Einfluss des Operationszeitpunktes auf den klinischen Verlauf sowie die Mortalität bei Acetabulumfrakturen geriatrischer Patienten
Die Inzidenz von Acetabulumfrakturen zeigt sich über die Jahre unverändert. Jedoch ist ein Anstieg des Anteils an geriatrischen Patienten mit Acetabulumfraktur um das 2,4-Fache festzustellen. Der niederenergetische Unfallmechanismus, der zu Acetabulumfrakturen geriatrischer Patienten führt, untersc...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2024
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Die Inzidenz von Acetabulumfrakturen zeigt sich über die Jahre unverändert. Jedoch ist ein Anstieg des Anteils an geriatrischen Patienten mit Acetabulumfraktur um das 2,4-Fache festzustellen.
Der niederenergetische Unfallmechanismus, der zu Acetabulumfrakturen geriatrischer Patienten führt, unterscheidet sich maßgeblich vom Hochrasanztrauma, im Rahmen dessen sich junge Patienten meist eine solche Fraktur zuziehen.
Die Empfehlungen zur Behandlung von Beckenfrakturen beziehen sich auf die ,,klassischen“ Beckenfrakturen, die auf ein Hochrasanztrauma zurückzuführen sind. Als geeigneter Zeitpunkt für die operative Versorgung der Frakturen wird das ,,window of opportunity“ (5.-10. Tag nach Trauma) angegeben, da sich der Organismus zu diesem Zeitpunkt stabilisiert hat. Da der Unfallmechanismus geriatrischer Acetabulumfrakturen jedoch eher dem proximaler Femurfrakturen (geriatrischer Patienten) ähnelt, war es Ziel dieser Arbeit, zu untersuchen, ob man sich bei der Behandlung von geriatrischen Acetabulumfrakturen an den Leitlinien für proximale Femurfrakturen, die eine frühzeitige operative Frakturversorgung nach Trauma empfehlen, orientieren kann.
Im Zeitraum von 09/2019 bis 05/2020 erfolgte die Erhebung der Daten, anhand derer anschließend eine retrospektive statistische Untersuchung durchgeführt wurde. Es wurden nur Patienten in die Auswertung eingeschlossen, die sich ihre Fraktur im Rahmen eines Niedrigrasanztraumas zuzogen. Die Patienten wurden nach dem Operationszeitpunkt in drei miteinander vergleichbare Gruppen eingeteilt und hinsichtlich des klinischen Verlaufs und Mortalität untersucht.
Zweiundfünfzig (49,5%) der 105 Patienten waren weiblich, 53 (50,5%) waren männlich. Das Medianalter aller Patienten lag bei 83,06 Jahren.
Bei der Auswertung der Daten wurde ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der operativen Versorgung und dem Auftreten von HWI nachgewiesen. Es zeigte sich ein Anstieg der Inzidenz von HWI mit zunehmender Dauer zwischen Sturz und OP. Ebenfalls zeigte sich, dass Patienten, deren operative Versorgung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte, häufiger mittels Prothese versorgt wurden. Ferner war ein Unterschied in der Verweildauer auf der ITS im Verlauf (ungeplante Aufnahme auf ITS nach postoperativer Behandlung auf Normalstation) zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2 festzustellen. Das Behandlungsintervall auf der ITS im Verlauf war bei Patienten der Gruppe 1 signifikant länger als bei Patienten der Gruppe 2.
Darüber hinaus konnte kein Einfluss des Operationszeitpunktes auf die stationäre Aufenthaltsdauer insgesamt und die Gesamtaufenthaltsdauer auf ITS und IMC, die operative Behandlung, die perioperativen Komplikationen oder die Mortalität nachgewiesen werden.
In Hinblick auf die Fragestellung, ob man sich bei der Behandlung geriatrischer Acetabulumfrakturen an den Leitlinien für proximale Femurfrakturen (geriatrischer Patienten) orientieren kann, konnte gezeigt werden, dass geriatrische Patienten mit Acetabulumfraktur ohne höhere Komplikationsrate frühzeitig nach Trauma operativ versorgt werden können. Eine Versorgung zu einem späteren Zeitpunkt erhöht das Risiko für Komplikationen, die mit einer längeren Immobilisation assoziiert sind.
Im Einklang mit den Leitlinien für die Behandlung hüftnaher Frakturen geriatrischer Patienten ist die frühzeitige operative Versorgung geriatrischer Acetabulumfrakturen somit empfehlenswert. |
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DOI: | 10.17192/z2024.0154 |