albumin sowie des Ernährungsfragebogens MNA. Zusätzlich wurde das Ernährungsverhalten während der postoperativen Behandlungszeit beobachtet.
Ergebnisse: Die Auswertung dieser Studie ergab eine deutliche Diskrepanz von 3,7 Tagen (SD = 3,7; p < 0,001) zwischen dem frühestmöglichen und tatsächlichen Entlasszeitpunkt, bei einer mittleren Verweildauer von 14,4 Tagen (SD = 5,1). Das Kollektiv entsprach dem typischerweise hochbetagten, multimorbiden Patienten geriatrischer Femurfrakturen, mit einem mittleren Lebensalter von 81,9 Jahren (SD = 7,6). Eine manifeste Mangelernährung konnte bei 10,2% der Patienten nach BMI bzw. 16,2% nach MNA nachgewiesen werden. Entgegen der Erwartung konnte kein Zusammenhang zwischen dem Ernährungsstatus (erfasst durch BMI und MNA) und dem frühestmöglichen oder reellen Entlasszeitpunkt festgestellt werden. Zwischen den zusätzlich erhobenen Variablen (ASA-Status, Frakturtyp und kognitiver Status) korrelierten lediglich der Frakturtyp B2 sowie der kognitive Status signifikant mit dem frühestmöglichen Entlasszeitpunkt. Eine statistisch hochsignifikante Korrelation (p< 0,000) zeigte sich zwischen dem Serumalbumin und dem frühestmöglich erfassten Verlegungszeitpunkt. Aufgrund des großen Einflusses organisch-medizinischer Faktoren auf den Serumalbuminhaushalt ist das Serumalbumin nicht als ernährungsspezifischer Parameter zu deuten. In Bezug auf das Patientenoutcome, die Mortalität und Morbidität hat sich der Serumalbuminspiegel jedoch als prädiktive Größe bewährt.
Schlussfolgerung: Angesichts des hochsignifikanten Zusammenhanges zwischen dem Serumalbumin und dem frühestmöglichen Entlasszeitpunkt, könnte dieser Parameter bei der Planung und Vorhersage des optimalen Entlasszeitpunktes Berücksichtigung finden. Das Ziel zukünftiger Studien sollte darin liegen, weitere Einflussfaktoren zu identifizieren, welche eine relative Überlänge der Hospitalisationszeit bewirken. Für die individuell bestmögliche Organisation der Verlegung bedarf es zudem Kriterien bzw. validierte Größen, welche den optimalen Entlasszeitpunkt eindeutig charakterisieren. Durch dieses standardisierte Entlassmanagement ließe sich zum einen das Patientenoutcome nach proximaler Femurfraktur erheblich verbessern, zum anderen könnten durch eine Reduktion unnötiger Behandlungszeit gesundheitsökonomische Kosten deutlich verringert werden. |
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DOI: | 10.17192/z2024.0348 |