Antibiotic Stewardship in der Intensivmedizin: Eine retrospektive Interventionsstudie
Das Phänomen der Antibiotikaresistenz ist heute eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. 2016 veröffentlichte die WHO einen globalen Aktionsplan zur Eindämmung der antimikrobiellen Resistenz und definierte Ziele, um diesem weltweiten Problem entgegenzuwirken. Eines davon ist, das Bew...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2024
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Das Phänomen der Antibiotikaresistenz ist heute eine der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. 2016 veröffentlichte die WHO einen globalen Aktionsplan zur Eindämmung der antimikrobiellen Resistenz und definierte Ziele, um diesem weltweiten Problem entgegenzuwirken. Eines davon ist, das Bewusstsein für die bedrohliche Lage und das Verständnis dafür durch Bildung, effektive Kommunikation und Training zu stärken.
Als ein Kernelement dieses Zieles wurden die Antibiotic-Stewardship-Programme eingeführt. Diese sind eine Reihe von koordinierten Maßnahmen wie interprofessionelle Kommunikation, Schulungen, Beratung durch ein ABS-Team sowie Reevaluationen und Audits zur Verbesserung und Optimierung des Einsatzes von antimikrobiellen Medikamenten mit dem Ziel, die Behandlungsergebnisse der Patienten zu verbessern, die mikrobiellen Resistenzen zu reduzieren und gleichzeitig unnötige Kosten zu senken. Mittlerweile ist die Effektivität des ABS-Programme unbestritten.
Antimikrobielle Resistenz ist für Intensivstationen von besonderer Bedeutung, da in diesem Bereich der Einsatz von Antiinfektiva, insbesondere von Carbapenemen, zu einer deutlich gesteigerten Resistenzentwicklung führt. Die Implementierung von ABS-Programmen auf Intensivstationen wurde in den letzten 15 Jahren mehr und mehr vorangetrieben, eine flächendeckende Anwendung ist jedoch nicht gewährleistet.
Aufgrund der Notwendigkeit, auf unserer multidisziplinären Intensivstation der zunehmenden Resistenzentwicklung entgegenzuwirken, wurden tägliche ABS-Visiten eingeführt. Obwohl dieses Instrument ein sinnvoller Bestandteil der Therapieentscheidung ist, sind ABS-Maßnahmen nicht immer dauerhaft implementierbar. In unser Fall war die tägliche ABS-Visite aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie nicht mehr möglich. Wir wollten nun nachverfolgen, ob der intensive Austausch während der ABS-Intervention einen nachhaltigen Effekt in Bezug auf den Antibiotikaverbrauch, Auftreten von multiresistenten Erregern, Mortalität und Verweildauer erzielen würde. Daher verglichen wir die ersten sechs Monate mit täglicher Beteiligung des ABS-Teams, mit den folgenden sechs Monaten. Zusätzlich wurde eine dritte Gruppe in die Studie aufgenommen, die alle Patienten vor die Implementierung von ABS-Programm umfasst. Dieser Zeitraum diente als Kontrollzeitraum.
Zunächst konnten wir nachweisen, dass das ABS-Programm wirksam war und zu einer sinnvolleren, gezielteren und effizienteren Verwendung von antimikrobiellen Substanzen führte. Folglich konnten wir, wie auch in anderen Studien bereits gezeigt wurde, feststellen, dass das Verschreibungsverhalten von Antibiotika sich verbesserte und dass die Verweildauer und die Mortalität nicht negativ beeinflusst wurden. Wir sahen daher die Nachhaltigkeit einer temporären, intensiven, täglichen ABS-Intervention bestätigt. |
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Physical Description: | 42 Pages |
DOI: | 10.17192/z2024.0341 |